
© dpa/Avi Ohayon/Israel Gpo
Trump kündigt an: Israel stimmt Rückzugslinie für seine Truppen im Gazastreifen zu
Israelische Armee fährt Medien zufolge Offensive auf Gaza-Stadt zurück + Israel soll Granaten in der Nähe von Blauhelmsoldaten abgeworfen haben + Hamas will Geiseln freilassen + Der Newsblog.
Stand:
Seit dem Überfall der Hamas am 7. Oktober 2023 mit etwa 1200 Todesopfern führt Israel Krieg gegen die Terrororganisation im Gazastreifen. Dabei wurden bislang mehr als 61.000 Menschen getötet. Über eine Feuerpause und die Freilassung der verbliebenen Geiseln im Gazastreifen verhandelten die Kriegsparteien zuletzt mithilfe des US-Präsidenten. Alle aktuellen Entwicklungen im Nahen Osten finden Sie in unserem Newsblog.
Hinweis: Angaben der Regierungen und Armeen sowie Bilder und Videos aus der Region lassen sich oft nicht endgültig verifizieren. Wir geben sie dennoch mit einem entsprechenden Hinweis wieder, um einen möglichst detaillierten Blick auf die aktuellen Ereignisse im Nahen Osten zu vermitteln.
Israel stimmt laut Trump Rückzugslinie für seine Truppen zu
Nach Angaben von US-Präsident Donald Trump hat Israel einer ersten Rückzugslinie für seine Truppen im Gazastreifen zugestimmt. Darüber sei die Hamas informiert worden, schreibt Trump auf seiner Plattform Truth Social. Wenn die Hamas dies bestätige, trete sofort eine Waffenruhe in Kraft. Dann beginne auch ein Austausch von Geiseln und Gefangenen. (Reuters)Ägypten: Gespräche zwischen Israel und Hamas am Montag
Netanjahu hofft auf Freilassung aller Geiseln „in den kommenden Tagen“
Mehr als 300 Festnahmen bei Palästina-Demo in London
Trump droht Hamas: „Toleriere keine Verzögerung“
Trump schickt Kushner und Witkoff für Geisel-Deal nach Ägypten
Netanjahu: Armee bleibt zunächst „tief im Gazastreifen“
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat sich hoffnungsvoll über die Möglichkeit einer baldigen Freilassung der restlichen Geiseln im Gazastreifen geäußert. „Wir befinden uns kurz vor einer großen Errungenschaft“, sagte Netanjahu in einer Videoansprache. Dies sei aber noch nicht absolut sicher. „Ich hoffe, dass wir euch mit Gottes Hilfe in den nächsten Tagen, noch während des Laubhüttenfests, über die Rückkehr aller unserer Geiseln informieren können.“
Bisher habe Israel 207 der am 7. Oktober 2023 Entführten zurückbringen können. „Ich habe die restlichen Geiseln nie aufgegeben“, sagte Netanjahu. Dies gelte auch für die übrigen Kriegsziele Israels. Die israelische Offensive in der Stadt Gaza habe die Bedingungen für die Freilassung der verbliebenen 48 Geiseln geschaffen. Von diesen Geiseln sind nach israelischen Informationen noch 20 am Leben.
„Parallel dazu habe ich mit dem (US-Präsidenten Donald) Trump eine diplomatische Initiative abgestimmt“, sagte Netanjahu. Diese habe die Situation um 180 Grad verändert. „Anstatt dass Israel isoliert wird, ist die Hamas isoliert.“ Unter dem militärischen und diplomatischen Druck habe die Hamas dem Trump-Plan nun zugestimmt.
Netanjahu: Armee wird weiterhin strategische Gebiete in Gaza kontrollierenIn einem ersten Schritt werde die islamistische Terrororganisation alle Geiseln übergeben. Gleichzeitig werde sich die israelische Armee neu positionieren, aber weiterhin strategisch wichtige Gebiete „tief im Gazastreifen“ kontrollieren, sagte Netanjahu weiter.
Er habe das israelische Verhandlungsteam angewiesen, nach Ägypten zu reisen, um letzte Details der Geiselübergabe zu klären. Israel und die USA seien entschlossen, die indirekten Verhandlungen mit der Hamas auf wenige Tage zu beschränken.
