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Sorge vor Flächenbrand wächst: Israel greift Hafenstadt im Jemen an – Huthi melden sechs Tote und 83 Verletzte
Die israelische Armee bombardierte den strategisch wichtigen Hafen von Hodeida. Israels Premier Netanjahu zufolge dient dieser der Huthi-Miliz als Einfallstor für iranische Waffenlieferungen.
Stand:
Nach dem israelischen Luftangriff im Jemen in Reaktion auf eine tödliche Drohnenattacke der proiranischen Huthi-Miliz in Tel Aviv wächst die Sorge vor einem Flächenbrand. Der Iran und Israel sprachen gegenseitig Warnungen aus. Israels „gefährliches Abenteurertum“ könne einen regionalen Krieg auslösen, sagte der Sprecher des iranischen Außenministeriums, Nasser Kanaani, laut der staatlichen Nachrichtenagentur Irna. Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu sprach vom Abwehrkampf gegen Irans „Terrorachse“.
Israel hatte die von der Huthi-Miliz kontrollierte Hafenstadt Hodeida im Jemen aus der Luft angegriffen. Die Kampfjets hätten „militärische Ziele des Huthi-Terrorregimes im Gebiet des Hafens von Hodeida“ ins Visier genommen, teilte die israelische Armee am Samstag mit.
Huthi melden viele Opfer mit Verbrennungen
In einer von den Huthi-Medien verbreiteten Erklärung teilte das von der Miliz kontrollierte Gesundheitsministerium am Sonntag mit, dass bei den Angriffen vom Samstag in der Hafenstadt Hodeida „sechs Menschen getötet, drei vermisst und 83 weitere verletzt wurden“.
Die Luftangriffe seien eine Reaktion „auf Hunderte Angriffe“ der Rebellen auf Israel in den vergangenen Monaten. In der Nacht zum Freitag war bei einem Drohnenangriff der Huthis auf Tel Aviv ein Mensch getötet worden. Die von der Miliz auf Tel Aviv gerichtete Langstreckendrohne war am Freitag mit Sprengstoff beladen in ein Wohnhaus im Zentrum der israelischen Küstenmetropole eingeschlagen.
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Der israelische Verteidigungsminister Joav Gallant kündigte daraufhin Vergeltung an. Angaben zu Toten oder Verletzten macht das Militär in solchen Fällen nicht. „Das Feuer, das derzeit in Hodeida brennt, ist im gesamten Nahen Osten zu sehen und die Bedeutung ist klar“, erklärte Gallant nach dem Angriff.
Die Huthis hätten Israel mehr als 200-mal angegriffen – nun, da sie erstmals einem Israeli Schaden zugefügt hätten, habe Israel angegriffen. „Das Blut israelischer Bürger hat einen Preis“, fuhr Gallant fort. „Das haben wir im Libanon, in Gaza, im Jemen und an anderen Orten deutlich gemacht – wenn sie es wagen, uns anzugreifen, wird das Ergebnis das gleiche sein.“
Der israelische Armeesprecher Daniel Hagari gab bekannt, dass Israel den Luftangriff alleine durchgeführt habe und Verbündete wie die USA nicht daran beteiligt gewesen seien. Ein Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats in Washington teilte auf Anfrage mit, die USA seien nicht an den Angriffen beteiligt gewesen - sie hätten diese weder koordiniert noch Israel dabei unterstützt. Seit dem Drohnenangriff auf Tel Aviv habe es regelmäßigen Kontakt mit den Israelis gegeben und man erkenne das Recht Israels auf Selbstverteidigung uneingeschränkt an.
Der Anführer der Huthi im Jemen hat eine neue Phase im Kampf gegen Israel angekündigt. Der tödliche Angriff der Miliz auf Tel Aviv am Freitag sei eine „neue Stufe der Eskalation“ gewesen, sagte Abdel-Malik al-Huthi in einer im Fernsehsender Al-Masirah übertragenen Rede. „Wir sind sehr glücklich über unseren direkten Kampf mit dem israelischen Feind.“ Die Miliz verbessere ihre Fähigkeiten laufend und sei in dem Kampf nun „stärker als zuvor“. Israels Angriff auf den Hafen von Hudaida im Jemen werde nur zu noch mehr Aktionen gegen Israel führen.
Israel werde „den Preis“ für seine Angriffe im Jemen zahlen, erklärte Mohammed Al-Buchaiti, ein Mitglied des Politbüros der Huthis, am Samstag. Der ranghohe Huthi-Vertreter Mohammed Abdelsalam verurteilte eine „brutale Aggression Israels“.
