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„Ein bisschen Selbstironie gehört dazu“ : Baerbock verteidigt ihr Instagram-Video aus New York
Die Grüne ist neue Präsidentin der UN-Vollversammlung. Nun hat sich die 44-Jährige zu ihrem Clip im „Sex and the City“-Stil geäußert und ihr Interesse an dem Posten begründet. Auch inhaltlich bezog sie Position.
Stand:
Die frühere deutsche Außenministerin Annalena Baerbock hat sich wieder aus New York gemeldet, dieses Mal nicht per Instagram, sondern in einem Interview. Darin verteidigt die Grüne ihr heftig kritisiertes Video im „Sex and the City“-Stil, das die 44-Jährige vor ihrem Amtsantritt als Präsidentin der Vollversammlung der Vereinten Nationen (UN) in den sozialen Medien veröffentlichte. Baerbock positioniert sich in dem Interview auch inhaltlich zu ihrem neuen Posten.
Die Grüne bekleidet in New York seit Dienstag eine internationale Spitzenposition, der in erster Linie allerdings protokollarische Bedeutung beigemessen wird – sie ist nicht mit der Rolle von UN-Generalsekretär António Guterres zu verwechseln.
Ich selbst habe beim Filmen schmunzeln müssen, weil ein bisschen Selbstironie immer zu solchen Videos dazugehört.
Annalena Baerbock, Präsidentin der Vollversammlung
Wenige Tage vor ihrem offiziellen Amtsantritt hatte Baerbock auf ihrem Instagram-Profil ein Video veröffentlicht, in dem sie in Jeans, Blazer und High Heels ein gelbes Taxi heranwinkt, einsteigt, am UN-Hauptgebäude in Manhattan vorbeifährt und wieder aussteigt.
Dazu läuft die New-York-Hymne „Empire State of Mind“ von Alicia Keys und Jay-Z. Betitelt hatte Baerbock das Video mit „Are you ready?“ (Bist du bereit?). In der Kultserie „Sex and the City“ hatte sich Sarah Jessica Parker als Carrie Bradshaw auch immer wieder in High Heels Taxis herbeigewunken.
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Sie habe nicht nur Kritik, sondern auch andere, offenbar positive Reaktionen auf die Clips bekommen, sagte Baerbock nun der „Bild am Sonntag“. Die sozialen Medien seien nicht mehr wegzudenken aus dem politischen Diskurs und sprächen insbesondere jüngere Menschen an, führte Baerbock, die zwei Töchter hat, aus.
„Ich selbst habe beim Filmen schmunzeln müssen, weil ein bisschen Selbstironie immer zu solchen Videos dazugehört. Aber ich glaube, in Zeiten von Social Media erleben wir alle – nicht nur als Politiker, sondern auch als Eltern – dass wir unsere Kinder manchmal gar nicht mehr erreichen, weil sie ganz anders kommunizieren. Da hat niemand hier meine Rede aus der Vollversammlung angeschaut“, so Annalena Baerbock.
Baerbock äußert sich zu angeblicher Schwärmerei für Blinken
„Junge Menschen schauen auf Social Media. Wenn man die erreichen will, dann braucht man auch Formate, um dort hinzukommen“, sagte Baerbock weiter, die sich für das Interview auch in High Heels auf einem Leihfahrrad in New York fotografieren ließ.
Baerbock äußerte sich auch zu einem Medienbericht, in dem es nach ihrer Trennung von ihrem Ehemann um eine angebliche Schwärmerei für den ehemaligen US-Außenminister Tony Blinken ging. Diese Nachricht habe sie während einer Kabinettsitzung mit Olaf Scholz (SPD) erreicht und sie äußerst amüsiert.
„Ich habe laut auflachen müssen. Und alle guckten mich natürlich an.“ Sie habe dann die Überschrift des Beitrags laut vorgelesen, „und selbst der Bundeskanzler musste doch ein bisschen ins Lachen einsteigen“. Baerbock und ihr Mann Daniel Holefleisch hatten sich 2024 nach 17 Ehejahren getrennt.
Darauf angesprochen, warum sie nach dem Ende ihrer Tätigkeit als Außenministerin unbedingt diese neue Aufgabe bei den UN haben wollte, antwortete Baerbock: „Ich habe eine Leidenschaft für Außenpolitik, nicht nur als Außenministerin, sondern vorher auch schon. Und in der heutigen Zeit, das habe ich in den letzten drei Jahren hautnah miterlebt, ist dieses internationale System massiv unter Druck“.
Auch die UN stünden unter Beobachtung und kämpften zudem mit finanziellen Problemen. Die Institution zu reformieren und sie „für die Zukunft fit zu machen“ sei eine schöne Aufgabe, der sie sich gerne stellen wolle.
Will Baerbock Guterres bei den UN nachfolgen?
Nach ihren eigenen, womöglich weitergehenden Karriereambitionen befragt, äußert sich Baerbock zurückhaltend. Auf die Frage hin, ob sie womöglich Guterres „beerben wolle“, wenn dieser als UN-Generalsekretär aufhören werde, antwortet sie: „Das ist ausgeschlossen, weil auch dafür gibt es hier Regeln, auch wenn die nicht ganz in Stein gemeißelt sind. Aber eigentlich war schon beim letzten Mal ein neuer Generalsekretär oder auch eine Frau aus Osteuropa dran.“

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Ansonsten sei ihr weiterer beruflicher Weg noch vollkommen offen, so die studierte Politikwissenschaftlerin. „Jetzt konzentriere ich mich erst mal voll auf diese zwölf Monate, die sind kurz genug.“
Baerbock spricht für Blauhelm-Mission in der Ukraine aus
Auch zu internationalen Krisenherden äußerte sich Baerbock. So sprach sie sich für eine Blauhelm-Mission zur Absicherung eines möglichen Friedensabkommens in der Ukraine aus. Solche Friedenseinsätze seien „nötiger denn je zuvor und zwar nicht nur mit Blick auf den europäischen Kontinent“, sagte Baerbock.
„Wenn es zu einem Friedensvertrag kommt, dann muss der am besten abgesichert werden. Und wenn die Mehrheit der Mitgliedstaaten sagt, dafür bräuchte es auch Blauhelme, dann ist das etwas, was hoffentlich dauerhaft den Frieden sichern kann“, sagte Baerbock. Vor allen Dingen müsse es aber erst mal Friedensgespräche geben.
Die Verbündeten der Ukraine befassen sich seit Monaten mit Konzepten für die Absicherung eines möglichen neuen Kapitels in dem Krieg, das militärisch von einem Waffenstillstand bis zu einem Friedensvertrag reichen kann. Allerdings ist dafür zunächst eine Bereitschaft Russlands zu Verhandlungen erforderlich. Danach sieht es derzeit nicht aus, auch wenn US-Präsident Donald Trump weitere scharfe Maßnahmen gegen den russischen Machthaber Wladimir Putin nicht ausschließt.
Baerbock pocht auf Zwei-Staaten-Lösung in Nahost
Zur Krise im Nahen Osten und Israels Krieg im Gazastreifen sagte Baerbock, sie habe in der Vergangenheit immer wieder deutlich gemacht, dass es für einen dauerhaften Frieden Sicherheit für den Staat Israel geben muss. „Genauso wie es für einen dauerhaften Frieden Sicherheit und vor allen Dingen das Selbstbestimmungsrecht der Palästinenser geben muss, mit dem Recht auf einen eigenen Staat.“
Das mache auch die UN-Generalversammlung seit Jahrzehnten immer wieder deutlich in ihren Beschlüssen, sagte Baerbock. „Und das war und ist auch die deutsche Position immer wieder gewesen, dass die Zwei-Staaten-Lösung der einzige Weg für dauerhaften Frieden sein kann.“ (lem)
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