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Der Tatort in Washington: Hier wurden zwei Mitarbeiter der israelischen Botschaft getötet.

© AFP/Alex Wroblewski

Update

„Er wirkte so harmlos“: Augenzeugen schildern Momente vor Anschlag auf Mitarbeiter der israelischen Botschaft

In Washington wurden der Deutsch-Israeli Yaron Lischinsky und seine Partnerin Sarah Milgrim erschossen. Augenzeugen haben Medien berichtet, wie sie den Tatverdächtigen kurz zuvor wahrgenommen haben.

Zwei Mitarbeiter der israelischen Botschaft sind in der Nähe des Jüdischen Museums in der US-Hauptstadt Washington erschossen worden. Bei den Getöteten handelt es sich um Yaron Lischinsky und Sarah Milgrim, ein junges Paar. Lischinsky ist Deutsch-Israeli.

Der mutmaßliche Täter ist in Gewahrsam. Nach den Schüssen habe er das Museum betreten, wo er von privaten Sicherheitskräften festgenommen worden sei, sagte die Polizeichefin der US-Hauptstadt, Pamela Smith. Er habe nach der Festnahme einen propalästinensischen Slogan skandiert. Der mutmaßliche Täter Elias R. sei ein 31-jähriger Mann aus Chicago und nicht polizeibekannt.

Der Chef der US-Bundespolizei FBI, Kash Patel, wertet die Attacke als „Terrorakt“. Patel schrieb auf der Plattform X: „Der Terrorakt von vergangener Nacht hat die volle Aufmerksamkeit des FBI.“ Er betonte, „gezielte antisemitische Gewalt“ sei ein Angriff auf die Grundwerte des Landes und werde streng geahndet. „Die verantwortliche Person wird zur Rechenschaft gezogen.“ 

Die „Jerusalem Post“ berichtet, der 31-jährige mutmaßliche Täter habe in der Vergangenheit unter anderem als Geschichtswissenschaftler gearbeitet und sei Mitglied einer extrem linken, marxistischen und pro-palästinensischen Partei (Party for Socialism and Liberation), was die Partei über X umgehend zurückwies.

„Wir weisen jeden Versuch zurück, die PSL mit der Schießerei in Washington in Verbindung zu bringen“, so die Partei auf X. Der mutmaßliche Schütze sei kein Mitglied der Partei, er habe lediglich während einer kurzen Dauer Verbindung zu einem Zweig der Partei gehabt. Diese Verbindung sei seit 2017 inexistent.

Ein Augenzeugen-Video der Festnahme, das der britische Sender BBC verifiziert und veröffentlicht hat, zeigt den Moment der Festnahme. Elias R. ruft darauf laut „Free, free Palestine!“

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Gegenüber CNN schilderten Augenzeugen die Momente unmittelbar nach den tödlichen Schüssen. Der Mann sei ins Museum gerannt und habe verwirrt und aufgeregt gewirkt. „Ich bin auf ihn zugegangen und habe ihn gefragt, ob es ihm gut geht, während er immer wieder ,Ruft die Polizei’ murmelte. Er sagte, es gehe ihm gut“, zitiert CNN die Augenzeugin Pia Siegel. Das Sicherheitspersonal habe dem Mann sogar Wasser angeboten, da man zunächst davon ausgegangen war, dass er ein Passant sei.

Erst, nachdem die Polizei eingetroffen war, soll der mutmaßliche Täter, Elias R., die Tat eingeräumt haben. „Ich habe es getan, ich habe es für Gaza getan. Befreit Palästina!“, soll er laut einer weiteren Augenzeugin, Sara Marinuzzi, gesagt haben. „Er wirkte so harmlos, als ich mit ihm sprach“, sagte Siegel schockiert. „Es ist so erschütternd“.

Die Nachrichtenseite „Jewish Insider“ zitiert einen Augenzeugen, wonach der Schütze ein Tuch mit der Bezeichnung Kufiya getragen habe, das auch als Palästinensertuch bekannt ist. Er soll auch kurz nach der Tat „Free Palestine“ gerufen haben. Die israelische Nachrichtenseite „Ynet“ zitierte die Sprecherin der israelischen Botschaft in Washington mit der Aussage, dass die Botschaftsmitarbeiter „aus nächster Nähe erschossen wurden“.

„Der junge Mann hat in dieser Woche einen Ring gekauft“

Der israelische US-Botschafter berichtet, dass die Getöteten ein Paar gewesen seien und kurz vor der Verlobung standen. „Der junge Mann hat in dieser Woche einen Ring gekauft mit der Absicht, seiner Freundin in der kommenden Woche in Jerusalem einen Antrag zu machen“, sagte Botschafter Yechiel Leiter.

