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Ein Kampfflugzeug der Royal Air Force (RAF) beim Start des Militärschlags gegen Huthi-Rebellen im Jemen.

© Sgt Lee Goddard / MOD / AFP

Update

Bundesregierung stützt Militärschlag: USA und Verbündete bombardieren Huthi-Stellungen im Jemen

US-Präsident Biden spricht von einer „direkten Reaktion auf die beispiellosen Angriffe der Huthi“ im Roten Meer. Der Gegenschlag hat die politische Unterstützung Deutschlands, sagt Außenministerin Baerbock.

Bei den Angriffen gegen Stellungen der Huthi im Jemen sind nach Angaben der Rebellen fünf ihrer Mitglieder getötet worden. Sechs weitere seien verletzt worden, teilten die vom Iran unterstützen Huthi am Freitag mit.

Die Angriffe der USA, Großbritanniens und weiterer Verbündeter in der Nacht zu Freitag trafen demnach die Hauptstadt Sanaa sowie die Provinzen Hudaida, Tais, Hajjah und Saada.

Der „erfolgreiche“ Militärschlag sei eine „direkte Reaktion auf die beispiellosen Angriffe der Huthi“ auf die internationale Schifffahrt im Roten Meer, teilte US-Präsident Joe Biden in einer schriftlichen Stellungnahme mit. Er werde nicht zögern, bei Bedarf weitere Maßnahmen anzuordnen.

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Seit Ausbruch des Gaza-Krieges zwischen Israel und der islamistischen Hamas greifen die Huthi immer wieder Schiffe mit angeblich israelischer Verbindung im Roten Meer an. Große Reedereien meiden zunehmend die Route. Die Huthi greifen Israel auch immer wieder direkt mit Drohnen und Raketen an. Eine Reaktion der USA, Großbritanniens und Verbündeten hatte sich zuletzt immer stärker angedeutet.

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Neben den USA und Großbritannien hätten sich auch Australien, Bahrain, Kanada und die Niederlande an dem Militärschlag beteiligt, sagte ein hochrangiger Regierungsvertreter in Washington.

Militärschlag im Einklang mit UN-Charta, heißt es

Der Militärschlag ist laut einer gemeinsamen Erklärung im Einklang mit der UN-Charta erfolgt. Er sei eine Reaktion auf die „illegalen, gefährlichen und destabilisierenden“ Angriffe der Huthi auf Schiffe im Roten Meer und beruhe auf dem Recht der Selbstverteidigung, heißt es in der gemeinsamen Erklärung, die von der Bundesregierung mitgetragen wird.

„Mit diesen Präzisionsangriffen sollten die Möglichkeiten der Huthi, den Welthandel und das Leben internationaler Seeleute auf einer der wichtigsten Wasserstraßen der Welt zu bedrohen, gestört und geschwächt werden“, heißt es in der gemeinsamen Erklärung weiter. Die mehr als zwei Dutzend Angriffe der Huthi auf Handelsschiffe seit Mitte November seien eine „internationale Herausforderung“.

Mit dem Militärschlag habe man „unser gemeinsames Engagement für die Freiheit der Schifffahrt, den internationalen Handel und die Verteidigung des Lebens von Seeleuten vor illegalen und ungerechtfertigten Angriffen unter Beweis gestellt“.

Gemeinsames Ziel bleibe die Deeskalation und die Wiederherstellung der Stabilität im Roten Meer. Bei fortgesetzten Bedrohungen werde man „nicht zögern, Menschenleben zu verteidigen und den freien Fluss des Handels in einer der wichtigsten Wasserstraßen der Welt zu schützen“, heißt es.

Baerbock: Bundesregierung stützt Militärschlag gegen Huthi-Rebellen

Die Bundesregierung steht nach Angaben von Außenministerin Annalena Baerbock hinter dem Militärschlag. „Die Reaktion hat unsere politische Unterstützung“, sagte die Grünen-Politikerin am Freitag nach einem Treffen mit dem Außenminister von Malaysia, Mohamad Hasan, in der Hauptstadt Kuala Lumpur. Die Europäische Union prüfe derzeit, wie sie zur Stabilisierung der Lage im Roten Meer beitragen könne.

Amerika und Großbritannien werden bereit sein müssen, einen hohen Preis zu zahlen.

Vertreter der Huthi-Rebellen

Huthis kündigen Vergeltung an

Die schiitischen Huthi-Rebellen kündigten nach dem Militärschlag Rache an. „Amerika und Großbritannien werden bereit sein müssen, einen hohen Preis zu zahlen“, sagte ein Vertreter der Rebellen in der Nacht zum Freitag laut dem Huthi-Fernsehsender Al Massirah. Der Jemen sei „einem massiven aggressiven Angriff amerikanischer und britischer Schiffe, U-Boote und Kampfflugzeuge ausgesetzt gewesen.“

Die Huthi-Rebellen kündigten weitere Attacken auf Schiffe im Roten Meer an. Für das Vorgehen der USA und Großbritanniens gebe es keine Rechtfertigung, erklärte der Sprecher der Rebellen, Mohammed Abdulsalam, auf X.

