
© dpa/Uncredited
„Boden unseres Feindes brennt“: Einsatz weitreichender Raketen zwingt Russland offenbar zu Taktikänderung
Ein ukrainischer Kommandeur kommentiert den Einsatz amerikanischer Präzisionswaffen gegen Ziele in Russland mit markigen Worten. Er sieht die feindliche Armee nun unter Druck gesetzt, sich anzupassen.
Stand:
Es hat etwa tausend Kriegstage gedauert, bis die ukrainische Armee von den USA die Erlaubnis bekommen hat, mit präzisen, weitreichenden Raketen auf russisches Territorium zu schießen. Mehrfach wurden amerikanische ATACMS-Raketen – und auch britische Storm-Shadow-Marschflugkörper – inzwischen auf die russischen Grenzregionen Kursk und Brjansk abgefeuert. Gezielt wurde offenbar auf militärische Ziele wie eine Flugabwehranlage, einen Flugplatz und eine Kommandozentrale.
Es begann der Boden unseres Feindes unter seinen Füßen zu brennen
Jurij Fedorenko
Drohnen-Kommandeur Jurij Fedorenko kennt sich aus mit Luftangriffen auf Russland, allerdings verursachen die ferngesteuerten Attacken seiner Einheit sehr viel weniger Schaden als die fortschrittlichen Raketen und Marschflugkörper. Nun jedoch sieht Fedorenko den Verteidigungskrieg gegen Russland in einer neuen Phase angekommen. „Sobald die ukrainischen Streitkräfte die Erlaubnis zum Einsatz von Präzisionswaffen erhielten, begann der Boden unseres Feindes unter seinen Füßen zu brennen“, sagte Fedorenko gegenüber dem ukrainischen TV-Sender „Channel 24“.
Empfohlener redaktioneller Inhalt
An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.
Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.
Bei der taktischen Erwägung, wie sie Fedorenko schildert, spielen nicht nur die tatsächlichen Treffer der Ukraine eine Rolle – sondern auch die Angst der russischen Armee. Früher habe Russland schnell zusätzliche Reserven an die Frontlinie bringen und sich dabei einigermaßen sicher fühlen können. Lediglich mit Drohnen und Artillerie musste gerechnet werden. Das hat sich geändert.
Russland muss Taktik ändern
„Die Ukraine kann russische Ziele wie Flugplätze mit Präzisionswaffen treffen, und dann ist der Feind gezwungen, seine Flugzeuge ständig zu verlegen. Dadurch verringert sich die Zahl der Einsätze pro Tag“, führt Fedorenko aus. Das könne auch zur Sicherheit ukrainischer Zivilisten beitragen. Russische Kampfjets attackieren nämlich auch Städte, zum Einsatz kommen dabei sogenannte Gleitbomben. Sie sind offenbar so leise, dass die ukrainischen Sirenen erst kurz vor dem Einschlag – und damit zu spät – heulen.
Doch „je weniger Flüge der Feind unternimmt, desto weniger gelenkte Bomben fallen auf ukrainischen Boden und zerstören unsere Städte“, argumentiert Fedorenko.
Auch der rein militärische Nutzen der weitreichenden, präzisen Waffen in ukrainischer Hand klingt nachvollziehbar. „Wenn wir ein Lager auf russischem Territorium zerstören, aus dem sie ihre Geschütze an der Front mit Granaten versorgen, nimmt die Intensität des Beschusses ab.“
Gleichwohl warnten Militärexperten bereits davor, einzelne westliche Waffenarten als kriegsentscheidend überzubewerten. Das mag angesichts euphorischer ukrainischer Kommentare zwar naheliegen, ist aber wohl zu simpel gedacht.
Die ukrainische Armee hat es vielmehr mit einer Vielzahl von Problemen zu tun, die zu einem großen Teil, aber eben nicht ausschließlich auf mangelnde westliche Unterstützung zurückgehen.
So führte es Andrii Biletskyj, Kommandeur der dritten Angriffsbrigade, jüngst gegenüber dem Nachrichtenportal „Ukrainska Pravda“ aus. Er verweist unter anderem auf schlecht ausgebildete Nachwuchsoffiziere und bemängelt die schleppende Mobilisierung.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: