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Trump empfängt den saudischen Thronfolger: Beim Thema Israel wird Trumps größter Wunsch vorerst unerfüllt bleiben
Mohammed bin Salman ist am Dienstag zu Gast beim US-Präsidenten. In vielem sind sich beide einig. Aber nicht bei allem.

Stand:
Eines muss man Donald Trump lassen: Er schafft es immer wieder, seinen Willen durchzusetzen – zumeist mit der ihm eigenen brachialen Mischung aus Drohungen, Strafmaßnahmen und Gewalt.
Doch nicht immer verfängt die Methode des US-Präsidenten. Im Handelsstreit mit Chinas Machthaber Xi Jinping konnte Trump ebenso wenig bewirken wie beim Ringen mit Russlands Herrscher Wladimir Putin um eine Waffenruhe in der Ukraine.
Sogar enge Partner sträuben sich zuweilen, jeden Wunsch des weltweit mächtigsten Mannes fast schon willfährig zu erfüllen.
Zu ihnen gehört Mohammed bin Salman. Der De-facto-Herrscher über Saudi-Arabien ist am Dienstag zu Gast im Weißen Haus.
Das Treffen dürfte nach außen als Harmonieveranstaltung dargestellt werden. Immerhin nennt Trump den Kronprinzen einen Freund.
Doch bei aller politischen und wirtschaftlichen Nähe – einer Bitte Trumps will und kann bin Salman nicht nachkommen: den sogenannten Abraham-Abkommen beizutreten und so die Beziehungen seines Landes zu Israel zu normalisieren.
Trump lässt keinen Zweifel daran, dass er das erwartet. Erst vor wenigen Wochen hat er Saudi-Arabien offenbar gedrängt, offiziell seinen Frieden mit dem jüdischen Staat zu machen.
Der US-Präsident soll in einem Telefonat mit bin Salman am 13. Oktober betont haben, wie wichtig ihm das Anliegen sei. Er sehe den Prinzen nach dem von ihm verkündeten Ende des Gaza-Kriegs in der Pflicht.
Sah Saudi-Arabien vor dem 7. Oktober in Israel einen halbwegs verlässlichen Partner, ist das heute grundlegend anders.
Christian Böhme
Der wird allerdings bei seinem USA-Besuch alles daran setzen, sich dieser Pflichtaufgabe zu entziehen. Und das gleich aus mehreren Gründen.
Das Königreich hat ein Palästina-Problem
Auf der formalen Ebene wird der saudische Thronfolger betonen, dass das Palästina-Problem mitnichten gelöst sei.
Solange Israel keine nennenswerte Kompromissbereitschaft erkennen lasse, sei es ihm als Vertreter palästinensischer Interessen unmöglich, auf die Regierung in Jerusalem zuzugehen. Sein Volk und die arabische Welt würden das als Verrat betrachten.

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Entscheidender sind aus bin Salmans Sicht jedoch zwei Faktoren, die sich auf einen Nenner bringen lassen: Misstrauen.
Das gründet auf den Machtverhältnissen im Nahen Osten, die sich nach dem Massaker der Hamas am 7. Oktober 2023 und dem daraus resultierenden Gaza-Krieg völlig verändert haben.
Sah Saudi-Arabien vor dem Terrorangriff in Israel einen halbwegs verlässlichen Partner – einen, mit dem man wegen übereinstimmender Interessen gut auskommen könne –, ist das heute grundlegend anders.
Die Furcht vor Israel ist groß
Der jüdische Staat wird gefürchtet, gilt als unberechenbar, wenn es darum geht, seine Interessen zu wahren. Der Luftschlag gegen die Hamas-Führung in Katar hat die Regierungen in der Region alarmiert: Womöglich nimmt Israels Luftwaffe auch uns ins Visier.
Deshalb wird bin Salman darauf drängen, dass sein Königreich ein ähnliches Schutzversprechen von den USA bekommt, wie es Katar nach der Attacke im September erhalten hat – einschließlich der Lieferung von F35-Bombern.
Schon seit Jahren gelten die Vereinigten Staaten bei arabischen Herrschern nicht mehr als verlässlicher Verbündeter.
Christian Böhme
Nur: Ob ein solcher Sicherheitspakt tatsächlich im Ernstfall zum Tragen kommt – auch bei einer Auseinandersetzung mit dem Rivalen Iran –, ist nach Einschätzung des saudischen Prinzen offenbar alles andere als gewährleistet.

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Schon seit Jahren gelten die Vereinigten Staaten bei arabischen Herrschern nicht mehr als verlässlicher Verbündeter. Diese Einschätzung hat sich mit Trumps Amtsantritt nicht verändert. Dessen Sprunghaftigkeit wird vielmehr mit Besorgnis zur Kenntnis genommen.
Saudi-Arabien hat deshalb damit begonnen, seine Wehrhaftigkeit und sein Abschreckungspotenzial mithilfe anderer Alliierter zu vergrößern: Im September schloss die Monarchie mit der Atommacht Pakistan einen Verteidigungspakt. Auch das ein deutliches Zeichen, wie wenig dem traditionellen Partner USA vertraut wird.
Das alles wird Mohammed bin Salman im Kopf haben, wenn Trump ihn in Washington wieder drängt, auf Israel zuzugehen. Die Antwort des Prinzen dürfte lauten: Hochgeschätzter Donald, das muss warten.
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