Ihm zufolge zielte der Angriff auf „Treibstofflager und ein Kraftwerk“ in Hodeida, „um Druck auf den Jemen zu machen“, damit dieser seine Unterstützung für die Palästinenser aufgebe. Der Oberste Politische Rat der Huthi sprach in einer ersten Reaktion von einer „wirksamen Antwort“, die auf den Angriff finden wollen. Die Miliz werde nicht zögern, „wichtige Ziele“ in Israel zu attackieren, sagte ein Militärsprecher der Rebellen.
Hafen diente Netanjahu zufolge militärischen Zwecken
Laut Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu dient der angegriffene Hafen der Huthi-Miliz als Einfallstor für iranische Waffenlieferungen. Außerdem werde der Hafen für militärische Zwecke genutzt, sagt Netanjahu. Der Angriff sei eine Erinnerung an die Feinde, dass es keinen Ort gebe, den Israel nicht erreichen könne.
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Auf Bildern in sozialen Medien war ein Großbrand am Hafen zu sehen, mit hohen Flammen und einer dunklen Rauchsäule am Himmel. Dem von Saudi-Arabien finanzierten Nachrichtenkanal Al-Arabija zufolge waren an dem Angriff zwölf israelische Flugzeuge beteiligt, darunter auch Kampfjets des Typs F-35.
Der Hafen am Roten Meer ist von strategisch wichtiger Bedeutung. Im Jemen tobt seit Jahren ein Bürgerkrieg und eine schwere humanitäre Krise, in der etwa 80 Prozent der Bevölkerung auf Hilfe angewiesen sind.
Die schiitischen Huthi-Rebellen, die große Teile der Küste des Jemen am Roten Meer kontrollieren, greifen seit November Schiffe im Roten Meer und im Golf von Aden an. Mit den Angriffen auf Frachter, die israelische Häfen ansteuern, wollen sie nach eigenen Angaben die Palästinenser im Krieg zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas im Gazastreifen unterstützen.
Am frühen Sonntagmorgen fing Israels Raketenabwehr nach Militärangaben eine Boden-Boden-Rakete ab, die sich vom Jemen aus Israel genähert habe. Zuvor sei im Raum der südisraelischen Hafenstadt Eilat Raketenalarm ausgelöst worden, hieß es. Das Geschoss sei jedoch nicht in israelisches Gebiet eingedrungen. Berichte über Opfer gab es nicht.
UN-Generalsekretär António Guterres zeigte sich „zutiefst besorgt über die Gefahr einer weiteren Eskalation in der Region“. Er rief „zur äußersten Zurückhaltung“ auf. US-Verteidigungsminister Lloyd Austin sprach derweil mit seinem israelischen Kollegen Joav Galant über Israels Antwort auf den Drohnenangriff der Huthi-Miliz in Tel Aviv, wie ein Sprecher des Pentagon in der Nacht mitteilte. Israels Schlag sei auf monatelange Angriffe der Huthi gegen den Staat Israel hin erfolgt. Austin bekräftigte „das eiserne Bekenntnis der Vereinigten Staaten zur Sicherheit Israels und zum Recht Israels auf Selbstverteidigung“.
Seit Anfang des Jahres attackieren die britischen und US-Streitkräfte immer wieder Stellungen der Huthis im Jemen, um deren militärische Fähigkeiten zu zerstören. Zudem versuchen Kriegsschiffe zweier internationaler Koalitionen, den Schiffsverkehr entlang der jemenitischen Küste zu sichern. Auch die Bundeswehr war zeitweise mit der Fregatte „Hessen“ als Teil der EU-Marinemission „Aspides“ vor Ort.
Erneut Demonstrationen in Israel gegen Netanjahu
Unterdessen demonstrierten in Israel erneut Tausende von Menschen gegen die Regierung von Netanjahu und für ein sofortiges Abkommen im Gaza-Krieg zur Freilassung der Geiseln. Kurz vor dem Abflug Netanjahus in die USA hielten Demonstranten in Jerusalem Transparente mit der Aufschrift hoch: „Kein Flug ohne Abkommen“, wie die „Times of Israel“ am Abend berichtete. Am Mittwoch will Israels Regierungschef vor den beiden Kammern des US-Kongresses eine Rede zu Israels militärischem Vorgehen im Gazastreifen halten.
Auf einer der wöchentlichen Kundgebungen sagte einer der Teilnehmer, dessen eigener Enkel bei dem Terrorangriff der Hamas und anderer Gruppen am 7. Oktober nach Gaza verschleppt und laut der Zeitung kürzlich vom Militär für tot erklärt worden war: „Nur ein Ende des Krieges wird die Geiseln nach Hause bringen.“
Ein Ende des Krieges werde „auch ein Ende der Regierung bedeuten“ fügte er hinzu. „So können Sie alle verstehen, warum dieser Krieg so lange andauert und warum es immer noch kein Geiselabkommen gibt“. (dpa, AFP)
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