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Ein Mann mit Kamera beobachtet durch einen Spalt etwas.

© Getty Images/iStockphoto

Anschläge und Spionage: So geht Irans Mullah-Regime im Ausland vor – eine Chronik

Agenten, Banden, Ex-Rocker: Neben Hisbollah-Unterstützern setzen Revolutionsgarden und Nachrichtendienste der Islamischen Republik offenbar auf Handlanger aus dem kriminellen Milieu.

Stand:

Europa, Nord- und Südamerika, Asien – in diversen Staaten weltweit warnen Sicherheitsexperten vor Sabotage und Attentaten durch iranische „Schläfer“. Das Mullah-Regime setzt dabei offenbar nicht nur auf Agenten seiner Nachrichtendienste. Neben Anhängern der ebenfalls schiitisch-islamistischen Hisbollah kontaktierten Irans Revolutionsgarden zuletzt kriminelle Banden.

Ermittler sprechen in solchen Fällen von „Low-Level-Agents“, die weder über nachrichtendienstliche Ausbildung noch politische Prägung verfügen müssen. Diese Männer sind der jeweiligen Spionage- und Terrorabwehr oft nicht bekannt. Ein unvollständiger Überblick:


Griechenland, 2025

Nachdem er vom griechischen Geheimdienst EYP beobachtet worden ist, nahmen Ermittler auf Kreta einen Aserbaidschaner wegen Spionageverdachts fest. Der erste Hinweis kam offenbar von einem befreundeten Nachrichtendienst, mutmaßlich von der CIA oder dem israelischen Mossad. Der 26-Jährige war Mitte Juni mit polnischem Pass eingereist, soll 5000 Fotos von militärischen Einrichtungen gemacht haben und wird verdächtigt, insbesondere den US-Luftwaffenstützpunkt Souda ausspioniert zu haben.

Der Militärflughafen ist für US-Einsätze im Nahen Osten bedeutsam. Wie griechische Medien berichten, gehen die Behörden davon aus, dass der Mann mit einem ähnlichen Spionagefall auf Zypern in Verbindung steht, der nur wenige Tage zuvor aufgeflogen war.


Zypern, 2025

Nur zwei Tage zuvor war dem zypriotischen Nachrichtenportal „Philenews“ zufolge ein 40-Jähriger in der Nähe des britischen Luftwaffenstützpunkts in Akrotiri verhaftet worden. Der Verdächtige sei seit April 2025 auf Zypern aktiv, stamme aus Aserbaidschan und sei mit britischem Pass eingereist. Er soll Kontakt zu iranischen Revolutionsgardisten gehabt haben. Zwei weitere Männer seien in diesem Fall in Großbritannien festgenommen worden.


Schweden, 2024

Teheraner Agenten hatten 2024 versucht, militante Banden anzuwerben, um Angriffe in Europa durchzuführen. Das berichtete jetzt der Sender SVT. Demnach boten Vertreter iranischer Dienste den im kriminellen Milieu schwedischer Städte aktiven Männern an, sie im Kampf gegen Rivalen zu schützen. Die ohnehin mit Schusswaffen ausgerüsteten Banden sollten oppositionelle Exiliraner und israelische Einrichtungen angreifen.


Peru, 2024

Ein mutmaßliches Mitglied der Revolutionsgarden ist wegen versuchten Mordes an zwei Israelis in Untersuchungshaft genommen worden. Der Mann habe durch Heirat die peruanische Staatsbürgerschaft erlangt, hieß es, und soll gemeinsam mit zwei Peruanern geplant haben, die in Peru lebenden Israelis zu töten und einen Anschlag auf das Asiatisch-Pazifische Wirtschaftsforum durchzuführen.


Israel, 2022

Hacker veröffentlichten Fotos, Flugtickets, Steuerdokumente von Mossad-Chef David Barnea. Die Cyber-Angreifer sollen ihm diversen Medien zufolge seit 2014 online nachgespürt haben, womöglich sei ihnen das über ein altes Mobiltelefon seiner Ehefrau gelungen. Verdächtigt werden pro-iranische Hacker. Zuvor waren sensible Benutzerdaten einer israelischen Dating-Site gestohlen und publiziert worden.


Deutschland, 2022

Ramin Y. galt als brutale Rotlichtgröße. In Nordrhein-Westfalen gehörte er den Hells Angels an, tötete einen Rocker und floh in die Heimat seiner Eltern: Iran. Von dort soll Y. einen Brandanschlag auf eine Synagoge in Bochum und Schüsse auf das Rabbinerhaus in Essen organisiert haben, ausgeführt von kriminellen Freunden. In Sicherheitskreisen heißt es, die Al-Quds-Brigaden, die für Auslandsoperationen zuständige Einheit der Revolutionsgarden, hätten ihn beauftragt. Im April 2024 meldeten Oppositionsmedien, Y. sei im Iran getötet worden.


Deutschland, 2017

Ein Pakistaner, der in Bremen studierte, wird in Berlin wegen geheimdienstlicher Agententätigkeit verurteilt. Der Mann hatte offenbar im Auftrag der iranischen Revolutionsgarden monatelang Reinhold Robbe ausspioniert: Der SPD-Politiker war von 2010 bis 2015 Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft und als Ziel für ein Attentat ins Visier geraten, falls Israel den Iran attackiert.


Bulgarien, 2012

Fünf israelische Touristen und ihr bulgarischer Fahrer sterben in der Hafenstadt Burgas durch eine von einem Franko-Libanesen detonierte Bombe. Der Attentäter stirbt ebenfalls. Als Unterstützer werden 2020 ein libanesisch-australischer Hisbollah-Anhänger und sein libanesisch-kanadischer Komplize zu lebenslanger Haft verurteilt. Die islamistische Hisbollah herrscht als Partei und Miliz insbesondere im Süden Libanons und wird von der Theokratie in Teheran finanziell unterstützt.

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