Der ägyptische Präsident Mohammed Mursi hat das umstrittene Dekret außer Kraft gesetzt, das seine Befugnisse ausweiten sollte. Gleichzeitig hat er den Termin für das Verfassungsreferendum bestätigt.
Ägypten

Die Turbulenzen in Ägypten wachsen sich zu einer Staatskrise aus. Auch in der Nacht zum Samstag gingen die Proteste weiter, wieder campieren die Menschen auf dem Tahrir-Platz. Unklar ist, wie die Krise ausgeht.
Gegner des ägyptischen Präsidenten Mohammed Mursi haben am Freitag bei einer Großdemonstration vor dem Präsidentenpalast in Kairo Stacheldrahtbarrieren überwunden. Soldaten schreiten gegen die Demonstranten ein.

Das Land am Nil steht an einem Scheidepunkt. Und es könnte noch schlimmer kommen. Wie kann Ägypten aus der Krise finden?

In Kairo herrschen bürgerkriegsähnliche Zustände. Nach den Krawallen der letzten Tage und den Demonstrationen vor dem Präsidentenpalast ließ Staatschef Mohammed Mursi Panzer auffahren, ruft aber nun zum Dialog auf.

Mursi bleibt hart. Nach den blutigen Zusammenstößen zwischen seinen Anhängern und Gegnern ruft der ägyptische Präsident die Bevölkerung auf, sich an der Volksabstimmung über die Verfassung zu beteiligen. Dem Land droht nun die Spaltung.

Die Kämpfe zwischen Mursi-Gegnern und den Muslimbrüdern und Salafisten werden immer heftiger. Am Abend gingen sie mit voller Wucht gegeneinander los, vereinzelt fielen Schüsse. Es gab mehr als 200 Verletzte.

Die Proteste gegen die Machtausweitung des ägyptischen Präsidenten nehmen kein Ende. Mit gewaltfreien Mitteln wollte die säkulare Opposition die aus ihrer Sicht diktatorisch handelnde Regierung zur Umkehr bewegen. Doch dabei kam es auch zu Krawallen.

Die Proteste gegen die Machtausweitung des ägyptischen Präsidenten nehmen kein Ende. Tausende machen ihrem Unmut bis in die Nacht vor dem Amtssitz Mursis in Kairo Luft. Dabei kommt es zu Krawallen.

Tagelang trugen die Gegner von Präsident Mursi ihren Protest auf die Straße. Dann demonstrierten die Islamisten in Kairo ihre Macht. Nun beklagen die höchsten Richter des Landes einen moralischen Mordanschlag auf die Justiz und legen ihre Arbeit nieder.
In Ägypten wird die Macht neu verteilt - offenbar klar zu Gunsten der Islamisten, die am Samstag ihren Einfluss zur Schau stellten. Aus dem ganzen Land strömten die Menschen nach Kairo, um für den umstrittenen Staatschef, für den Islam und die Scharia zu demonstrieren.

Tausende Menschen sind in Kairo erneut gegen die neue Verfassung auf die Straße gegangen um gegen die Verfassungsgebung durch die Muslimbrüder zu protestieren. Die haben ihre Anhänger für Samstag selbst zu einer Demonstration der Stärke zusammengetrommelt.

Fassungslos sehen die Oppositionellen in Ägypten zu, wie die Islamisten im Eiltempo ihre Verfassung durchpeitschen, in der die Scharia als wichtigste Quelle genannt wird. Doch gleichzeitig rollt eine neue Protestwelle an.
Der deutsch-ägyptische Politologe Hamed Abdel-Samad über den Konflikt in seinem Heimatland.

In Ägypten treibt das Verhalten Präsident Mursis Zehntausende auf die Straße – sie fühlen sich um den Erfolg der Revolution betrogen. Wie ist die Situation in Tunesien und Libyen, den anderen Ländern der Arabellion?

Ägyptens Präsident Mohammed Mursi bleibt im Machtkampf uneinsichtig – und muss mit noch heftigerem Widerstand rechnen. Wohin treibt das Land?

Das umstrittene Dekret soll trotz der massiven Proteste bestehen bleiben, betonte der ägyptische Präsident Mursi bei den Gesprächen am Montag. Am Abend sagten indessen zwei Gruppen ihre für Dienstag geplanten Proteste ab - "um Blutvergießen zu verhindern".

Wenige Tage nach der umstrittenen Ausweitung seiner Machtbefugnisse signalisiert Ägyptens Präsident Mursi Gesprächsbereitschaft mit dem Obersten Richterrat. Bei einem Angriff auf das Hauptquartier der Muslimbrüder gab es am Sonntagabend den ersten Toten.

Ob Ägyptens Präsident mit einer so großen Protestwelle gerechnet hatte, als er seine Verfassungserklärung verkünden ließ? Am Sonntag rief er zum zweiten Mal binnen 24 Stunden seine Berater zu sich.
Die gewalttätigen Proteste in Ägypten reißen nicht ab, jetzt rufen Richter und Staatsanwälte zu einem landesweiten Streik auf. Derweil gab es über hundert Verletzte im ganzen Land.
Mit Tränengas hat die ägyptische Polizei am Samstagmorgen Gegner von Präsident Mohammed Mursi auf dem Tahrir-Platz in Kairo aufgeschreckt. Nach dem Massenprotest gegen die Verfassungserklärung des Präsidenten am Freitag hatten einige hundert Demonstranten die Nacht auf dem Platz verbracht.

Er erhält viel Lob für die Vermittlung im Nahostkonflikt und erntet heftige Kritik wegen seines Machtgebarens im eigenen Land. Wohin steuert Ägyptens Präsident Mohammed Mursi?
Wegen seiner eigenmächtig erweiterten Machtfülle steht Ägyptens Präsident Mohammed Mursi in seinem Land heftig in der Kritik. Am Freitag kam es zu gewalttätigen Protesten in mehreren Städten. Wie war Mursis Weg an die Spitze des Landes?

Das Prinzip der Gewaltenteilung ist für Ägyptens Präsidenten Mursi eine lästige Randerscheinung der Demokratie. Deshalb hat er jetzt entschieden: Mir macht keiner Vorschriften.

49 Kinder wurden bei einem Zugunglück in Ägypten getötet. In der lokalen Bevölkerung kam es daraufhin zu Protesten gegen die Regierung. Im ägyptischen Bahnverkehr herrschen katastrophale Zustände.
Ein Bus auf dem Weg zum Kindergarten ist in Ägypten von einem heranrasenden Zug erfasst worden - fast 50 Kinder zwischen vier und sechs Jahren starben. Behörden sprechen vom Leichtsinn des Busfahrers, Medien kritisieren völlig veraltete Bahnanlagen.
In Nahost droht neuer Krieg. Donnerstagabend erreichten Raketen aus dem Gazastreifen erstmals auch die israelische Großstadt Tel Aviv. Die israelische Armee bereitet eine Bodenoffensive vor, will die Waffen aber kurzfristig schweigen lassen.

Das Verhältnis Israels zum Nachbarn Ägypten ist seit vielen Jahren relativ stabil. Wie reagiert die neue ägyptische Führung nun auf die Militäraktionen Tel Avivs gegen die Hamas?

Israel hat die Luftangriffe gegen den Gaza-Streifen in der Nacht fortgesetzt, es gibt mittlerweile Tote auf palästinensischer und auf israelischer Seite. In der Nacht gab es eine Sondersitzung des UN-Sicherheitsrates. Die US-Botschafterin bei der UNO, Susan Rice, verteidigte das Verhalten Israels.

Bischof Tawadros wird neuer Papst der koptischen Christen in Ägypten. Der 60-Jährige hat sich bislang auf die Jugendarbeit konzentriert. Er übernimmt das Amt in einer heiklen Phase der politischen Neugestaltung in Agypten.

Die Kopten sind die größte christliche Gemeinschaft im Nahen Osten - jetzt haben sie ein neues geistliches Oberhaupt. Der 60-jährige Bischof Tawadros ist per Los zum Patriarchen bestimmt worden.

Wie hält es die Bundesregierung mit der Polizeizusammenarbeit mit autoritär regierten Staaten? Seit der Fall Weißrussland aufgedeckt wurde, steht diese Frage im Raum. Doch offenbar will die Regierung dazu keine Stellung nehmen. Die Linke kritisiert das.

Der als Protesttag der Säkularen Kräfte geplante Tag ist zu einem Tag der Gewalt und der Ausschreitungen geworden. Dabei bekämpfen sich Gruppierungen, die einst Seite an Seite erfolgreich gegen Mubarak demonstrierten.

Ein spezieller Artikel der Verfassung soll die Scharia berücksichtigen, Kritiker protestieren gegen die Übermacht der Islamisten. Wohin führt die Diskussion das Land?

Die jungen Menschen, die im Januar 2011 die Revolution ausriefen, wollten in einem Rechtsstaat leben. Doch von diesem Ziel ist Ägypten noch weit entfernt, wie Amnesty International jetzt festgestellt hat.

Aribert Heim soll mehr als 300 Menschen im KZ Mauthausen umgebracht haben. Nach dem Krieg tauchte er unter und lebte offenbar jahrzehntelang unbehelligt in Kairo. Dort soll er auch gestorben sein, davon ist das Landgericht Baden-Baden überzeugt. Es erklärte ihn jetzt für tot.

Der Sinai hat sich seit dem Sturz von Hosni Mubarak immer mehr zu einer Region von Gewalt und Gesetzlosigkeit entwickelt. Am Freitag drangen erneut schwerbewaffnete Angreifer von Ägypten aus nach Israel ein und lieferten sich ein Gefecht mit israelischen Soldaten.

In zahlreichen Ländern weltweit eskalierte am Freitag die Gewalt. Auslöser ist ein anti-islamischer Schmähfilm. Doch es sind nicht die Massen, die den Aufstand proben, sondern ein harter, gewaltbereiter Kern.

Ägypten möchte gerne Waffen kaufen. Doch einige Abgeordnete im Bundestag sind gegen den Rüstungsdeal mit Kairo.

Die Zunahme der Reisen von Salafisten aus Deutschland in Richtung Ägypten bereitet dem Bundesamt für Verfassungsschutz große Sorgen. Dessen Präsident Maaßen spricht davon, das Land könnte zur "Drehscheibe für Salafismus und Terrorismus werden".