Iran, Libanon und Russland verurteilt die Angriffe auf Rebellen

Der Iran, der sich als Schutzmacht der Schiiten begreift, verurteilte die Angriffe. „Wir werten das als klare Verletzung der Souveränität und territorialen Integrität des Jemens sowie als Verstoß gegen internationale Gesetze, Vorschriften und Rechte“, sagte der Sprecher des iranischen Außenministeriums, Nasser Kanaani, dem Nachrichtenportal Nournews zufolge. „Diese willkürlichen Angriffe werden zu keinem Ergebnis führen, außer die Unsicherheit und Instabilität in der Region zu schüren.“

Auch die mächtige schiitische Hisbollah-Miliz im Libanon verurteilt den Angriff. „Die amerikanische Aggression bestätigt einmal mehr, dass die USA ein vollwertiger Partner bei den Tragödien und Massakern sind, die der zionistische Feind im Gazastreifen und der Region verübt“, erklärte die Hisbollah. 

Russland kritisierte die Angriffe als „Eskalation“ mit „zerstörerischen Zielen“ und beantragte für Freitag eine Sondersitzung des UN-Sicherheitsrates. Das teilte die russische Vertretung bei den Vereinten Nationen in New York mit, wie die Agentur Interfax meldete. Die Sitzung solle um 15.00 Uhr Ortszeit in New York (21.00 Uhr MEZ) beginnen, schrieb die Vertretung auf ihrem Telegram-Kanal. 

China und Saudi-Arabien riefen zur Zurückhaltung auf.

USa sprechen von Angriff nach „diplomatischen Bemühungen“

Die Angriffe haben sich laut den USA aber auf jene Stellungen konzentriert, die für die Rebellen bei ihren Angriffen auf Handelsschiffe von besonderer Bedeutung sind, weil sie dort etwa Raketen, Radartechnik oder Drohnen lagern. Ziel sei es gewesen, die Huthi zu schwächen, nicht aber, die Situation zu eskalieren, betonte der US-Regierungsvertreter.

Die Angriffe der Rebellen auf die internationale Schifffahrt entbehrten jeder Grundlage und seien unrechtmäßig, sagte der Regierungsvertreter weiter. Der „wahllose Beschuss“ von Schiffen habe auch nichts mit Israel zu tun – und selbst wenn, gebe es keine Rechtfertigung, Schiffe auf internationalen Gewässern anzugreifen. Die USA, Großbritannien und die Verbündeten hätten sich nach sorgfältigen Überlegungen und diplomatischen Bemühungen zu dem Schritt entschieden.

Auch der britische Premierminister Rishi Sunak sprach von „gezielte Angriffen“. „Trotz der wiederholten Warnungen der internationalen Gemeinschaft haben die Huthis weiterhin Angriffe im Roten Meer durchgeführt, darunter auch gegen britische und amerikanische Kriegsschiffe, erst diese Woche. Dies kann nicht hingenommen werden“, hieß es in einer von der britischen Nachrichtenagentur PA veröffentlichten Erklärung.

Detaillierte Ergebnisse werden ausgewertet

Das britische Verteidigungsministerium teilte mit, die verbündeten Streitkräfte hätten wichtige Huthi-Einrichtungen identifiziert. Die detaillierten Ergebnisse der Angriffe würden derzeit ausgewertet, aber es gebe Anzeichen dafür, dass man den Fähigkeiten der Huthi, die Handelsschifffahrt zu bedrohen, einen Schlag versetzt habe.

Hintergrund: Das Rote Meer ist wichtig für den Welthandel

Etwa zehn Prozent des gesamten Welthandels laufen über das Rote Meer. Der Suezkanal verbindet das Mittelmeer mit dem Roten Meer und bietet damit die kürzeste Verbindung auf dem Seeweg zwischen Asien und Europa. Die Alternativstrecke um das südafrikanische Kap der Guten Hoffnung verlängert die Transporte um einige Tage.

Angesichts der zunehmenden Zahl von Angriffen hatte das US-Militär in der Region bereits Mitte Dezember seine Zusammenarbeit mit den Streitkräften anderer Länder verstärkt. An einer neuen Sicherheitsinitiative mit dem Namen „Operation Prosperity Guardian“ beteiligen sich nach Angaben aus dem US-Verteidigungsministerium mehr als 20 Länder.

Die schiitischen Huthi-Rebellen haben im Jemen in ihrem seit 2014 laufenden Aufstand weite Teile im Landesnorden eingenommen, und sie kontrollieren auch die Hauptstadt Sanaa. Die Rebellen werden vom mehrheitlich schiitischen Iran unterstützt.

Erst vor wenigen Tagen hatten die Huthi einen Großangriff mit Drohnen und Raketen auf Schiffe im Roten Meer durchgeführt. Wie das zuständige US-Regionalkommando mitteilte, wurden 18 Drohnen und drei Raketen von Einheiten der USA und Großbritanniens abgefangen. Die Attacke habe „den umfangreichsten Angriff der Huthis auf den internationalen Schiffsverkehr seit Mitte Oktober“ dargestellt, hieß es am Mittwoch aus dem Auswärtigen Amt.

Großbritanniens Verteidigungsminister Grant Shapps hatte in den vergangenen Tagen immer wieder vor Konsequenzen gewarnt, sollten die Angriffe nicht aufhören. Der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats der USA, John Kirby, hatte gesagt, die Huthi müssten Konsequenzen dafür tragen, sollten sie ihre Angriffe nicht stoppen.

Nach Angaben aus Washington haben die Huthis seit dem 19. November mehr als zwei Dutzend Angriffe auf internationale Handelsschiffe im Roten Meer verübt – erstmals setzten sie dabei auch eine ballistische Antischiffsrakete ein. Mehr als 2000 Schiffe sind den Angaben nach bereits gezwungen worden, einen Umweg von Tausenden Kilometern zu nehmen. (dpa/AFP)

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