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Der mutmaßliche Todesschütze Elias R. (31) im US-Bezirksgericht in Washington. Er wird wegen Mordes angeklagt.

© REUTERS/Dana Verkouteren

Todesschütze von Washington: Was über den mutmaßlichen Täter bekannt ist

Er führte ein unauffälliges Leben, engagierte sich zuletzt aber verstärkt bei politischen Aktionen: Elias R., der mutmaßlich aus Hass auf Israel zwei Botschaftsmitarbeiter ermordete, droht die Todesstrafe.

Stand:

Elias R., der mutmaßlich aus Hass auf Israel und gegen Juden zwei Mitarbeiter der israelischen Botschaft in Washington durch mehrere Schüsse getötet hat, droht eine Verurteilung wegen Mordes und damit die Todesstrafe.

Bis zu diesem Mittwoch deutete kaum etwas darauf hin, dass der 31-Jährige zu einer Tat fähig sein würde, die das Leben der jungen Mitarbeiter der israelischen Botschaft, Yaron Lischinsky und Sarah Milgrim, abrupt auslöschte. Der Chef der US-Bundespolizei FBI, Kash Patel, sprach auf der Plattform X von einem Terrorakt. Elias R. war den Behörden zuvor nicht durch kriminelle Machenschaften aufgefallen.

Die „New York Times“ hat versucht, das Leben des aus Chicago stammenden Mannes nachzuzeichnen. Er soll das „typische Leben eines jungen Berufstätigen mit College-Abschluss“ geführt und in einer Wohnung in einem mittelständischen Viertel im Norden von Chicago gelebt haben, in der Nähe seiner Freunde und Familie, schreibt die „NYT“. Von 2016 an besuchte R. die University of Illinois Chicago, die er mit dem Bachelor abschloss, wie eine Universitätssprecherin der „NYT“ bestätigt.

Elias R. habe sich zunehmend politisch engagiert, möglicherweise inspiriert durch sein Elternhaus. Die Eltern leben inzwischen getrennt voneinander. Elias R.s Vater, laut Bericht Gewerkschaftsmitglied und Irakkrieg-Veteran, soll sich für die Rechte von Kriegsveteranen engagiert und angedrohte Leistungskürzungen durch die Trump-Administration kritisiert haben.

Sein Sohn schloss sich offenbar Straßenprotesten an, die Israels Vorgehen im Gazastreifen verurteilten. Auch soll er sich der „NYT“ zufolge gegen Rassismus engagiert und die Macht von Großkonzernen wie Amazon gegeißelt haben.

„Wollen wir (…) eine Nation von Städten sein, die von riesigen Konzernen beherrscht und besetzt werden, in denen nur die Reichen und Weißen überleben können, während die große Mehrheit von uns am Rande der Stadt und der Gesellschaft in immer größerer Armut leben muss?“, wird Elias R. offenbar in einem Online-Artikel zitiert, wie die „NYT“ berichtet.

Mahnwache gegenüber dem Weißen Haus für die Opfer Yaron Lischinsky und Sarah Milgrim.

© AFP/MANDEL NGAN

Elias R. soll sich in seinen Zwanzigern von einem Job zum nächsten gehangelt haben. So soll er sich laut dem Artikel als Autor zu geschichtlichen Fragen für eine Online-Plattform betätigt haben, später arbeitete er als Oral History Researcher, also in einem Bereich der Geschichtswissenschaft, die auf Zeitzeugen-Berichten basiert. Zuletzt soll er bei einer Osteopathie-Organisation tätig gewesen sein.

Scheinbar suchte Elias R. zumindest zeitweise die Nähe zu der extrem linken, marxistischen und pro-palästinensischen Partei „Party for Socialism and Liberation“, was diese über X allerdings umgehend zurückwies. Elias R. habe lediglich eine kurze Verbindung zu einem Zweig der Partei gehabt, die 2017 endete. 2020 hat er laut „NYT“ 500 Dollar für die Präsidentschaftskampagne des späteren US-Präsidenten Joe Biden gespendet.

