zum Hauptinhalt
Russische Soldaten der 17. Garde-Artillerie-Brigade feuern einen schweren Mörser vom Typ 2S4 Tyulpan Tulip auf ukrainische Stellungen ab.

© IMAGO/SNA/Sergey Bobylev

Wird gefürchtete Waffe aus Nordkorea eingesetzt?: Russland bereitet offenbar neuen Großangriff in der Ukraine vor

Die Zeichen einer kommenden russischen Frühjahrsoffensive mehren sich. Sie könnte mit nordkoreanischer Unterstützung passieren. Offenbar wurden Kims Artilleriesysteme auf der Krim in Richtung Frontlinie transportiert.

Stand:

Donald Trumps Verhandlungen über einen Waffenstillstand haben bisher nicht dazu geführt, dass auf den Schlachtfeldern der Ukraine weniger geschossen wird – ganz im Gegenteil könnten die Gefechte bald sogar noch intensiver werden. Denn während die russische Führung um Präsident Wladimir Putin öffentlich behauptet, an einem Frieden interessiert zu sein, laufen im Hintergrund offenbar die Vorbereitungen eines neuen, größeren Angriffs an der Frontlinie. Mehrere Berichte verdichten sich zu diesem Bild.

Bereits Ende März behauptete der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj, dass der Geheimdienst Vorbereitungen Russlands für neue Offensiven registriere. Zum einen im Nordosten (Sumy und Charkiw), wo ukrainische Truppen ihre Eroberungen im angrenzenden russischen Kursk inzwischen wieder weitestgehend verloren haben. Zum anderen im Südosten (Saporischschja), wo sich das russische Vordringen zuletzt verlangsamte. Im März gab es nach Angaben ukrainischer Militärbeobachter die geringsten russischen Geländegewinne seit Juni 2024.

Russland greift vielleicht schon im April groß an

Womöglich will Russland die ukrainische Verteidigungsarmee nun also gleich aus mehreren Richtungen unter Druck setzen – und das Tempo der völkerrechtswidrigen Eroberungen wieder erhöhen. In ukrainischen Behörden und dem Militär wurden jüngst die Monate Mai oder sogar schon April als Datum der neuen Offensiven genannt. Angeblich bereitet sich die russische Armee auf Übungsplätzen bereits vor.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Russland stockt seine Armee auf

An Truppennachschub dürfte es der russischen Armee nicht fehlen. Zwar sind die täglichen Verluste den verfügbaren Zahlen nach weiterhin hoch. Doch das ukrainische Präsidentenbüro rechnet für dieses Jahr trotzdem mit einer Aufstockung der angeblich 600.000 Mann starken feindlichen Armee – und zwar um weitere 150.000 Soldaten. „Die Russen haben jetzt keine Probleme, Personal zu rekrutieren“, sagte Pawlo Palissa, Vizechef des Präsidialamtes.

Ende März wurde außerdem bekannt, dass Putin bis Mitte Juli 160.000 junge Männer zum Wehrdienst einziehen wird. Das ist die höchste Zahl an Wehrpflichtigen, seitdem der Kreml im Zuge der Armeereform 2012 verstärkt auf professionelle Vertrags- und Zeitsoldaten setzt. Offiziell nehmen Wehrpflichtige zwar nicht am Krieg gegen die Ukraine teil. Allerdings waren sie mehrfach in Kämpfe im russischen Grenzgebiet verwickelt.

Russland kann nordkoreanische Soldaten einsetzen

Und dann sind da ja auch noch die Nordkoreaner. Der mit Russland verbündete Diktator Kim Jong-un schickte seit Herbst 2024 Tausende Soldaten nach Russland. Sie halfen bei der Rückeroberung von Kursk. Was werden sie nun tun, wo sie den weiten Weg nach Russland auf sich genommen und Kampferfahrung gesammelt haben? Zuletzt standen mehrere Szenarien für die laut Südkorea jüngst um weitere 3000 Kämpfer aufgestockte Truppe im Raum. Zum Beispiel der Einsatz im nordöstlichen Grenzgebiet Sumy oder die Verlegung in den Osten, wo den Ukrainern in den vergangenen Monaten eine Stabilisierung der Front gelang.

Jedenfalls wäre es eine weitere Eskalation des Krieges, wenn die bisher offenbar nur auf russischem Gebiet agierenden Nordkoreaner auf ukrainischem Boden kämpfen würden. Es könnte sogar noch schlimmer kommen, denn womöglich bringt die nordkoreanische Armee bei ihrem bevorstehenden Angriff eine schwere Waffe mit.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Die Militärexperten Christian Mölling und András Rácz berichten auf „zdf.de“ über die Verlegung mehrerer nordkoreanischer Artilleriegeschütze des Typs „Koksan“. Sie wurden demnach Ende März auf Schienen in den Norden der von Russland annektierten Krim transportiert – und damit in Richtung Front.

Was ist für die Ukraine das Problem mit diesen Geschützen? Sie können bis zu 50 Kilometer weit schießen und sind damit für Gegenfeuer schwierig zu erreichen. Die Ukraine müsste für den Gegenangriff auf weitreichende, präzise Raketen- und Bombensysteme des Typs HIMARS und GLSDB zurückgreifen. Doch von denen hat sie nur wenige. Eine Alternative sind Drohnen. Aber wie die Experten Mölling und Rácz schreiben, konnte die Ukraine damit bisher lediglich fünf der angeblich etwa 200 Koksan-Geschütze zerstören.

Cherson und Saporischschja in Artillerie-Reichweite

Somit drohen jetzt die ukrainischen Städte Cherson und Saporischschja im Süden der Ukraine in die Reichweite der nordkoreanischen Geschütze zu geraten. Für die verbliebenen Bewohner ist anhaltender Artilleriebeschuss ein auch aus anderen ukrainischen Städten bekannter Albtraum.

Unterdessen deutet wenig darauf hin, dass die Zivilbevölkerung oder die Soldaten auf eine baldige, von den USA vorgeschlagene Waffenruhe hoffen können. Diese wurde von der russischen Seite abgelehnt. Offiziell wurde behauptet, dass vorher weitere Gespräche nötig seien. Militärexperten verweisen jedoch schon lange auf das wahrscheinliche Kalkül des Kremls, wonach die Verhandlungsposition umso besser wird, je mehr Land besetzt ist.

Die US-Sendung „NBC News“ berichtete jüngst, dass Trump von seinem inneren Kreis nun sogar davon abgeraten worden sein soll, wie angekündigt, ein weiteres Mal mit Putin zu telefonieren. Erstmal solle sich der russische Machthaber zu einem vollständigen Waffenstillstand verpflichten, der eben nicht nur – so wie derzeit – bestimmte Energieanlagen umfasst.

Zuvor zeigte sich der US-Präsident gegenüber Putin verärgert. Trump merkt offenbar, dass seine bisherige Verhandlungstaktik aus Appellen und bloßen Drohungen gegenüber Moskau nahezu komplett gescheitert ist – ganz so, wie es durch Experten prognostiziert wurde. Das schwache Auftreten des Rechtspopulisten könnte Putin ermutigen, jetzt erst recht verstärkt anzugreifen. (mit Valeriia Semeniuk/dpa/Reuters)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })