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Thema

Silvester

Um zehn Minuten vor Mitternacht hatte Bernd Fahrholz, der Vorstandschef der Dresdner Bank, ein Erbarmen: Er überreichte Werner Paulus das erste Münz-Päckchen mit den neuen Euros. Drei Stunden lang hatte der 60-Jährige in der Nacht zum Montag zusammen mit rund 2000 Frankfurter Bürgern vor der Filiale der Dresdner Bank ausgeharrt.

Von Rolf Obertreis

Das Deutsche Herzzentrum kann seit Sonntag früh einen prominenten Patienten vorweisen: Der ehemalige russische Präsident Boris Jelzin ist nach Berlin gereist, um sich in Wedding von Roland Hetzer behandeln zu lassen. Hetzer gilt als international ausgewiesener Experte für Operationen am offenen Herzen.

Von Lars von Törne

Ganz kurz vor den besinnlichen Weihnachtstagen übt sich die Bundesregierung noch in Barmherzigkeit: Kommenden Mittwoch will Bundesarbeitsminister Walter Riester (SPD) seine Kabinettskollegen dazu überreden, schon ab Anfang Februar unbürokratisch tausenden Job suchenden aus Polen, Tschechien, der Slowakei und anderen Beitrittskandidaten Osteuropas die Chance auf einen Arbeitsplatz in Deutschlnd zu verschaffen. Doch nicht nur die Möglichkeit, den Osteuropäern zu harten Euro zu verhelfen, treibt Riester an.

Von Antje Sirleschtov

Wegen der "veränderten politischen Konstellation" in Berlin hat der Radiosender Hundert,6 seinen traditionellen Silvester-Brunch abgesagt. Die Situation lasse "öffentliches fröhliches Feiern" nicht zu, teilte Hundert,6-Geschäftsführer Georg Gafron am Mittwoch mit.

Jetzt wird es Zeit! Wenn es ums Geld geht, dann müssen viele Termine bis zum Jahresende 2001 erledigt werden.

Von Wolfgang Büser

Der Euro wird zwar erst mit dem Knallen der Sektkorken zu Silvester zum offiziellen Zahlungsmittel - doch die Vorbereitungen zur Einführung der neuen Währung laufen auch in den Berliner Banken auf Hochtouren. Jetzt werden die letzten Starter Kits an die Filialen ausgeliefert - Plastiksäckchen mit einem Satz Münzen im Wert von 10,23 Euro.

Was für eine Fallhöhe. Vor zwei Jahren hat Oskar Roehler einen herausragenden, ja, vielleicht den alles überragenden deutschen Film des vergangenen Jahrzehnts gemacht und dafür zu tiefstem Recht den Deutschen Filmpreis bekommen, seine "Unberührbare".

Von Jan Schulz-Ojala

Gespräche mit Oskar Roehler sind verrückte Angelegenheiten, selbst wenn sie an einem sonnigen Vormittag am Küchentisch stattfinden. Schon auf der Straße in Prenzlauer Berg wettert der Filmemacher über die Anti-Graffiti-Aktionen seiner Hausgemeinschaft, während er vor der gegenüberliegenden, graffitiübersäten Hauswand für den Fotografen posiert - nicht ohne dabei laut über Narzissmus und Scheu beim Fotografiert-Werden nachzudenken.

Von Christiane Peitz

Zwischen dem Brandenburger Tor und der Siegessäule wird in diesem Jahr wieder die größte Silvester-Party Deutschlands gefeiert. Das Bezirksamt Mitte beschloss in seiner jüngsten Sitzung, den Vertrag mit dem Party-Veranstalter "Silvester in Berlin GmbH" bis zum Jahreswechsel 2003 / 2004 zu verlängern.

Von Cay Dobberke

Schon Putzig. Als der Moderator die letzte Minute vor der Hochrechnung ansagt, gebärden sich die Genossen wie kurz vor Silvester.

Von Katja Füchsel

Die Alte Welt beginnt ungefähr zwanzig Kilometer vor Spoleto. Dann, wenn sich die Autostrada plötzlich in ein kurviges Landsträßchen verwandelt, das sich durch die mit Steineichen bewaldeten Schluchten des umbrischen Berglandes im Nordosten Roms schlängelt.