Die Tatwaffe hat er für den Flug ordnungsgemäß eingecheckt

Bei seiner Tat vom Mittwochabend in Washington scheint Elias R. von einem Hass auf Israel und die Juden getrieben gewesen zu sein. Nach den tödlichen Schüssen vor dem Jüdischen Museum habe er einem Polizeibeamten gesagt: „Ich habe es für Palästina getan, ich habe es für Gaza getan (…).“

Als die Polizei ihn abführte, habe er gerufen: „Free Palestine“ (deutsch: „Befreit Palästina“). Das ging aus einer eidesstattlichen Erklärung der ermittelnden FBI-Agentin hervor.

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Vieles deutet darauf hin, dass die Tat geplant war. In verschiedenen Medien ist die Rede von einem angeblichen Manifest, das der Täter vor der Tat auf einem anonymen X-Konto veröffentlicht haben soll. Unter dem Titel „Escalate for Gaza, Bring The War Home“ soll er Israels Vorgehen im Gazastreifen verurteilt haben, schreibt die „Times of Israel“.

Das 900 Wörter umfassende Manifest plädiere für die „Moral der bewaffneten Demonstration“ und fordere die Leserschaft auf: „Eskaliert für Gaza, bringt den Krieg nach Hause“, so die Times of Israel. Es soll US-Journalist Ken Klippenstein zugespielt worden sein. Klippenstein bezeichnet das Dokument als authentisch. Eine offizielle Bestätigung für die Echtheit gibt es allerdings nicht. 

Er trieb sich auf der Veranstaltung herum. Wir wissen noch nicht genau, was er gesagt hat, aber er hat genug gesagt, dass sie ihn entfernt haben.

Yechiel Leiter, israelischer Botschafter in den USA, über Elias R. am Tatabend

Elias R. war erst am Tag vor der Tat mit dem Flugzeug von Chicago nach Washington gereist, heißt es in Agenturberichten. Seine Pistole, die er 2020 in seinem Heimatbundesstaat Illinois gekauft hatte, war demnach für seinen Flug ordnungsgemäß angemeldet und eingecheckt worden.

Am Tatabend soll sich Elias R. sogar auf der Veranstaltung, an der die späteren Opfer Yaron Lischinsky und Sarah Milgrim teilnahmen, aufgehalten haben. Das American Jewish Committee richtete im Jüdischen Museum eine Veranstaltung für junge Diplomaten mehrerer Länder aus.

Der israelische Botschafter in den USA, Yechiel Leiter, sagte der „Times of Israel“ zufolge: „Er trieb sich auf der Veranstaltung herum. Wir wissen noch nicht genau, was er gesagt hat, aber er hat genug gesagt, dass sie ihn entfernt haben.“ Der Mann sei nach draußen gegangen und „wartete, dass Botschaftsmitarbeiter herauskamen, und schoss auf sie“.

Videoaufnahmen von Überwachungskameras zeigen, wie der mutmaßliche Täter mehrere Schüsse auf die beiden Opfer feuert, wie die Staatsanwaltschaft mitteilte. Nachdem die beiden zu Boden gesackt waren, habe er aus nächster Nähe erneut geschossen – auch, als eines der Opfer versuchte, sich wegzuschleppen. „Ermittler haben am Tatort eine Pistole vom Kaliber 9 Millimeter und 21 verbrauchte Patronenhülsen sichergestellt.“

Das Verbrechen werde als Hassverbrechen und als möglicher Terrorakt untersucht, weswegen noch weitere Anklagepunkte hinzukommen dürften, sagte die amtierende Staatsanwältin für die US-Hauptstadt, Jeanine Pirro. 

Die Staatsanwaltschaft wirft dem mutmaßlichen Täter Elias R. wegen der Tötung des Deutsch-Israelis Yaron Lischinsky Mord ersten Grades eines ausländischen Repräsentanten vor. Zudem wird er wegen der tödlichen Schüsse auf Lischinsky und dessen Partnerin Sarah Milgrim des Mordes ersten Grades in zwei Fällen beschuldigt. Er muss sich auch wegen Verstößen gegen das Waffengesetz verantworten. Ihm droht die Todesstrafe.

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