zum Hauptinhalt
Die B-2-Bomber können besonders schwere Bomben tragen.

© AFP/-

Update

Operation „Mitternachtshammer“: 12 Bunkerbrecherbomben fielen auf die Atomfestung Fordo – so lief der nächtliche US-Angriff ab

Die USA haben in der Nacht auf Sonntag drei iranische Atomanlagen angegriffen und mutmaßlich zerstört. Dabei setzte das US-Militär zum ersten Mal 13-Tonnen-Bomben ein.

Stand:

Es war weit nach Mitternacht iranischer Zeit als mehr als sieben US-Bomber vom Typ B-2 ihre Mission im Iran beendet hatten. Eine historische Mission. Die USA haben in der Nacht, gegen 2:30 Uhr Ortszeit, drei Ziele im Iran angegriffen und sind damit in den Krieg zwischen Israel und dem Mullah-Regime in Teheran eingetreten. Operation „Midnight Hammer“, „Mitternachtshammer“, tauften die Strategen im Pentagon den Einsatz.

Das Ziel Donald Trumps war laut eigener Aussage die komplette Zerstörung des iranischen Atomprogramms mit militärischen Mitteln. Etwas, vor dem die US-Präsidenten seit Barack Obama zurückschreckten.

Gegen 0:30 Uhr iranischer Zeit hatten die Flugzeuge nach 17 Stunden Flugzeit den iranischen Luftraum erreicht. Die Bombardements dauerten nur rund 35 Minuten, laut Dan Caine, dem US-Generalstabschef. Die Bomber seien im iranischen Luftraum unbemerkt geblieben. Kampfjets griffen gleichzeitig die iranische Flugabwehr an. Insgesamt kamen 75 Raketen zum Einsatz.

Für ihren Angriff auf die iranischen Atomanlagen in Fordo, Natans und Isfahan verwendeten die USA auch 14 Bunkerbrecherbomben vom Typ GBU-57. Sechs Tarnkappenbomber vom Typ B-2 warfen 12 dieser 13-Tonnen-Bomben auf die unterirdische Atomanreicherungsanlage in Fordo ab.

Ein weiterer B-2 warf zwei Bunkerbrecherbomben auf die Atomanreicherungsanlage in Natans. Außerdem hätten U-Boote rund 30 Marschflugkörper auf Ziele in den Städten Isfahan und Natans abgefeuert, berichten die „New York Times“ und der Sender CNN. Bei den Geschossen soll es sich um TLAM-Raketen gehandelt haben, die zur Familie der Tomahawk-Marschflugkörper gehören. In Isfahan wird vermutlich angereichertes Uran gelagert.

Die Angriffe seien nun abgeschlossen, sagte US-Präsident Donald Trump in der Nacht. Alle beteiligten Flugzeuge befänden sich sicher auf dem Heimweg. 

24 Stunden vorher hatte Trump mit seinen Beratern bei einem Treffen im Weißen Haus noch einmal besprochen. Israel wurde vor dem Angriff informiert und stoppte seine Angriffe, um die Amerikaner nicht zu behindern. Auch nach dem Angriff telefonierte Donald Trump mit dem israelischen Premier Benjamin Netanjahu. Trump hatte den Angriffsbefehl am Samstagnachmittag in seinem privaten Golfclub in Bedminster, New Jersey gegeben.

Das US-Militär hat somit Bunkerbrecherbomben zum ersten Mal im Kampf eingesetzt. Frühere US-Regierungen hatten sich trotz Drängen Israels immer geweigert, die 13-Tonnen-Bomben gegen Irans unterirdische Atomanlage einzusetzen. Dabei wurden sie genau für diesen Zweck entwickelt.

In Fordo liegen die Zentrifugen zur Urananreicherung bis zu 100 Meter tief in einem Berg – für herkömmliche Bomben unerreichbar. In Natans waren die Zentrifugen immerhin noch rund 50 Meter unter der Erde und mit dicken Betondecken geschützt. Hier hatten aber israelische Angriffe in den vergangenen Tagen schon erhebliche Schäden angerichtet.

Auf diesem von der US-Luftwaffe am 2. Mai 2023 veröffentlichten undatierten Foto sehen sich Luftwaffenangehörige auf dem Luftwaffenstützpunkt Whiteman in Missouri einen Bunkerbrecher GBU-57 (Massive Ordnance Penetrator) an.

© dpa/Uncredited

Die Bombe GBU-57 hat dicke Stahlgehäuse und enthält eine geringere Menge an Sprengstoff als ähnlich große Allzweckbomben. Die schweren Gehäuse erlauben es der Bombe, sich durch Erde, Fels oder Beton zu bohren und die Munition dabei intakt zu halten, bevor diese dann explodiert.

Trump erklärt Atomanlagen für zerstört

Trump erklärte in seiner Ansprache an die US-Nation um kurz nach 4 Uhr deutscher Zeit, dass Irans „entscheidende Anlagen zur Uran-Anreicherung“ nach der Bombardierung durch das US-Militär komplett zerstört seien.

Zuvor hatten US-Medien berichtet, dass die wichtige unterirdische Uran-Anreicherungsanlage in Fordo bei den Angriffen mutmaßlich zerstört worden sei.

Dieses von Maxar Technologies zur Verfügung gestellte Satellitenbild zeigt Fahrzeuge in der Anreicherungsanlage Fordo in Iran am Freitag, 20. Juni 2025.

© dpa/-

Die iranischen Staatsmedien bestätigten die Angriffe, spielten das Ausmaß allerdings herunter. Ein Teil des Bereichs um die unterirdische Uran-Anreicherungsanlage Fordo sei durch einen feindlichen Luftangriff beschädigt worden, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Irna. Sie zitierte einen Sprecher des Krisenstabs der betroffenen Provinz Ghom, demzufolge die Lage in den Gebieten nun jedoch wieder ruhig sei. 

Ein hochrangiger Sicherheitsbeamter der Provinz Isfahan berichtete zudem über Explosionen in Isfahan und Natans, wie die mit den Revolutionsgarden verbundene Nachrichtenagentur Tasnim berichtete. Er bestätigt Angriffe „in der Nähe“ der Atomanlagen von Isfahan und Natans.

Überraschend schneller Angriff

US-Medien hatten am Samstag (Ortszeit) berichtet, dass mehrere Tarnkappenbomber ihren regulären US-Luftwaffenstützpunkt Whiteman im Bundesstaat Missouri verlassen haben. Flugzeuge des Typs B-2 hätten sich auf den Weg nach Westen über den Pazifik begeben, berichteten das „Wall Street Journal“ und die „Washington Post“ unter Berufung auf Regierungsbeamte und Flug-Tracking-Dienste. Wie das „Wall Street Journal“ am Sonntag berichtet, handelte es sich dabei um eine Finte.

Die Bomber befanden sich gegen 19 Uhr deutscher Zeit über der US-Westküste, von dort sind es rund 12.000 Kilometer bis Teheran. Auch für die schnellen Tarnkappen ist diese Entfernung nicht in den rund sechs Stunden bis zum Bombenabwurf zu schaffen. Wenn, dann wäre es zu einem Angriff am Sonntagmorgen gekommen. Das sollte die Iraner in der Nacht in falscher Sicherheit wiegen. Denn zu diesem Zeitpunkt näherten sich sieben der Bomber schon dem Iran, unbemerkt.

Ein B-2-Bomber hebt von der Luftwaffenbasis in Missouri ab.

© REUTERS/Staff Sgt. Joshua Hastings/USAF

Die zum Abwurf der GBU-57 benötigten Tarnkappenbomber B-2 mit einer Reichweite von bis zu 9.600 Kilometern sind regulär ausschließlich in Missouri stationiert, zurzeit aber auch auf der Basis Diego Garcia. Bei einem Einsatz über größere Distanzen müssen die Bomber in der Luft betankt werden. Dass das kein Hinderungsgrund sein muss, zeigt ein früherer – von der US-Luftwaffe bestätigter – B-2-Einsatz in Afghanistan. Der Staat am Hindukusch ist noch etwas weiter von Whiteman entfernt als der Iran.

Medienberichten zufolge verfügt die Luftwaffe über rund 20 dieser milliardenteuren Jets. Auch die GBU-57 gibt es Berichten zufolge nur in geringer Stückzahl. 20 Stück davon hatte die Luftwaffe nach Angaben von 2015 bestellt. 

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu lobte den US-Angriff auf iranische Atomanlagen als „mutige Entscheidung“ von historischer Tragweite. US-Präsident Trump habe mit „großer Stärke“ gehandelt, um dem „gefährlichsten Regime die gefährlichsten Waffen der Welt“ zu verwehren, sagt Netanjahu. Dies sei ein Wendepunkt, der zu Frieden und Wohlstand im Nahen Osten führen könne. „Präsident Trump, ich danke Ihnen, das Volk Israel dankt Ihnen.“

Trump hatte am Donnerstag erklären lassen, innerhalb von zwei Wochen eine Entscheidung über eine mögliche Beteiligung der USA an dem Krieg zu treffen. Zuvor hatte er auf dem Verhandlungsweg versucht, den Iran von seinem umstrittenen Atomprogramm abzubringen. (mit Agenturen)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })