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Männerpakt. Aber Panzer will Frankreichs Macron (re.) seinem ukrainischen Amtskollegen Selenskyj bisher doch nicht liefern  (Archivbild vom Juni 2022).

© Ludovic Marin/dpa

Nato-Panzer für die Ukraine: Frankreich schert als einziger großer Partner aus – doch warum?

Im Januar war Paris mit der Lieferung von gepanzerten Kampffahrzeugen vorgeprescht. Nun zögert Präsident Macron plötzlich. Das hat auch mit fehlendem Ersatz zu tun.

In dem Reigen der westlichen Verbündeten, sich gegenseitig unter Druck zu setzen für weitere Waffenlieferungen an die Ukraine, ist Frankreich ins Hintertreffen geraten. Anfang Januar war Präsident Emmanuel Macron noch vorgeprescht, als er die Lieferung gepanzerter Kampffahrzeuge vom Typ AMX-10 RC ankündigte.

Damit hatte er den Druck auf Bundeskanzler Olaf Scholz erhöht, deutsche Leopard-Panzer zu liefern. Seit die Bundesregierung am Mittwoch Panzerlieferungen an die Ukraine verkündet hat, wächst der Druck auf Paris, französische Leclerc-Panzer bereitzustellen. Zumal Frankreich nach den USA die zweitgrößte Armee in der Nato unterhält. Doch Macron zögert.

Währenddessen schließt der Vorsitzende des Verteidigungsausschusses der französischen Nationalversammlung, Thomas Gassilloud, beim Besuch in Großbritannien, die Lieferung von Kampfflugzeugen nicht aus.

Schon ist die Rede von Kampfflugzeugen

Auf die Frage von Medienvertretern, ob sein Land auch Kampfjets liefern würde, sagte der zu Macrons politischem Lager gehörende Abgeordnete am Donnerstag: „Wir müssen Anfragen von Fall zu Fall untersuchen und alle Türen offenlassen.“ Man werde in den nächsten Wochen sehen, was passiere, „die Entwicklung ist schnell“. Scholz schließt die Lieferung von Kampfflugzeugen an die Ukraine aus.

Paris hatte sich bemüht, die deutsche Entscheidung zur Panzer-Lieferung als eine „Fortsetzung und Verstärkung der Unterstützung, die wir mit der Bereitstellung von AMX-10 RC geliefert haben“, darzustellen, so eine Präsidentensprecherin. Das französische Verteidigungsministerium prüft die Frage, ob die Lieferung schwerer Leclerc-Panzer möglich und sinnvoll sei.

Die Lieferung der gepanzerten Kampffahrzeuge AMX-10 RC, eine Art „Panzer light“, fällt Frankreich möglicherweise leichter, weil das Modell ausläuft und bereits 2021 die ersten Nachfolger vom Typ „Jaguar“ geliefert wurden. Bis Ende 2025 soll die erste Tranche von 150 dieser Aufklärungs- und Kampfahrzeuge beim Heer sein. Wie viele der auszumusternden Fahrzeuge Frankreich der Ukraine liefert, ist noch offen. Offenbar sind bereits 38 Fahrzeuge ersetzt worden.

Für seinen 226 Leclerc-Panzers dagegen hat Frankreich bisher noch keinen Ersatz. Und sie werden nicht mehr hergestellt, daher ist kein Nachschub zu kaufen. Das ist wohl ein Grund für das Zögern. Außerdem führt Frankreich an, dass der Panzer, den die Tageszeitung „Le Monde“ als „robustes, aber auch fragiles Monster“ bezeichnete, besonderes Training und Wartung benötige.

Für einen Panzer im Einsatz wären zwei wegen Wartungsarbeiten stillgelegt, berichtet „Le Monde“ unter Berufung auf Militärquellen. 40 Prozent der Panzer würden zudem für Trainingszwecke genutzt, was nicht ausreiche: So konnten Soldaten 2021 nur 54 statt der vorgeschriebenen 115 Stunden am Panzer ausgebildet werden. Im Hinblick auf die eigene Wehrfähigkeit ist das Militär daher wohl zurückhaltend bei der Abgabe der Panzer. Anfang der 2000er Jahre habe Frankreich noch 800 dieser Fahrzeuge bessesen, berichtet „Le Monde“.

Außer Frankreich nutzen alle anderen europäischen Länder den deutschen Leopard-Panzer. Technische und ausbildungstechnische Hürden hatten die USA lange als Grund angegeben, warum sie keine Abrams-Panzer liefern. 

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