In einem zweiten Schritt werde die Hamas dann entwaffnet und der Gazastreifen entmilitarisiert werden, kündigte der Regierungschef an. Dies könne entweder auf diplomatischem Weg - entsprechend dem Friedensplan von Trump - oder mit militärischen Mitteln geschehen. „Es wird auf dem leichten oder auf dem schweren Weg erzielt - aber es wird passieren.“
Die Hamas hatte Trumps Plan in Teilen zugestimmt, die geforderte Niederlegung der Waffen aber nicht ausdrücklich akzeptiert. (dpa)
Trump schickt Schwiegersohn und Sondergesandten für Geisel-Deal nach Ägypten
Im Bemühen um eine Freilassung der Geiseln in der Gewalt der radikalislamischen Hamas im Gazastreifen schickt US-Präsident Donald Trump seinen Schwiegersohn Jared Kushner und seinen Nahost-Sondergesandten Steve Witkoff nach Ägypten. Kushner und Witkoff sollen die letzten Details für die von der Hamas zugesagte Freilassung der Geiseln klären, wie ein Vertreter des Weißen Hauses am Samstag der Nachrichtenagentur AFP sagte. Außerdem sollen sie grundsätzlich Gespräche über Trumps Gaza-Friedensplan führen.
Die Palästinenserorganisation Hamas hatte am Freitag Trumps 20-Punkte-Plan für ein Ende des Gazakriegs teilweise zugestimmt und dabei insbesondere eine Freilassung der israelischen Geiseln zugesagt, die sich noch in ihrer Gewalt befinden. Trump rief daraufhin Israel auf, die Angriffe auf Ziele im Gazastreifen „sofort“ einzustellen.
Allerdings teilte Israel am Samstag mit, seine Armee sei immer noch in der Stadt Gaza im Einsatz. Die Hamas wiederum hat sich bislang nicht zu ihrer im Friedensplan vorgesehenen Entwaffnung geäußert. Am Samstag sagte ein hochrangiger Hamas-Funktionär der AFP, die islamistische Palästinenserorganisation sei bereit, „unverzüglich Verhandlungen aufzunehmen, um alle Fragen zu klären“.
Trumps Schwiegersohn Kushner - der Ehemann der Präsidententochter Ivanka - war an der Ausarbeitung des Friedensplans beteiligt. Der 44-Jährige war bereits in Trumps erster Amtszeit als Sonderberater des Präsidenten insbesondere für den Nahost-Konflikt zuständig. (AFP)
Erdogan zu Gaza-Plan von Trump: Hamas ist bereit für Frieden
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat die Zustimmung der Hamas zum Nahost-Friedensplan von US-Präsident Donald Trump begrüßt und erklärt, die radikalislamische Gruppe sei bereit für einen Frieden. „Die Hamas hat, wie schon zahlreiche Male zuvor, gezeigt, dass sie breit ist für einen Frieden“, erklärte Erdogan am Samstag bei einer Zeremonie in Istanbul. Damit gebe es eine „Chance für einen dauerhaften Frieden in unserer Region“, fügte er hinzu.
Trumps Nahost-Friedensplan sieht einen schrittweisen Abzug der israelischen Armee aus dem Gazastreifen, die Freilassung der verbliebenen israelischen Geiseln und die Entmachtung der islamistischen Hamas vor. Die Türkei hatte, wie mehrere weitere arabische und muslimische Länder, Trumps Bemühungen für ein Ende des Krieges gelobt und den Plan unterstützt.
Trump rief am Samstag seinen Verbündeten Israel auf, die Kämpfe im Gazastreifen einzustellen, nachdem zuvor auch die Hamas dem Plan zumindest teilweise zugestimmt hatte. Israel hatte sich umgehend mit dem Plan einverstanden erklärt.
Allerdings teilte Israel am Samstag mit, seine Armee sei immer noch in der Stadt Gaza im Einsatz und warnte zuvor geflüchtete Bewohner vor einer Rückkehr. (AFP)
Geisel-Angehörige rufen zu Massenprotest auf
Angehörige der Geiseln in den Händen der Terrororganisation Hamas haben alle Israelis aufgerufen, für die Rückkehr der Entführten und ein Kriegsende zu demonstrieren. Die Familien haben Hoffnung, dass der von Israel und der Hamas grundsätzlich akzeptierte Friedensplan von US-Präsident Donald Trump in Kraft tritt.
„Wir befinden uns in entscheidenden Tagen für eine Einigung“, hieß es in einer Mitteilung des Forums der Geisel-Familien. „Dies ist die Stunde, in der ganz Israel zusammenstehen und lautstark fordern muss, alles Mögliche tun, um unsere Brüder und Schwestern nach Hause zu bringen.“
Die Geisel-Angehörigen wollen bei einer Kundgebung in der Küstenmetropole Tel Aviv auch daran erinnern, dass sich das Hamas-Massaker vom 7. Oktober 2023 bald zum zweiten Mal jährt. (dpa)
Kanzler Merz: „Frieden ist zum Greifen nah“
Netanjahus Büro bereitet „sofortige Umsetzung“ des Plans zur Freilassung der Geiseln vor
Israel bereitet nach eigenen Angaben die „sofortige Umsetzung“ des Plans von US-Präsident Donald Trump zur Befreiung israelischer Geiseln aus dem Gazastreifen vor. „Nach der Reaktion der Hamas bereitet sich Israel auf die sofortige Umsetzung der ersten Phase des Trump-Plans zur Freilassung aller Geiseln vor“, erklärte das Büro von Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu am Samstag.
Dem Fernsehsender Kan zufolge stellen israelische Sicherheitsbeamte eine Liste palästinensischer Gefangener zusammen, die im Rahmen des Abkommens im Austausch gegen die Geiseln freigelassen werden könnten.
„Wir werden weiterhin eng mit dem Präsidenten und seinem Team zusammenarbeiten, um den Krieg im Einklang mit den von Israel festgelegten Grundsätzen zu beenden, die mit der Vision von Präsident Trump übereinstimmen“, hieß es weiter.
Die Hamas hatte zuvor mitgeteilt, sie sei zur „Freilassung aller Geiseln“ bereit. Zudem wolle sie die sterblichen Überreste toter Geiseln an Israel übergeben, wie in dem US-Plan vorgeschlagen. Ihrer ebenfalls vorgesehenen Entwaffnung stimmte die Hamas bisher jedoch nicht ausdrücklich zu. Dennoch erklärte Trump danach, dass die Hamas offenbar „zu einem dauerhaften Frieden bereit“ sei. International wurden die jüngsten Entwicklungen im Nahost-Konflikt positiv aufgenommen. (AFP)
Hamas stimmt Teilen des Trump-Plans zu – und will Verhandlungen
Unifil wirft Israel Abwurf von Granaten in der Nähe von Blauhelmsoldaten vor
Die israelische Armee hat nach Angaben der UN-Mission im Libanon (Unifil) in der Nähe von Blauhelm-Soldaten Granaten abgeworfen. Die Soldaten der Friedensmission seien zusammen mit libanesischen Soldaten in Marun al-Ras in der Nähe der israelischen Grenze im Einsatz gewesen, um Räumarbeiten durch zivile Einsatzkräfte abzusichern, erklärte Unifil am Freitag. Zwei Gruppen der Blauhelm-Mission hätten zunächst gehört, wie etwa 500 Meter von ihnen „eine Granate in der Nähe eines Bagger explodierte“.
Kurze Zeit später sei eine der Gruppen von einer Drohne überflogen worden, 30 bis 40 Meter entfernt habe es dann eine Explosion gegeben. Über der zweiten Gruppe habe eine weitere Drohne eine Granate abgeworfen, „die nur 20 Meter über den Köpfen“ der Soldaten explodiert sei, erklärte Unifil weiter. Bei den Explosionen habe es keine Verletzten gegeben. Die Vorfälle ereigneten sich laut Unifil am Donnerstag. (AFP)

80 Festnahmen bei propalästinensischen Demos in Berlin
Im Zusammenhang mit mehreren propalästinensischen Demonstrationen in Berlin am Donnerstag hat die Polizei 80 Personen vorläufig festgenommen. Gegen sie wurden Strafverfahren eingeleitet, etwa wegen besonders schweren Landfriedensbruchs, Widerstands und tätlicher Angriffe auf Vollstreckungsbeamte und Sachbeschädigung. Ermittelt wird auch wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger und terroristischer Organisationen und wegen Verstößen gegen das Sprengstoffgesetz, so die Polizei.
Zehn Polizeibedienstete wurden demnach bei Auseinandersetzungen mit Demonstranten verletzt, konnten jedoch ihren Dienst fortsetzen. Insgesamt fertigten die Einsatzkräfte 61 Strafanzeigen und 7 Anzeigen wegen Ordnungswidrigkeiten. 300 Polizisten waren im Einsatz. (dpa)
Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UN) hat vor katastrophalen Zuständen für Mütter und Neugeborene im Gazastreifen gewarnt. Das Nasser-Krankenhaus im Süden des Küstengebiets sei mit Patienten überfüllt, die aus dem Norden geflohen seien, und die medizinischen Mittel gingen zur Neige, teilt Unicef mit. „Die Lage für Mütter und Neugeborene im Gazastreifen war noch nie schlimmer“, sagt Unicef-Sprecher James Elder per Videoschalte aus dem Gazastreifen vor Journalisten in Genf. „In den Gängen des Nasser-Krankenhauses liegen Frauen, die gerade erst entbunden haben.“ (Reuters)
Israel wirft Flotilla Provokation vor: Keine Hilfsgüter an Bord
Die über vierzig Schiffe der als „Global Sumud Flotilla“ bekanntgewordenen Schiffsflotte nach Gaza hatten nach israelischen Angaben keine Hilfsgüter geladen. „Wie bereits erwähnt, ging es nie um die Hilfe. Es ging immer um die Provokation“, heißt es in einem Beitrag des israelischen Außenministeriums auf der Plattform X (Freitag).
Das Ministerium veröffentlichte zudem ein Video, das den israelischen Polizeisprecher Dean Elsdunne an Bord eines der größten Schiffe der mittlerweile von Israel abgefangenen Flotilla zeigen soll. Was an Bord fehle, so Elsdunne in dem Video, sei „all diese Hilfe, die sie nach Gaza bringen sollten“. Dies erkläre auch, warum die Aktivisten Angebote Israels und mehrerer anderer Länder abgelehnt hätten, die Hilfe auf einem sicheren Weg nach Gaza zu bringen.
Vertreter der Flotilla waren zunächst nicht für eine Stellungnahme erreichbar. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen. (KNA)
Niederlande müssen Rüstungsexporte nach Israel neu prüfen
Die Niederlande müssen nach einem höchstrichterlichen Urteil den Export von Ersatzteilen für die Kampfjets F-35 nach Israel erneut prüfen. Das Verbot der Ausfuhr bleibt aber vorerst in Kraft, urteilte der Hohe Rat in Den Haag.
Im Februar 2024 hatte ein Gericht entschieden, dass der Export eingestellt werden müsse, da die Gefahr bestehe, dass Israel durch den Einsatz im Gazastreifen das humanitäre Völkerrecht verletze. Die niederländische Regierung stoppte die Ausfuhr, legte aber Berufung ein.
Der oberste Gerichtshof hob das Urteil aus der vorigen Instanz nun auf. Nicht ein Gericht dürfe über ein Exportverbot entscheiden. Das sei Aufgabe des Ministers für Außenhandel, begründete der Hohe Rat. Der Minister hat nun sechs Wochen Zeit, die Entscheidung über die Ausfuhr der Rüstungsgüter zu prüfen. Dabei muss das Völkerrecht berücksichtigt werden, urteilte der Hohe Rat. (dpa)
Streik in Italien
Wegen eines großen Streiks als Zeichen der Solidarität mit der von Israel gestoppten Gaza-Flotte ist es in Italien landesweit zu Behinderungen gekommen. Im Bahnverkehr gab es teils Ausfälle und Verspätungen der Züge. In Großstädten wie Rom und Mailand funktionierte der öffentliche Nahverkehr nur eingeschränkt. In zahlreichen italienischen Städten waren für den Lauf des Tages auch größere Demonstrationen und Protestaktionen geplant.
Der größte Gewerkschaftsverband des Landes, CGIL, rief nach dem Stopp der Gaza-Flottille vor wenigen Tagen zu einem Generalstreik auf. Israel hatte einen Großteil der Flotte aus privaten Booten vor dem Gazastreifen abgefangen. Mehr als 400 Besatzungsmitglieder der Global Sumud Flotilla aus Dutzenden Ländern wurden in Gewahrsam genommen. Nach Angaben des Außenministeriums in Rom waren darunter 40 Italiener, vier von ihnen sind Parlamentarier.
Die Arbeitsniederlegung sei eine direkte Reaktion auf den Stopp der Flottille, teilte CGIL mit. Die Regierung lasse „italienische Arbeiter in offenen internationalen Gewässern im Stich“, hieß es. (dpa)

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