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Ein Zug in Russland. (Symbolbild)

© IMAGO/SNA/imago

Ukraine-Invasion Tag 750: Russland erschließt zur Umgehung westlicher Beschränkungen neue Handelsroute nach Mumbai

Bundestag lehnt Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern erneut ab. Großbritannien sieht Ukraine vor herausfordernden Wochen. Der Nachrichtenüberblick am Abend.

Russland hat neue Routen erschlossen, die es dem Land ermöglichen, westliche Beschränkungen zu umgehen. Eine Eisenbahnlinie durch den Iran könnte nun von entscheidender Bedeutung sein, berichtet die „New York Times“.

Nachdem jahrhundertelang der Handel mit Europa eine der wichtigsten Säulen der russischen Wirtschaft war, ist man nun umgeschwenkt. Die Südroute (Indien und die Länder des Persischen Golfs) sei zu einem Schwerpunkt geworden, heißt es in dem Bericht.

So versucht Russland hier eine Infrastruktur zur endgültigen Abkehr vom Westen aufzubauen. Im Zentrum: eine 1,7 Milliarden Dollar teure und 100 Meilen lange Eisenbahnstrecke. Bereits im vergangenen Jahr hatten Russland und der Iran einen Plan für das Projekt unterzeichnet, in diesem Jahr soll nun der Bau beginnen.

Sie wäre das letzte Glied einer Route zwischen Russland und iranischen Häfen am Persischen Golf und würde einen Zugang zu Zielen wie Mumbai, der indischen Handelshauptstadt, ermöglichen. Russische Beamte würden von einem „bahnbrechenden, revolutionären Projekt“ sprechen, heißt es. Die neue Route soll die Beförderung von Fracht von St. Petersburg nach Mumbai offenbar von derzeit 30 bis 45 Tagen auf nur zehn Tage verkürzen.

Die Linie soll zwei iranische Städte miteinander verbinden und die Gleise zwischen dem Iran und Aserbaidschan im Norden und dann an das russische Eisenbahnnetz anschließen. Fertig werden soll die Verbindung 2028. Dann wird sich der entstehende Nord-Süd-Verkehrskorridor ununterbrochen über mehr als 4300 Meilen erstrecken - und zwar außerhalb der Reichweite der westlichen Sanktionen.

Die wichtigsten Nachrichten des Tages im Überblick:

  • Der Bundestag hat einen Unionsantrag zur Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern an die Ukraine erneut klar abgelehnt. In der Debatte zeigten sich aber tiefe Risse in der Ampel-Koalition. Mehr dazu lesen Sie hier.
  • Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat sich am Donnerstag in einem Telefonat mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj über die Lage in der Ukraine ausgetauscht. Wie Regierungssprecher Steffen Hebestreit anschließend weiter mitteilte, bekräftigte Scholz in dem Gespräch Deutschlands „unverbrüchliche Solidarität mit der Ukraine angesichts der unverändert anhaltenden Aggression Russlands“. Dies gelte auch für den militärischen Bereich.
  • Russlands Präsident Wladimir Putin hat sein Volk aufgerufen, „Patriotismus“ zu zeigen und bei der am Freitag beginnenden Präsidentschaftswahl die Stimme abzugeben. „Ich bitte Sie, Ihre patriotische und staatsbürgerliche Pflicht zum Ausdruck zu bringen (...) und zur Wahl zu gehen - für eine strahlende Zukunft unseres geliebten Russlands“, sagte Putin in einer am Donnerstag im Staatsfernsehen ausgestrahlten Ansprache. Durch den Urnengang „zeigen Sie Ihre patriotischen Gefühle“, betonte der Präsident. Mehr dazu hier.
  • Die Europäische Union und die Nato zweifeln die Rechtmäßigkeit der bevorstehenden russischen Präsidentschaftswahl an. Ein Sprecher des EU-Außenbeauftragten Josep Borrell sagte in Brüssel, eine freie, faire und demokratische Abstimmung sei im Russland von Präsident Wladmir Putin schwer vorstellbar.
  • Der deutsche Anwalt des gestorbenen russischen Oppositionspolitikers Alexej Nawalny hat bei Markus Lanz Details über die Haftbedingung des 47-Jährigen geschildert. Insgesamt seien diese ursächlich für Nawalnys Tod gewesen, sagte Nikolaos Gazeas in der ZDF-Sendung. Mehr dazu hier.
  • Nach ukrainischen Drohnenangriffen auf die russische Grenzregion Belgorod hat deren Gouverneur die Schließung aller Einkaufszentren aus „Sicherheitsgründen“ angeordnet. Aus der Bevölkerung habe es „zahlreiche Appelle für die Schließung der Einkaufszentren“ gegeben, erklärte Gouverneur Wjatscheslaw Gladkow im Onlinedienst Telegram. Dies werde nun umgesetzt: „Sie sind dabei zu schließen.“
  • Die ukrainische Armee steht im Abwehrkampf gegen den russischen Angriffskrieg nach britischer Einschätzung vor Problemen. „Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Gesamtsituation für die ukrainischen Streitkräfte in den kommenden Wochen herausfordernd sein wird“, teilte das britische Verteidigungsministerium mit. Russland frische seine Kräfte auf und führe weiterhin Angriffe an wichtigen Frontabschnitten durch. 
  • Die Ukraine braucht nach Worten von Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg dringend mehr Munition. Dem Land gehe mehr als zwei Jahre nach Beginn der russischen Invasion nicht der Mut aus, sondern die Munition. Es sei daher dringend notwendig, dass die Nato-Verbündeten die Lieferung von Munition und Waffen an die Ukraine intensivierten. „Es ist eine Frage des politischen Willens, die Entscheidungen zu treffen.“ Mehr dazu lesen Sie in unserem Newsblog.
  • Deutschlands größter Rüstungskonzern Rheinmetall steht vor einer Verzehnfachung seiner Produktion von Artilleriemunition. Vor dem Ukraine-Krieg habe man etwa 70.000 Geschosse pro Jahr verkauft, inzwischen sei die Nachfrage massiv gestiegen, sagte Vorstandschef Armin Papperger und fügte mit Blick auf die beabsichtigten Produktionskapazitäten Ende 2024 hinzu: „Wir gehen in eine Größenordnung von 700.000 Schuss.“
  • Der frühere Bundespräsident Horst Köhler hat den russischen Präsidenten Wladimir Putin zur Beendigung des Krieges gegen die Ukraine und zu Friedensverhandlungen aufgefordert. Köhler sagte in einer Fastenpredigt im Speyerer Dom laut Redemanuskript: „Präsident Putin möchte ich von diesem Gotteshaus zurufen: Gehen Sie nicht weiter auf dem eingeschlagenen Weg! Hören Sie die zum Himmel schreiende Stimme des vergossenen Blutes, auch aus Ihrem Volk!“ 

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