
© dpa/Sebastian Kahnert
4000 Polizisten im Einsatz: So rüstet sich Frankreich vor dem Hochrisiko-Spiel gegen Israel
Nach den antisemitischen Ausschreitungen in Amsterdam bereitet sich Paris auf das Nations-League-Match Frankreich gegen Israel vor – mit einem großen Sicherheitsaufgebot.
Stand:
Emmanuel Macron gilt als Fußball-Fan. Doch dem Match zwischen der französischen und der israelischen Nationalmannschaft am Donnerstagabend wohnt er wohl nicht nur aus sportlichem Interesse bei.
Mit seiner Anwesenheit im Stade de France in Saint-Denis bei Paris sendet der französische Staatspräsident laut Élysée-Palast vielmehr „eine Botschaft der Brüderlichkeit und der Solidarität nach den inakzeptablen antisemitischen Taten in Folge des Matches in Amsterdam“ aus.
Dort war es vergangene Woche zu brutalen Angriffen auf Fans des israelischen Clubs Maccabi Tel Aviv mit mehreren Verletzten gekommen. Es war von Pro-Palästinensern regelrecht Jagd auf Israelis gemacht worden. Israel fordert seitdem seine Staatsbürger im Ausland dazu auf, den Besuch von Sport- oder Kulturveranstaltungen zu meiden.
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Allerdings hatten vor dem Spiel in Amsterdam auch gewaltbereite israelische Hooligans randaliert, palästinensische Flaggen heruntergerissen und den Tod palästinensischer Kinder in Gaza verhöhnt.
An Absage war nie gedacht worden
Trotz der Gefahr neuerlicher Ausschreitungen bestanden die französischen Behörden und die nationale Fußballföderation FFF darauf, das Spiel im Rahmen der Nations League der UEFA wie geplant stattfinden zu lassen.
Der Pariser Polizeipräfekt Laurent Nunez kündigte ein großes Sicherheitsaufgebot an. Zusätzlich zu den 1600 Mitarbeitern privater Sicherheitsfirmen werden insgesamt 4000 Polizisten und Gendarmen im Einsatz sein; hinzu kommen Mitglieder der Eliteeinheit der Nationalpolizei Raid.
Es soll umfassende Personenkontrollen geben und Beamte auch innerhalb des Stadions stationiert werden – bei einem Spiel dieser Größenordnung eigentlich unüblich. „Diese Maßnahmen erlauben uns, extrem reaktiv zu sein“, so Nunez.
Eine Begrenzung der Zuschauerzahl gibt es nicht, allerdings wurden bis Sonntag nur rund 20.000 Tickets verkauft, während das größte Stadion Frankreichs bis zu 80.000 Menschen fassen kann. Anders als sonst verzichtete die FFF auf Werbung in den sozialen Netzwerken.
Seit dem Anschlag der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 wurden die Heimspiele der Nations League der israelischen Nationalmannschaft sowie ein Match, das Belgien hätte ausrichten sollen, aus Sicherheitsgründen in Ungarn als engem Partner Israels ausgetragen.
„Normale Bedrohungslage bei sensiblem Spiel“
FFF-Präsident Philippe Diallo sprach sich gegen die Verlegung des nun anstehenden Spiels in ein kleineres Stadion aus, wie von manchen gefordert. Er habe „es immer unterstützt, im Stade de France vor Publikum zu spielen, weil es ein Fußballmatch ist und bleiben soll“.
Das französische Innenministerium erklärte, es gebe „lediglich die Bedrohungen, die bei jedem sensiblen Spiel herrschen“. Die größte Gefahr seien mögliche Zusammenstöße zwischen pro-pälästinensischen Demonstranten und der Polizei.
Angesichts des geopolitischen Kontextes existiere das „Null-Risiko“ nicht, aber er habe großes Vertrauen in die Professionalität der französischen Behörden, sagte Guillaume Farde, Spezialist für innere Sicherheit, gegenüber dem Tagesspiegel.
Bereits bei den Olympischen Sommerspielen in Paris im Sommer hätten die Verantwortlichen unter Beweis gestellt, dass sie die Lage trotz aller Bedenken im Vorfeld im Griff behielten.
Frankreich zeigt, dass es keine Diskriminierung aus Sicherheitsgründen gibt.
Guillaume Farde, Sicherheitsexperte
„Der Polizeipräfekt hat nun wieder ähnliche Sicherheitsvorkehrungen mit sehr großem Personalaufgebot getroffen nach dem Motto: Die Zahl macht die Stärke aus.“

© dpa/Aurelien Morissard
Problematisch sei hingegen, dass einige Politiker der extremen Linken sich nicht nur gegen die Ausrichtung des Spiels Frankreich-Israel aussprachen, sondern konkret dazu aufriefen, dieses zu stören: „Solche Appelle können dazu beitragen, Öl ins Feuer zu gießen.“
Farde hält es für wichtig, dass dieses Match ausgetragen wird: „Frankreich zeigt damit, dass alle Sportler, egal woher sie kommen, hier spielen können und es keine Diskriminierung aus Sicherheitsgründen gibt – sonst könnten die Israelis an keinen sportlichen Turnieren mehr teilnehmen.“
Dass es auch gewaltbereite israelische Anhänger gebe, leugne er nicht, doch generell sei „das Problem der Hooligans nicht neu“ und müsse mit Härte bekämpft werden. „Ein Fußball-Match zu verbieten, hieße, den Gewaltbereiten recht zu geben.“ Das sei nicht akzeptabel.
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