
© AFP/Julien de Rosa
Ukraine-Invasion, Tag 1128: Selenskyj sieht Vorbereitungen auf russische Frühjahrsoffensive
Großbritannien und Frankreich schicken in den nächsten Tagen Einheiten in die Ukraine, Nordkorea hilft Russland mit weiteren Truppen. Der Überblick am Abend.
Stand:
Zumindest die „Koalition der Willigen“, die am heutigen Donnerstag gemeinsam mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in Paris tagte, war sich einig: Russland darf mit seiner Hinhaltetaktik nicht durchkommen.
Eine Rücknahme von Sanktionen schloss die Koalition zum jetzigen Zeitpunkt aus. Und mehr noch: Eine französisch-britische Mission soll sich in den kommenden Tagen auf den Weg in die Ukraine machen, um die dortige Armee zu unterstützen. Schenkt man den jüngsten Aussagen Selenskyjs Glauben, ist das zusätzliche Knowhow auch dringend nötig.
In einem Interview mit der französischen Zeitung „Le Figaro“ erklärte Selenskyj, dass Russlands Präsident Wladimir Putin seine Armee auf eine neue Offensive in Charkiw und Sumy einstimme. „Ich kann bestätigen, dass Putin versucht, auf Zeit zu spielen und eine Frühjahrsoffensive vorbereitet“, sagte Selenskyj. Putin habe die Militäroperation bereits Mitte 2024 starten wollen, sei aber durch die ukrainische Offensive in der russischen Region Kursk daran gehindert worden.
Charkiw und Sumy auf der ukrainischen Seite grenzen an die Oblast Kursk auf russischer Seite. Auch Belgorod, wo Kiew eine Offensive gestartet hat, grenzt an diese nordöstliche Ecke der Ukraine. Dass Putin gerade jetzt die von Selenskyj angesprochene Offensive starten will, könnte mit den laufenden US-russischen Verhandlungen in Saudi-Arabien zusammenhängen. Zur Hinhaltetaktik würde es jedenfalls passen.
Die wichtigsten Nachrichten des Tages im Überblick
- Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat erklärt, was hinter der französisch-britischen Mission in der Ukraine steckt. Der Einsatz der Truppen „wird von der Ukraine gewünscht und auch von mehreren EU-Mitgliedstaaten unterstützt, die ihre Bereitschaft bekundet haben, sich ihm anzuschließen“, so Macron. Der Vorschlag sei aber nicht einstimmig angenommen worden, so Macron. Die Hintergründe dazu hier.
- Frankreich hat der Ukraine beim Gipfeltreffen der „Koalition der Willigen“ in Paris militärische Hilfen in Höhe von weiteren zwei Milliarden Euro zugesagt. Vor dem Treffen telefonierte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron mit US-Präsident Donald Trump, wie der Elysée-Palast mitteilte. Mehr dazu hier.
- Nordkorea hat nach Angaben der südkoreanischen Militärführung mindestens 3000 zusätzliche Soldaten zur Unterstützung Russlands im Ukraine-Krieg entsandt. „Es scheint, als ob im Januar und Februar mindestens 3000 weitere Soldaten entsandt wurden“, zitierte die amtliche Nachrichtenagentur Yonhap den südkoreanischen Generalstab. Mehr dazu hier.
- In der stark umkämpften Region Kursk werden ukrainische Truppen weiter zurückgedrängt. Auch in der angrenzenden Region Sumy versucht Russland, „tief in ukrainisches Gebiet“ vorzudringen. Kiew hält offenbar weniger als zehn Prozent der ursprünglich eroberten Fläche. Mehr dazu hier.
- Die Bundeswehr und der Bundesnachrichtendienst (BND) gehen offenbar davon aus, dass der Kreml systematisch die Voraussetzungen für einen groß angelegten Krieg schafft. Die „Süddeutsche Zeitung“ berichtet, dass derzeit in Berliner Sicherheitskreisen ein Papier zur Lage in Russland kursiert, in dem die Möglichkeit eines Angriffs auf einen Nato-Staat in wenigen Jahren diskutiert wird. Mehr dazu hier.
- Die USA ändern nach Darstellung des ukrainischen Präsidenten Selenskyj „ständig“ die Bedingungen des geplanten Rohstoffvertrages. Er wolle jedoch nicht, dass die Regierung in Washington glaube, sein Land sei gegen die Vereinbarung, sagte Selenskyj in Paris. Mehr dazu im Newsblog.
- Der geschäftsführende Verteidigungsminister Boris Pistorius sieht keine Anzeichen für einen Kurswechsel von Kremlchef Wladimir Putin. Die gemeinsame Unterstützung der Europäer sei für die Ukraine deswegen unverzichtbar, sagte der SPD-Politiker in Berlin bei der Konferenz „Europe 2025“, die unter anderem „Tagesspiegel“ mitorganisiert wurde.
- Die Ukraine und Russland haben nach Angaben Kiews seit zwei Tagen keine Angriffe auf Energieanlagen im jeweils anderen Land ausgeführt. Seit dem 25. März haben es „keine direkten russischen Angriffe auf den Energiesektor“ in der Ukraine gegeben, sagte ein ranghoher ukrainischer Regierungsvertreter am Donnerstag der Nachrichtenagentur AFP.
- Die Ukraine hat einen russischen Drohnenangriff in der Nacht nur teilweise abwehren können. Die ukrainische Luftwaffe teilte am Morgen in Kiew mit, von 86 georteten russischen Kampfdrohnen seien 42 abgeschossen worden. Weitere 26 Drohnenattrappen ohne Sprengstoff seien niedergegangen, ohne Schaden anzurichten. Einschläge habe es aber in den Gebieten Charkiw, Sumy, Tschernihiw und Dnipropetrowsk gegeben.
- Russland wird die Kontrolle über die besetzten Gebiete in der Ukraine nicht aufgeben, sagte der Sondergesandte von US-Präsident Donald Trump, Keith Kellogg, in einem Interview mit Fox News. Die Gebiete seien jedoch rechtlich nicht Teil der Russischen Föderation. Ihm zufolge entsteht dadurch eine schwierige Situation, die weitere Verhandlungen erfordert.
- Trotz des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine hat die EU im vergangenen Jahr einem Bericht zufolge mehr Gas aus Russland importiert. Das Plus lag im Vergleich zu 2023 bei 18 Prozent, wie die Denkfabrik Ember errechnete. Berücksichtigt sind sowohl Gas, das durch Pipelines in die EU gelangte, als auch Flüssigerdgas (LNG).
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