Shimon Stein hatte keine Ahnung, ob der Saal in seiner Residenz für Konzerte geeignet ist. Weil der israelische Botschafter als Freund der klassischen Musik aber nunmal sein erstes Hauskonzert planen wollte, rief er kurzerhand bei der Philharmonie an und bat um Hilfe.

"In unserem Lande ist es sehr frostig und feucht, unser Sommer ist nur ein grün angestrichener Winter, sogar die Sonne muß bei uns eine Jacke von Flanell tragen..

Von Lothar Heinke

Sanftes Harfenspiel empfängt die Gäste oben am Lift, und das Restaurant 207 Meter über Berlin wird vom Frühmorgengezwitscher deutscher Wald- und Wiesenvögel beschallt. Fehlte nur noch ein Hahnenschrei, als gestern früh ab Vier 220 Menschen frohgelaunt in die TV-Kugel strömten.

Chris Eckman und Carla Torgerson sind "hauptberuflich" das Gravitationszentrum der Walkabouts, jener amerikanischen Band, der in Sachen opulenter Orchestrierung und emotionaler Dichte wohl nur die Tindersticks nahekommen. Als Chris & Carla lassen sie die Streicher zu Hause und konzentrieren sich auf höchst intime, zerbrechliche Akustikversionen von Countryfolksongs aus eigener und fremder Feder.

Die Showeinlage wird gut zur wechselvollen Geschichte des Tempodroms passen: Mit einem Drahtseilakt feiert die "Stiftung Neues Tempodrom" um Irene Moessinger und den Kabarettisten Arnulf Rating heute um 13 Uhr das Richtfest für die 44 Millionen Mark teure Veranstaltungs-Arena am ehemaligen Anhalter Bahnhof. Die "Geschwister Weisheit" wollen mit ihren Motorrädern über ein Seil auf den 37 Meter hohen Rohbau zufahren.

Von Cay Dobberke

Romane schreiben, hat der spanische Autor Javier Marías einmal gesagt, ermögliche dem Romancier, einen guten Teil seiner Zeit in der Fiktion zu verbringen und im Königreich dessen, was gewesen sein könnte und nie gewesen ist, zu leben. Dass dies auch der Lieblingsort des seit zwei Jahrzehnten in Berlin lebenden Schweizer Autors Matthias Zschokke ist, haben die - viel zu wenigen - Kenner seines Werkes schon lange geahnt.

So viel Harmonie war nie bei Berlins geliebten Philharmonikern: Zwar tritt Franz Xaver Ohnesorg erst Anfang September sein neues Amt als Philharmoniker-Intendant an, doch schon jetzt wird klar, dass die Zeiten Weingartenscher Ministerialrats-Nüchternheit endgültig vorbei sind: Statt eines scheidenden Chefdirigenten, eines kommenden Kulturmanagers und zweier Orchestermusiker saßen bei der Präsentation des neuen Philharmoniker-Programms vier Freunde im Duz-Rausch im Philharmonie-Foyer und demonstrierten Einigkeit. Neben dem Xaver noch der Claudio (Abbado), der Pit (Peter Riegelbauer) und der Andreas (Wittmann), die davon erzählten, wie großartig man sich verstehe und was für tolle Sachen man im letzten Jahr miteinander erlebt habe.

An dem richtigen Zeitpunkt, den Weihnachtsbaum zu entsorgen, scheiden sich die Gemüter. Vor Silvester oder erst danach?

Von Andreas Conrad

Im Streit um die Nummerierung der Bezirke hat der Tagesspiegel entschlossen beschlossen, sich nicht länger als entschieden unentschieden beschimpfen zu lassen. Die Redaktion gibt deshalb bekannt, dass sie ab sofort an geraden Tagen für Namen ist und an ungeraden für Nummern.

Vielleicht sollte man an dieser Stelle zunächst erklären, wie sich der protestantische vom katholischen Umgang mit der Sünde unterscheidet. Also das ist so: Wir Katholiken sehen eine Sünde als eine Ausnahme an, die wir uns irgendwann eingestehen und in persönlicher (Gebet) oder vermittelter (Beichte) Zwiesprache mit Gott bereuen, um dann am Schluss die Absolution zu erhalten oder uns zumindest einbilden können, sie zu bekommen.

Von Giovanni di Lorenzo
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