zum Hauptinhalt
Tanz unter der Discokugel

© dpa/Jonas Walzberg

„Last Dance“ nach 40 Jahren : Queere Disco „Die Busche“ in Friedrichshain schließt

1985 gegründet, am Samstag ist Schluss: Der queere Club „Die Busche“ in Berlin lädt zum letzten Tanz. Was sind die Gründe? Und warum der Club zuletzt auch in der Kritik stand.

Stand:

„Ein letztes Mal tanzen, ein letztes Mal lachen“, schreibt der Gay-Club „Die Busche“ auf Instagram und lädt ein zum „Last Dance – die Abschiedsparty“ am 26. Juli. Ein passender Tag, denn schließlich findet der Christopher Street Day in Berlin ebenfalls am Samstag statt.

Anschließend muss der legendäre Club am Warschauer Platz 18 schließen. Am Samstag soll daher noch einmal gefeiert werden „als gäbe es kein Morgen“, also „Open End“.

Auf Instagram verabschiedet sich das „Busche-Team“ und sagt „Danke für all die unvergesslichen Nächte, die Liebe, die Energie – und vor allem: für euch. Goodbye – aber mit einem Knall!“

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Was das Team am Ende noch schreibt, lässt zumindest darauf hoffen, dass es vielleicht irgendwann und irgendwo weitergehen könnte: „Und wer weiß … vielleicht sehen wir uns irgendwann wieder.“

Der Club startete 1985 an der Buschallee in Berlin-Weißensee und war einer der wenigen Orte in der ehemaligen DDR, in dem Schwule und Lesben feiern konnten. Es folgten mehrere Standorte, bis der Club 2004 in Friedrichshain eine Heimat finden konnte. Vier Mal in der Woche war geöffnet und es kamen Leute aus ganze Deutschland oder sogar der Welt in „Die Busche“.

Darum muss der Club schließen

Warum ist nun also Schluss? Betreiberin Carla Pahlau erzählt der Zeitung „B.Z.“ von gestiegenen Kosten bei Miete, Strom, Gema und Getränke. Das könne der Club nicht mehr stemmen. Seit der Corona-Pandemie würden nur noch halb so viele Gäste kommen, die Club-Kultur sei nicht mehr die gleiche wie zuvor. Die Menschen würden mehr Heimpartys veranstalten oder zu illegalen Raves in Parkanlagen gehen.

In der „B.Z.“ bedauert der ehemalige Kultursenator Klaus Lederer (parteilos) die Schließung. Es sei immer noch ein wichtiger Treffpunkt für die Szene, er selbst habe dort als Jugendlicher in den 1990er Jahren gefeiert.

„Schade für Berlin, traurig für die queere Szene“, schreibt die Website „Männer*“. Die Stadt verliere „einen weiteren traditionsreichen und identitätsstiftenden Ort der LGBTIQ*-Community“, der Club sei „über drei Jahrzehnte hinweg ein zentraler Treffpunkt für die Community“ gewesen, „vor allem für Frauen und Lesben.

Für viele Menschen ist „Die Busche“ allerdings seit zwei Jahren tabu. Denn Betreiberin Pahlau sorgte mit einem „Brandbrief“ an Berlins Regierenden Bürgermeister für Aufsehen. Darin lehnte sie ein geplantes Asylbewerberheim in der Nähe ihres Clubs ab und spricht davon, dass durch eine Vielzahl von Asylbewerberinnen und Asylbewerbern „Angsträume“ im Kiez entstehen könnten.

Einige CDU-Abgeordnete unterstützten Pahlau, die Linksfraktion war entsetzt. Im LGBTQ-Magazin „Siegessäule“ wurde der Inhaberin eine „Annäherung an rechtspopulistische Debatten“ vorgeworfen. Möglich, dass auch wegen dieses rassistischen Brandbriefes weniger Gäste in den Club kamen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })