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Thema

Taliban

Nach den amerikanischen Vergeltungsschlägen gegen das afghanische Taliban-Regime wurden am Sonntag die Sicherheitsmaßnahmen in Berlin verschärft. Wie der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) im Inforadio Berlin-Brandenburg erklärte, müsse man "davon ausgehen, dass demnächst in der Stadt auch Kontrollstellen eingerichtet werden".

Der Aufschrei kam prompt: Kurz nach den Luftangriffen auf Afghanistan gingen im Nachbarland Pakistan Tausende Islamisten auf die Straßen. In der Nacht folgten Meldungen über Umbesetzungen im Generalstab.

Von Christoph von Marschall

Bin Laden und die Angriffe in Afghanistan haben die Palästinenser gespalten: Die Islamisten und große Teile der Bevölkerung treten offen für den mutmaßlichen Top-Terroristen ein, doch Arafats Autonomiebehörde geht hart gegen die Sympathisanten vor. Bei einer Kundgebung islamistischer Studenten in Gaza wurden am Montag drei Demonstranten erschossen - ob von der palästinensischen Polizei oder von bewaffneten Vermummten unter den Demonstranten blieb jedoch zunächst unklar.

Von
  • Charles A. Landsmann
  • Andrea Nüsse

Die nächsten zwei, drei Tage werden zeigen, ob der Angriff auf die Taliban und ihren "Gast" Osama bin Laden eine Chance auf Erfolg haben. Das entscheidet sich weniger in Afghanistan als vielmehr im Nachbarland Pakistan.

Auch der Krieg in Afghanistan wird kaum dafür sorgen, dass politischer Zündstoff in den Berliner Wahlkampf kommt. CDU und SPD, Grüne und FDP sehen keine Notwendigkeit, so kurz vor dem Wahltag ihre Strategien und Werbeslogans in Frage zu stellen.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Wegen der Vergeltungsangriffe der USA und Großbritanniens am vergangenenSonntag gegen das afghanische Taliban-Regime fiel am Montagabend die Party zum Start der FAZ-Sonntagszeitung aus. Ursprünglich wollte man das neue Blatt mit Prominenz aus Politik, Wirtschaft und Kultur in den Räumen der Berliner Redaktion feiern.

Bomben gegen die Herrscher, Brot für das Volk. Mit dieser Botschaft haben die Amerikaner den Doppelpack versehen, den sie - nahezu zeitgleich - über Afghanistan abwerfen.

Von Rainer Woratschka

Die USA haben am Montag die Angriffe auf militärische Ziele in Afghanistan mit Bombern und Marschflugkörpern fortgesetzt. Britische Flugzeuge oder Waffen sind diesmal nicht eingesetzt worden, wie Verteidigungsminister Donald Rumsfeld vor Journalisten in Washington mitteilte.

1980-1989: Die islamischen Mudschahedin (Freiheitskämpfer) kämpfen gegen die sowjetischen Besatzer - und erzwingen deren Abzug. Danach kommt es zum Bürgerkrieg zwischen verfeindeten Mudschahedin.

Die islamisch-fundamentalistische Terrororganisation Al Qaida wurde um 1989 in Afghanistan gegründet und gilt als zentrale Schalt-, Verbindungs- und Finanzstelle im terroristischen Netzwerk des Terroristen Osama bin Laden. Sie zählt 5000 Mitglieder, die bin Laden in Trainingslager ausgebildet haben will.

In Berlin sind die Sicherheitsmaßnahmen nach dem Beginn des militärischen Gegenschlags massiv verschärft worden. Besonders auf den Flughäfen und an den Botschaften der USA und Englands zogen mit Maschinenpistolen bewaffnete Polizisten auf.

Von
  • Jörn Hasselmann
  • Frank Jansen

"America strikes back." Der amerikanische Nachrichtensender CNN und seine deutsche Partnerstation n-tv zögern keine Sekunde: "Breaking News", geteilte Bildschirme, Live-Bilder vom Nachthimmel über Afghanistan, Star-Reporterin Christiane Amanpour meldet sich mit heiserer Stimme aus der pakistanischen Hauptstadt Islamabad, Nachricht auf Nachricht wechselt sich mit Einschätzungen von Experten ab.

Von Joachim Huber

Die Lage muss sehr ernst sein, wenn eine demokratische Regierung ihre zu Geiseln genommenen Bürger preisgibt. Ob Banküberfall oder andere Erpressung mit Geiselnahme - im Westen hat das Überleben der Geiseln in der Regel Vorrang vor der Strafverfolgung der Kriminellen.

Unmittelbar nach dem Gegenschlag der USA in Afghanistan am Sonntagabend wurde eine Lagebesprechung beim amtierenden Polizeipräsidenten von Berlin, Gerd Neubeck, einberufen. Polizei und Innenverwaltung seien darauf vorbereitet gewesen, die Sicherheitsmaßnahmen in Berlin umgehend zu verschärfen, sagte Svenja Schröder-Lomb, Sprecherin der Innenverwaltung.

Von Sabine Beikler

Vor ein paar Tagen hat Christian Blunck mit Ahmed Shabaz telefoniert. Die beiden kennen sich aus gemeinsamen Hockey-Zeiten, als Blunck für die deutsche und Shabaz für die pakistanische Nationalmannschaft spielte.

Knapp vier Wochen nach den Terroranschlägen auf New York und Washington haben die USA ihre militärischen Drohungen gegen Afghanistan wahr gemacht. Gemeinsam mit Großbritannien griffen sie am Sonntag Stützpunkte des mutmaßlichen Terroristen bin Laden und der Taliban-Regierung mit Marschflugkörpern und Flugzeugen an.

Wo steht Deutschland? Jetzt, wo der erwartete und von vielen doch so heftig verdrängte Schlag gegen Osama bin Laden und seine afghanischen Beschützer tatsächlich begonnen hat.

Von Robert von Rimscha

Sie alle waren schon einmal da, aber an einem Strang haben sie nie gezogen, vielmehr bekämpften sie sich bis aufs Blut: Afghanistans früherer König Zahir Schah, der Chef der Nordallianz, Buharnuddin Rabbani, Kriegsfürst Gulbuddin Hekmatayar und Usbekengeneral Rashid Dostum. Jetzt fallen ihre Namen, wenn die Frage nach den Nachfolgern des Taliban-Regimes gestellt wird.

Mit den Gegenschlägen der Amerikaner gegen die Taliban beginnt auch ein Kampf, der noch viel wichtiger ist als Militärschläge: der um die Seele Arabiens. Denn nur wenn die Sympathisanten-Szene der Extremisten in arabischen Ländern ausgetrocknet wird, kann der Terror besiegt werden.

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