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Das Bild zeigt das Kernkraftwerk Maanshan in Taiwan.

© dpa/Taiwan Power Company

Nach Katastrophe in Fukushima 2011: Taiwan schaltet letzten Atomreaktor ab – Kritiker warnen

Mit dem Herunterfahren des AKW Maanshan im Süden verabschiedet sich die Inselrepublik in Asien von der Nuklearenergie. Fachleute sind auch wegen der Spannungen mit China besorgt.

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Taiwan hat die Abschaltung seines letzten aktiven Atomreaktors eingeleitet. Der Reaktor Nummer 2 im Kernkraftwerk Maanshan im Süden Taiwans mit einer Leistung von 951 Megawatt soll bis spätestens Mitternacht Ortszeit vollständig abgeschaltet sein, nachdem seine 40-jährige Betriebslizenz bereits zuvor abgelaufen war. Das teilte der staatliche Energieversorger Taiwan Power (Taipower) mit.

Mit dem Schritt erfüllt die Regierung der Demokratischen Fortschrittspartei (DPP) ein zentrales Versprechen ihres Energieplans von 2016, der einen Atomausstieg bis spätestens 2025 vorsah. Hintergrund war vor allem die Nuklearkatastrophe im japanischen Fukushima im Jahr 2011.

Katastrophe von Fukushima war Auslöser für Ausstieg

„Dies sendet nicht nur eine starke Botschaft an andere asiatische Länder wie Japan und Korea, sondern auch an den Rest der Welt, dass Atomkraft unnötig ist“, sagte Jusen Asuka, Professor für Nordostasien-Studien an der japanischen Tohoku-Universität zu Taiwans Ausstieg aus der Atomkraft.

Die Stilllegung für zwei ältere Kernkraftwerke Taiwans begann bereits 2018 und 2021, der erste Reaktor von Maanshan folgte dann im Juli 2024. In Spitzenzeiten lieferte Atomkraft rund 50 Prozent des taiwanischen Stroms, 2024 lag der Anteil nur noch bei rund drei Prozent. Laut Taipower stammten im vergangenen Jahr 82,1 Prozent des taiwanischen Stroms aus fossilen Quellen, 11,9 Prozent aus erneuerbaren Energien.

Premierminister Cho Jung-tai versicherte am Freitag, dass die Stromversorgung trotz wachsender Nachfrage – etwa durch die Halbleiterindustrie und Anwendungen im Bereich künstlicher Intelligenz – gesichert sei. Der Reservepuffer werde durch die Stilllegung zwar etwas sinken, liege aber weiterhin über den sicherheitsrelevanten Schwellenwerten.

Anteil erneuerbarer Energien noch klein

Taipower plant für dieses Jahr die Inbetriebnahme von vier neuen Gaskraftwerken. Cho bekräftigte zudem das Ziel, den Anteil erneuerbarer Energien am Strommix bis 2026 auf 20 Prozent zu erhöhen.

Kritiker äußerten im Vorfeld der Abschaltung nicht nur Zweifel daran, ob Taiwans wachsender Energiebedarf dauerhaft ohne Atomkraft gedeckt werden könne. Auch angesichts der Spannungen mit China hielten manche Experten eine stärkere Energieunabhängigkeit durch eine diversifizierte Versorgung für notwendig.

Die chinesische Führung sieht die demokratisch regierte Insel mit ihren gut 23 Millionen Einwohnern als Teil ihres Staatsgebiets und schließt eine Vereinigung notfalls auch mit Gewalt nicht aus.

Erst am Dienstag hatte das Parlament eine Gesetzesänderung beschlossen, die theoretisch eine weitere Laufzeitverlängerung von Reaktoren um bis zu 20 Jahre erlaubt – vorausgesetzt, die Sicherheit kann gewährleistet werden.

Cho betonte jedoch, dass eine Wiederinbetriebnahme stillgelegter Anlagen neue gesetzliche Grundlagen und technische Prüfungen erfordern würde. (dpa)

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