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Ukraine-Invasion, Tag 1111: Russische Truppen an der Ostfront ins Stocken geraten
Ukraine will See- und Luft-Waffenruhe vorschlagen + Russische Armee rückt im Kursker Gebiet weiter vor + Der Nachrichtenüberblick am Abend.
Stand:
viele der am heftigsten umkämpften Schlachten des Krieges finden noch immer in der Region Donezk statt. Wir schauen heute auf drei Brennpunkte dort, in denen Reporter der „New York Times“ (Quelle hier) recherchiert haben.
Die ukrainischen Streitkräfte haben in der östlichen Region Donezks zuletzt die russische Offensive stoppen und Land zurückerobern können. „Die russischen Offensivbemühungen in Donezk sind in den letzten Monaten aufgrund des schlechten Wetters, der Erschöpfung der russischen Streitkräfte und der effektiven Anpassung der Ukrainer an die Kampfweise der russischen Truppen ins Stocken geraten“, sagt Michael Kofman, amerikanischer Militäranalytiker, im Gespräch mit der „New York Times“.
In Pokrowsk waren die Russen im Dezember bis auf etwa fünf Kilometer an die Stadt herangerückt. Die ukrainischen Soldaten konnten einen Frontalangriff aber verhindern, der russische Vormarsch geriet ins Stocken. Ein stellvertretender ukrainischer Bataillonskommandeur namens Taras beschreibt eine Operation zur Rückeroberung eines Dorfes südlich von Pokrowsk im Gespräch mit der „New York Times“ so: „Wir haben uns mit Munition eingedeckt, eine Artilleriebeschuss-Vorbereitung durchgeführt, die Teile des Dorfes ermittelt, in denen sich der Feind befand, und dort einen massiven Angriff ausgeführt.“ Die Kämpfe hätten rund 90 Minuten gedauert, am Ende hätten die Ukrainer ungefähr die Hälfte des Dorfes kontrolliert. „Um die volle Kontrolle über das ganze Dorf zu erlangen und es einzunehmen, sind mehr Menschen und mehr Ressourcen nötig“, sagt Taras.
In der Stadt Torezk wiederum sollen seit Monaten heftige Häuserkämpfe toben. Hauptmann Bohdan Ravlikovskyi zufolge hätten die Ukrainer und die Russen zum Teil Stellungen in derselben Straße oder im selben Gebäude. In den vergangenen Tagen seien es die Ukrainer gewesen, die in Teilen von Torezk mit lokalen Gegenangriffen und heftigen Zusammenstößen vorgerückt seien.
Nach dem Fall der ostukrainischen Stadt Bachmut im Mai 2023 sollen die Russen fast ein Jahr gebraucht haben, um 13 Kilometer in Richtung Tschassiw Jar vorzurücken. Wie Torezk im Süden diene Tschassiw Jar als Puffer, der die russischen Streitkräfte von einem direkten Angriff auf Kostjantyniwka und andere Städte in der Region Donezk abhält. Leutnant Mykola sagt, die Kämpfe dauerten unerbittlich an, doch auch der Feind leide. „Wir sehen, dass die Qualität und Quantität ihrer Truppen abnimmt, und dieser Zustand verschlechtert sich glücklicherweise für uns.“
Die wichtigsten Nachrichten des Tages im Überblick:
- Am Vortag der Gespräche mit Vertretern der USA in Saudi-Arabien hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj den grundsätzlichen Willen seines Lands zu einem Friedensschluss bekräftigt. „Die Ukraine bemüht sich seit der allerersten Sekunde des Krieges um Frieden“, schrieb Selenskyj im Onlinedienst Telegram. Kiew habe „stets erklärt“, dass der Krieg „ausschließlich (...) auf Russlands Betreiben weitergeht“.
- Die Ukraine will nach Angaben aus Kiewer Regierungskreisen eine Waffenruhe in der Luft und zur See vorschlagen. Diese Arten der Waffenruhe seien „einfach umzusetzen und zu überwachen“ und daher ein guter Anfang, sagte ein ukrainischer Regierungsvertreter der Nachrichtenagentur AFP in Kiew. Mehr dazu lesen Sie in unserem Newsblog.
- Unterdessen wird es diese Woche keine Gespräche zwischen Russland und den USA über Wege zur Beendigung des Krieges geben, meldet die russische Nachrichtenagentur Tass unter Berufung auf die Sprecherin des Außenministeriums, Maria Sacharowa. Dagegen hatte der US-Sender CNN am Sonntag berichtet, US-Vertreter würden bei Gesprächen mit der Ukraine in Saudi-Arabien in dieser Woche auch mit russischen Unterhändlern reden. Mehr dazu hier.
- Die USA sind nach Angaben von US-Präsident Donald Trump kurz davor, die Ukraine wieder mit Geheimdienstinformationen und Aufklärungs-Erkenntnissen über Maßnahmen des russischen Militärs zu versorgen. Die Aussetzung des Informationsaustauschs mit der Ukraine sei „so gut wie“ beendet, sagte Trump an Bord der Air Force One.
- Eine drohende Einkesselung tausender ukrainischer Soldaten in der russischen Region Kursk erhöht den Druck auf den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj im Streit mit den USA über ein schnelles Kriegsende. Pro-russische Militär-Blogger schrieben, russische Soldaten würden im Rahmen einer großen Umzingelungsaktion weiter vorrücken. Ziel sei, tausende ukrainische Soldaten zur Flucht oder Kapitulation zu zwingen. Mehr dazu hier.
- Ukrainische Drohnen haben in der Nacht nach ukrainischen Angaben eine russische Ölraffinerie in Samara an der Wolga angegriffen. Der Leiter des staatlichen Zentrums zur Bekämpfung von Desinformation in Kiew, Andrij Kowalenko, bestätigte den Angriff auf die Anlage in der Stadt Nowokuibyschewsk.
- Zwischen den USA und Polen ist ein Streit wegen des Satellitendienstes Starlink für die Ukraine entbrannt. Auf der Plattform X kam es am Sonntag zu einem Schlagabtausch zwischen dem US-Milliardär Elon Musk, zu dessen Firmen-Imperium Starlink gehört, und Polens Außenminister Radoslaw Sikorski. Auch US-Außenminister Marco Rubio schaltete sich ein. Musk hatte zunächst gepostet, dass die gesamte Frontlinie der Ukraine zusammenbrechen würde, sollte er Starlink abschalten. Sikorski wies darauf hin, dass Polen inzwischen für die Dienste aufkomme.
- Der britische Premierminister Keir Starmer veranstaltet seinem Büro zufolge am Samstag ein neues virtuelles Treffen von Staats- und Regierungschefs zum Ukraine-Krieg. Dieses werde auf das erste aufbauen, heißt es. Am 2. März hielt Starmer nach der Konfrontation zwischen US-Präsident Donald Trump und seinem ukrainischen Kollegen Wolodymyr Selenskyj den ersten Gipfel ab.
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