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Wie seinem Profil auf „LinkedIn“ zu entnehmen ist, ist der getötete Lischinsky in Nürnberg aufgewachsen und im Alter von 16 Jahren nach Israel ausgewandert. Von 2013 bis 2016 leistete er seinen Wehrdienst bei der israelischen Armee. Zuletzt war er demnach in der israelischen Botschaft in Washington für den Nahen Osten und Nordafrika zuständig.

Das US-Medium „Axios“ berichtet, die beiden Botschaftsangehörigen hätten an einer Veranstaltung des Capital Jewish Museums in Washington teilgenommen und beruft sich dabei auf einen Sprecher der israelischen Botschaft. Die Tat ereignete sich um kurz nach 21 Uhr Ortszeit (3 Uhr deutscher Zeit).

Die Getöteten kamen mit zwei weiteren Leuten aus dem Museum, als der Täter auf sie schoss. Unklar ist, ob es Mitwisser gab. Das FBI prüft mögliche Verbindungen zu Terrorgruppen.

Israel will seine Vertretungen weltweit nun stärker sichern. Das ordnete Ministerpräsident Benjamin Netanjahu nach Angaben seines Büros an. Der Regierungschef sei „erschüttert über den grausamen antisemitischen Mord“ in der US-Hauptstadt. „Wir erleben den schrecklichen Preis, den Antisemitismus und grassierende Hetze gegen den Staat Israel fordern“, sagte Netanjahu demnach.

Israel spricht von „antisemitischem Terrorismus“

US-Präsident Donald Trump nannte die tödlichen Schüsse „schrecklich“ und „offensichtlich antisemitisch“. „Hass und Radikalismus haben in den USA keinen Platz“, erklärte Trump auf seiner Plattform „Truth Social“.

Ein Mann trägt eine israelische Flagge.

© REUTERS/JONATHAN ERNST

Israels Staatspräsident Izchak Herzog zeigte sich „erschüttert“ über die Szenen in Washington. „Dies ist ein verabscheuungswürdiger Akt des Hasses, des Antisemitismus, der das Leben zweier junger Mitarbeiter der israelischen Botschaft gefordert hat“, sagte Herzog. „Amerika und Israel werden in der Verteidigung unseres Volkes und unserer gemeinsamen Werte zusammenstehen. Terror und Hass werden uns nicht brechen“, sagte Herzog weiter.

Der israelische UN-Botschafter Danny Danon sprach von einem „abscheulichen Akt des antisemitischen Terrorismus“, der sich „außerhalb einer Veranstaltung im Jüdischen Museum in Washington“ ereignet habe.

Israels Außenminister Gideon Saar legte auch die Schuld europäischer Führungspersönlichkeiten an der Tat nahe. „Es gibt eine direkte Verbindung zwischen antisemitischer und antiisraelischer Hetze und diesem Mord. Diese Hetze wird auch von Führungspersönlichkeiten und Vertretern vieler Länder und internationaler Organisationen, insbesondere aus Europa, betrieben“, sagte Saar bei einer Pressekonferenz in Jerusalem.

Führende Politiker der Welt glaubten den Narrativen von Terrororganisationen wie der Hamas, etwa dass Israel im Gazastreifen einen Völkermord begehe, sagte Saar. Israels Armee betont stets, im Gazastreifen im Einklang mit dem Völkerrecht zu handeln. Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International haben Israel dagegen in der Vergangenheit Kriegsverbrechen vorgeworfen. „Die Hamas hat den Krieg am 7. Oktober begonnen, ist allein für dessen Fortsetzung verantwortlich und trägt die alleinige Verantwortung für das Leid von Israelis und Palästinensern“, sagte Außenminister Saar. 

Merz verurteilt Tat in Washington „aufs Schärfste“

Bundeskanzler Friedrich Merz zeigte sich bestürzt über die Tat. „Derzeit müssen wir von einem antisemitischen Motiv ausgehen“, schrieb der CDU-Politiker auf der Plattform X. „Diese abscheuliche Tat verurteile ich auf das Schärfste.“

Der Schusswaffenvorfall erfolgte vor dem Hintergrund des Krieges zwischen Israel und der islamistischen Hamas im Gazastreifen. Er hatte im Oktober 2023 mit einem Terrorangriff der Hamas auf Israel begonnen. Etwa 1200 Menschen wurden dabei getötet und etwa 250 Menschen nach Gaza entführt.

Israel steht wegen des militärischen Vorgehens und der furchtbaren humanitären Lage in dem weitgehend verwüsteten Küstenstreifen international stark in der Kritik. (mit dpa, AFP, Reuters)

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