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Sicherheit in Gaza?: Trumps Vorstoß wird genau das Gegenteil bewirken
Die USA sollen nach dem Willen von US-Präsident Trump künftig Gaza kontrollieren, die dort lebenden Palästinenser vertrieben werden. Eine Wahnsinnsidee, die Methode hat.

Stand:
Übernehmen. Das scheint eines von Donald Trumps Lieblingswörtern zu sein, wenn es um Amerikas angebliche Interessen in der Welt geht. Panama, Grönland, Kanada – alles seins, alles amerikanische Kolonien.
So hätte es der US-Präsident gern. Zumindest kann er sich großer Aufmerksamkeit sicher sein. Fast im Minutentakt hält der 78-Jährige Freund ebenso wie Feind in Atem. Das gefällt ihm.
Trump verfährt offenkundig nach dem Motto: Erst einmal vorpreschen, ganz egal, was andere davon halten. Selbst wenn es heißt: „Wie irre ist das denn?“ Am Ende könnte ja für ihn guter Deal herausspringen, mit dem er sich brüsten kann.
Es sieht so aus, als habe dieser machtpolitische Irrwitz Methode. Doch jetzt hat der Mann im Weißen Haus sogar jene verblüfft und entsetzt, die viel Disruption von ihm gewohnt sind: Trump will den Gazastreifen unter US-Kontrolle bringen. Und das für einen längeren Zeitraum. Eine Wahnsinnsidee.
„Ein Abrissgebiet, ein elendes Loch“
„Wir werden ihn besitzen“, sagte er bei einer Pressekonferenz mit Israels Premier Benjamin Netanjahu, der beifällig schmunzelte. Jener Mann, der ungeachtet aller Appelle mitverantwortlich dafür ist, dass Gaza heute nach massiven Bombardements einem „elendem Loch“ gleiche, wie Trump es formuliert.

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Deshalb will er das Küstengebiet wieder aufbauen, damit aus dem „Abrissgebiet“ eine „Riviera des Nahen Ostens“ entsteht.
Die dort lebenden Menschen sollen deshalb umgesiedelt werden und in arabischen Staaten ein neues Zuhause finden. Die USA würden dann Gaza übernehmen und es „wirtschaftlich entwickeln“. Da spricht der New Yorker Immobilienmogul, der ans große Geschäft eines Neubauprojekts denkt.
Seine Fans dürften Trumps Plan zynisch und menschenverachtend als humanitäre Geste verkaufen. Aber in Wirklichkeit ist sein Plan nichts anderes als ein brachialer Vorstoß, der die Vertreibung eines Volkes aus seiner Heimat zu Ziel hat.
Das wird für sie nicht „wunderbar sein“, wie der US-Präsident tönte. Sondern es käme einer ethnischen Säuberung gleich. Ein Verstoß gegen Völkerrecht ist es ohnehin.
Aber das interessiert Trump bekanntermaßen herzlich wenig. Ebenso wenig wie das Schicksal der Palästinenser. Um die sollen sich gefälligst die arabischen Schwestern und Brüder kümmern.
Trump will arabische Staaten in die Pflicht nehmen
Die werden sich allerdings mit Händen und Füßen dagegen wehren, zwei Millionen Palästinenser bei sich aufzunehmen. Schließlich beschränkt sich die Solidarität einiger Herrscher auf wohlmeinende Sonntagsreden. Weiter reicht ihre Unterstützung für die „palästinensische Sache“ nicht.

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Doch damit wird sich Trump nicht zufriedengeben. Sein Übernahme-Vorstoß dient dazu, Staaten wie Jordanien, Ägypten und Saudi-Arabien in die Pflicht zu nehmen.
Sie sollen den Weg bereiten, damit das Gaza-Problem endlich gelöst wird. Und das, ohne den US-Präsidenten und den israelischen Premier zu behelligen.

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Wenn sie sich schon weigern, die Bewohner Gazas unterzubringen, dann sollen sie sehr viel Geld in die Hand nehmen, um die „Riviera des Nahen Ostens“ Wirklichkeit werden zu lassen. Die Machthaber in der Region werden bereits intensiv darüber nachdenken, wie sie Trump entgegenkommen können.
Die USA könnten auch eine konstruktive Rolle spielen
Dabei hat der US-Präsident einen Punkt: Gaza und die dort ausharrenden Menschen brauchen eine Perspektive. Einen Plan, der ihnen Hoffnung gibt, weil die Gewalt auf Dauer endet. Den hat bisher noch keiner vorgelegt.
Auch Israel nicht, obwohl dies im ureigensten Interesse des jüdischen Staats ist. Die mit der Hamas vereinbarte Waffenruhe reicht bei weitem nicht. Die Feuerpause ist ohnehin nach Trumps Gerede von einer Umsiedlung bedroht.
Fest steht auch: Ohne Gegenwehr werden sich die Menschen nicht vertreiben lassen. Das hieße noch mehr Gewalt, Leid und Tod. Daran kann auch Trump kein Interesse haben.
Dabei könnten die USA sehr wohl eine konstruktive Rolle spielen, indem sie nicht Gaza übernehmen, sondern Verantwortung.
Die Vereinigten Staaten als Garantiemacht für einen friedlichen Wiederaufbau – das könnte Sicherheit und Stabilität für die Region bedeuten. Trumps jetziger Vorstoß wird genau das Gegenteil bewirken.
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