Hermann Scheer (57) ist seit 1980 SPD-Bundestagsabgeordneter. 1999 erhielt der Solarexperte den Alternativen Nobelpreis.
Taliban
Seit dreieinhalb Wochen wird gebombt. Aber was ist erreicht worden?
Kritik in der Presse, Skepsis in der Öffentlichkeit, zögerliche Äußerungen von Militärseite und widersprüchliche Bemerkungen in den eigenen Regierungsreihen haben den britischen Premier zu einer Moral stärkenden Offensive an der Heimatfront gezwungen. Bevor Tony Blair zu einer erneuten Nahost-Mission nach Israel flog, appellierte er in einer kämpferischen Rede vor dem Regionalparlament von Wales erneut an das moralische Rückgrat der Briten.
Die USA haben vor möglichen neuen Terroranschlägen im Laufe der nächsten sieben Tage gewarnt. Es gebe glaubwürdige Informationen, dass Attacken in den USA oder gegen US-Einrichtungen im Ausland geplant seien, sagte Justizminister John Ashcroft in Washington.
Im Kampf gegen den Terror ist ein Datum von besonderer Bedeutung: der Beginn des Ramadan Mitte November. Inständig hoffen die amerikanischen Militärstrategen, den Krieg in Afghanistan vor dem heiligen moslemischen Fastenmonat beendet zu haben.
So werden Cäsaren empfangen. Mit militärischen Ehren, hoch zu Ross, mit Standarten, Hymnen und roten Teppichen vor der grandiosen Kulisse des Präsidentenpalastes.
Zum Thema Online Spezial: Terror und die Folgen Themenschwerpunkte: Gegenschlag - Afghanistan - Bin Laden - Islam - Fahndung - Bio-Terrorismus Fotostrecke: Bilder des US-Gegenschlags Bei den US-Luftangriffen in Afghanistan sind nach Angaben von Verteidigungsminister Donald Rumsfeld bislang keine mutmaßlichen Topterroristen getötet worden. Zwar seien die Truppen der Taliban und das Terrornetzwerk Al Qaida empfindlich getroffen worden und Terrorführer der mittleren Ebene den Angriffen zum Opfer gefallen, doch sei darunter keiner der zehn ranghöchsten Führer, sagte Rumsfeld am Montag.
Zum Thema Online Spezial: Terror und die Folgen Themenschwerpunkte: Gegenschlag - Afghanistan - Bin Laden - Islam - Fahndung - Bio-Terrorismus Fotostrecke: Bilder des US-Gegenschlags So lange es vorrangiges Ziel der USA in Afghanistan war, Osama bin Laden zu fangen oder zu töten, konnte man hoffen, dies sei durch Bombardements und Spezialeinheiten zu erreichen. Seit der Sturz der Talibanregierung einen noch höheren Stellenwert bekommen hat, ist klar, dass der Einsatz von Bodentruppen unausweichlich wird.
Unmittelbar vor der Hinrichtung des afghanischen Milizenführers Abdul Hak sind beim US-Geheimdienst CIA dringende Hilfeanrufe eingegangen. Sie kamen von Robert McFarlane, dem Sicherheitsberater von Ex-Präsident Reagan.
US-Kampfjets haben am Sonntag erstmals eine Stellung der Taliban im Nordosten Afghanistans nahe der tadschikischen Grenze bombardiert. Eine Maschine habe eine Bombe auf die Stellung nahe des Dorfes Ai Chanun abgeworfen, eine dichte schwarze Rauchsäule sei aufgestiegen, berichtete ein westlicher Reporter.
Knapp drei Wochen dauert die "Operation dauerhafte Freiheit". Und plötzlich reihen sich Indizien aneinander, die den Schluss nahelegen, dass etwas nicht stimmt mit dem Krieg in Afghanistan.
Drei Wochen nach Bekanntwerden des ersten Milzbrand-Falls sind die gefährlichen Erreger auch im US-Außenministerium und im Hauptquartier des Geheimdienstes CIA aufgetaucht. Ein Mitarbeiter der Außenamts-Poststelle erkrankte an Lungen-Milzbrand, ein zweiter litt an Grippe-ähnlichen Symptomen und wurde auf Milzbrand getestet.
Niemand weiß, wieviele Menschen genau in Afghanistan auf der Flucht und ohne Nahrung sind. Hilfs- und Flüchtlingsorganisationen jedoch schätzen, dass 300 000 Afghanen akut vom Hungertod bedroht sind und rund sieben Millionen mit Nahrungshilfe unterstützt werden müssen.
Seit dem 7. Oktober wird Afghanistan von den USA und den Briten bombardiert, und seit dem 17.
Das Militär sei nur ein Teil der Strategie gegen den Terror, hatte US-Präsident George W. Bush versprochen.
Seit Anfang Oktober gehen die USA gemeinsam mit Großbritannien auch militärisch gegen das Terrornetzwerk Al-Qaida und das Regime der Taliban vor, das die Terroristen stützt und schützt. Wie belegt ist.
Deutschland und Frankreich haben für die Zeit nach dem Sturz des Taliban-Regimes in Afghanistan ein gemeinsames Vorgehen verabredet. Mit dem französischen Staatspräsidenten Jacques Chirac sei er sich in dieser Hinsicht einig, sagte Bundeskanzler Gerhard Schröder zum Abschluss eines Treffens mit Chirac und Premierminister Lionel Jospin am Mittwochabend in Paris.
Die USA haben Zweifel daran geäußert, ob sie eines der erklärten Ziele ihres Feldzuges gegen Afghanistan erreichen und den Islamisten Osama bin Laden fassen werden. US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld sagte über die Chancen, bin Laden zu ergreifen: "Es gibt viele Länder.
Vertreter der afghanischen Nordallianz und des afghanischen Ex-Königs wollen sich in der kommenden Woche in Istanbul treffen, um über die Bildung einer neuen Regierung in Afghanistan zu verhandeln. Wie beide Seiten bestätigten, sollen ranghohe Delegationen der beiden Oppositionsgruppierungen bei dem Treffen vor allem die Zusammensetzung einer Nationalversammlung aushandeln, die mit der Bildung einer Regierung nach dem angestrebten Sturz der Taliban betraut werden soll.
Während die Allianz gegen den Terror weiter gegen Taliban und Terroristen kämpft, formt sich in Deutschland eine immer breitere Allianz gegen Schily. Vertreter unterschiedlicher Interessengruppen kritisierten am Mittwoch die vom Innenminister geplanten Maßnahmen zur Terrorabwehr.
Pakistans Regierungschef General Musharraf hat auf ein Ende der US-Militäraktion gegen die Taliban vor Beginn des islamischen Fastenmonats Ramadan Mitte November gedrängt. Obwohl der Krieg gegen den Terrorismus durchaus länger dauern könne, sei das Ziel der gegenwärtigen Operationen in Afghanistan "in ein oder zwei Tagen" zu erreichen, sagte Musharraf im pakistanischen Staatsfernsehen, ohne Einzelheiten zu nennen.
Nach einem Sturz des Taliban-Regimes in Afghanistan sollen womöglich auch deutsche Soldaten neben anderen Europäern als Blauhelme an einer UN-Friedensmission in dem zentralasiatischen Land teilnehmen. Dies plane das Kanzleramt, berichtet der "Stern".
Mit der Bombardierung von Stellungen der Taliban an der Frontlinie zur oppositionellen Nordallianz haben die USA in der Nacht zum Dienstag ihre Luftangriffe in Afghanistan fortgesetzt. Verteidigungsminister Donald Rumsfeld sagte, die USA wollten mit den Angriffen nahe der Hauptstadt Kabul und der strategisch wichtigen Stadt Masar-i-Scharif im Norden die Allianz im Kampf gegen die Taliban unterstützen.
Was ist besser, ein kurzer oder ein langer Krieg? Die Frage scheint albern.
Außenminister Joschka Fischer hat auf der ersten Station seiner Nahost-Reise weitere Verbündete für den Wiederaufbau Afghanistans gefunden. Nach einem Treffen mit dem saudi-arabischen Außenminister Prinz Saud Al-Faisal in Riad sagte Fischer, er habe bei den Gesprächen über die Nach-Taliban-Ära viele Gemeinsamkeiten gefunden.
Moskau. In und um Afghanistan sei eine "nicht einfache Situation" entstanden, begründete Verteidigungsminister und Putin-Intimus Sergej Iwanow seinen überraschenden Besuch in der tadschikischen Hauptstadt Duschanbe am Sonntagabend.
Schanghai/Amman. Die Erklärung von Schanghai war die erste politische Stellungnahme in der Geschichte des Asien-Pazifik-Gipfel (Apec).
Weder die Begegnung mit den Führern islamischer Staaten noch Gespräche mit den Vertretern von Hilfsorganisationen stimmten den Außenminister um: Während im heimischen Deutschland Grünen-Politiker darüber stritten, ob die US-Militärschläge gegen Ziele in Afghanistan nicht alle Moslems zu Feinden des Westens machen und die Versorgung der afghanischen Flüchtlinge verschlechtern würden, zeigte sich Joschka Fischer durch seine Erfahrungen in Pakistan und Tadschikistan bestätigt: Mehr denn je sei er überzeugt, dass den Taliban und den von ihnen gedeckten Terroristen ohne militärische Mittel nicht beizukommen sei, verkündete der Außenminister, bevor er am Samstagabend wieder in Berlin landete.Gleichsam eine Doppelbotschaft brachte der Außenminister zurück, die sich auf die einfache Formel bringen lässt: Militär muss sein, Politik und humanitäre Hilfe müssen sein.
Noch immer hat George Bush auf die Frage nach der politischen Perspektive Afghanistans nach dem Sturz der Taliban keine Antwort gegeben. Die EU legte diese Woche zumindest Kriterien für eine künftige Ordnung vor: Selbstbestimmung auf breiter ethnischer Basis, der frühere König als Integrationsfigur, die UN als Faktor.
Washington. Für die Militärstrategen ist der Fall klar: Wer gegen eine Guerilla kämpft, muss ihre Taktik übernehmen.
Washington/Islamabad. Die USA sind am Samstag mit einem größeren Kontingent von Spezialkommandos nach Afghanistan eingerückt.
Moskau. Erst hat der arabische Fernsehsender Al Dschasira unter Berufung auf Taliban-Quellen den Tod des Generals gemeldet.
Islamabad. Nach fünf Stunden Flug, irgendwo über der iranischen Steppe, wird der Außenminister ans Telefon gerufen.
Sind wir entsetzt oder auch überrascht? Hatte wirklich keiner ahnen können, was am 11.
Während von militärischer Seite in Großbritannien weiter keine Einzelheiten über die aktuelle oder geplante Strategie bekannt werden, gab Premier Blair selbst die deutlichsten Hinweise darauf, dass der Krieg in Afghanistan vor einer neuen Phase steht. Blair telefonierte am Mittwoch 25 Minuten mit Präsident Bush, um die militärische Situation zu erörtern.
Washington. Seit dem Kosovokrieg hat das Wort "Bodentruppen" eine fast magische Bedeutung.
Als die Taliban im März diesen Jahres die jahrhundertealten Buddha-Statuen im zentralafghanischen Bamiyan sprengten, wurde der Begriff des "Weltkulturerbes" mit einem Mal aus seiner Vergangenheitsseligkeit gerissen. Es wurde deutlich, wie gefährdet, aller vermeintlichen Aufklärung zum Trotz, gerade Kulturgüter sind, wenn sie als Zielscheiben ideologischer Projektionen dienen.
Die Nachricht klang dramatisch: Die Taliban-Regierung habe eine Todesliste mit 106 Namen afghanischer Oppositioneller erstellt, die im Ausland leben und zum Teil schon als "killed" aufgeführt seien, berichtete am Montag das ARD-Magazin "Report". Hinter vier Namen in dem Schreiben, das dem Tagesspiegel vorliegt, steht "Deutschland".
Internationale Hilfsorganisationen haben eine sofortige Unterbrechung der Luftangriffe auf Afghanistan gefordert, um die notleidende Bevölkerung mit Nahrungsmitteln versorgen zu können. "Wenn diese Militärschläge nicht umgehend aufhören, werden die Afghanen zu sterben beginnen", sagte Dominic Nutt von der Organisation Christian Aid am Mittwoch in Islamabad.
Lässt sich Joschka Fischer von den eigenen Leuten aus der Ruhe bringen? Es sind zunächst die üblichen Verdächtigen, die jetzt den Außenminister auffordern, mehr Grün in die Regierungspolitik zu bringen.