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Nordkoreas Versuch, reiche Russen anzulocken: Kims Strandresort ist nach drei Wochen schon wieder dicht
Strand, Hotels, Wasserrutsche: Im armen Nordkorea wurde ein Luxusresort ans Meer gebaut. Doch bereits kurz nach der Eröffnung stehen die Zeichen auf Flop.
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Der nordkoreanische Diktator Kim Jong Un kam persönlich vorbei, um sich anzusehen, wie seine Untertanen eine Wasserrutsche hinuntergleiten: Ende Juni wurde im nordkoreanischen Wonsan ein großes Strandresort eröffnet. Offenbar wurden Milliarden in dieses Projekt an der Küste des vom Westen abgeschotteten Landes investiert. Hotels, Restaurants, Einkaufszentren und ein Spaßbad sollen zur Erholung einladen – in einem Staat, der für Armut und Unterdrückung berüchtigt ist.
Was verspricht sich Nordkorea von dem Resort?
Obwohl sie auf den offiziellen Fotos aus Wonsan zu sehen ist, gehört die eigene Bevölkerung nicht zur wichtigsten Zielgruppe. „Für einen Großteil der Nordkoreaner, insbesondere der armen Landbevölkerung, dürfte ein Urlaub in einem solchen Resort nahezu ausgeschlossen sein“, sagte Korea-Experte Frederic Spohr von der Friedrich-Naumann-Stiftung dem Tagesspiegel.
„Hier werden sich nur ausgewählte Kader erholen dürfen und eine recht beschauliche Gruppe, die auf dem Schwarzmarkt zu einem gewissen Wohlstand gekommen ist.“

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Stattdessen dürften viele Nordkoreaner ihren ersten und letzten Kontakt mit dem Resort als Arbeitskräfte bei den Bauarbeiten gehabt haben. „Wir haben Berichte gesehen, wonach Menschen am Ende in 24-Stunden-Schichten gearbeitet haben, um dieses Ding fertigzubekommen“, zitiert die BBC einen UN-Vertreter in Seoul. In dem Artikel werden unmenschliche Arbeitsbedingungen geschildert. Die Arbeitenden bekamen demnach weder genug Schlaf, noch genug zu essen.
Freunde des Landes dürfen zum Baden kommen
Wenn es nach dem nordkoreanischen Regime geht, soll sich der Tourismus auf „freundlich gesinnte“ Staaten konzentrieren. Es dürfte kein Zufall sein, dass der russische Botschafter bei der Eröffnung in Wonsan anwesend war – und später auch der russische Außenminister Sergej Lawrow vorbeischaute.

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Mit dem Resort hofft Nordkorea „auf Devisen aus Russland, später vielleicht auch aus China. Vor der Corona-Pandemie stellten chinesische Besucher mit großem Abstand die größte Touristengruppe in Nordkorea. Während sich der Handel mit China inzwischen wieder etwas belebt hat, bleibt der touristische Austausch weiterhin aus“, sagte Spohr.
„Temporäre“ Schließung für ausländische Touristen – nach nicht mal einem Monat
Doch bereits jetzt sieht das Wonsan-Resort wie ein Flop aus. Nicht mal einen Monat nach der Einweihung wurde das Wonsan-Resort für ausländische Touristen schon wieder geschlossen, berichtet unter anderem die südkoreanische Zeitung „Korea JoongAng Daily“. Die Schließung ist „temporär“, wie es heißt. Gründe werden im Artikel nicht genannt.
Womöglich kamen einfach zu wenige Gäste. Umgerechnet ungefähr 1800 Dollar soll der einwöchige Trip nach Nordkorea laut BBC kosten, drei Tage Wonsan inklusive. Das sei 60 Prozent mehr als der durchschnittliche russische Monatslohn.

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Doch auch die Reichen bleiben offenbar fern. Bereits vor der „temporären“ Schließung berichtete die BBC von einem geringen Interesse in Russland und China an dem Trip ins Nachbarland. Der britische Sender kontaktierte mehrere Reisebüros. „Wir gaben uns eine Woche vor dem ersten geplanten Abflug am 7. Juli als interessierter Kunde aus, und man sagte uns, dass zwölf Personen aus Russland an der Reise teilnehmen wollten“, hieß es über ein russisches Reisebüro.
Warum sollten die Touristen auch kommen? „Angesichts von Defiziten, wie beispielsweise einer mangelhaften Anbindung, einer begrenzten Bewegungsfreiheit der Gäste und einer großen Unberechenbarkeit des Regimes ist ein Erfolg des internationalen Tourismus fraglich“, meint Spohr.
Auch der Nordkorea-Experte Andrei Lankow von der Kookmin University in Seoul bezweifelt den langfristigen Erfolg, auf den das Regime hofft. Er hält es für „sehr unwahrscheinlich“, dass Wonsan bei russischen Touristen wirklich beliebt wird, schrieb die BBC. Die Russen können nämlich „einfach in die Türkei, nach Ägypten, Thailand oder Vietnam reisen.“ Diese Orte seien Nordkorea weit überlegen. „Der Service ist dort besser und man wird nicht die ganze Zeit lang überwacht.“
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