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Afghanisches medizinisches Personal und Sicherheitskräfte der Taliban tragen Tragen für evakuierte Erdbebenopfer bei ihrer Ankunft zur medizinischen Versorgung in Jalalabad am 1. September 2025.

© AFP/WAKIL KOHSAR

Update

Vier Tage nach dem Erdbeben: Zahl der Toten in Afghanistan steigt auf mehr als 2200

Nach dem verheerenden Erdbeben im Osten Afghanistans steigen die Opferzahlen weiter an. Die Bergungsarbeiten in den Katastrophengebieten dauerten an.

Stand:

Vier Tage nach dem Erdbeben in Afghanistan hat die dortige Regierung einen drastischen Anstieg der Opferzahlen gemeldet. Mittlerweile seien 2217 Tote sowie fast 4000 Verletzte gezählt worden, schrieb Vize-Regierungssprecher Hamdullah Fitrat am Donnerstag im Onlinedienst X.

Der Großteil der Opfer wurde demnach in der nordöstlichen Provinz Kunar registriert, die Bergungsarbeiten in den Katastrophengebieten dauerten an.

Das Erdbeben erschütterte die Menschen in der Nacht zu Montag. Nach Angaben der US-Erdbebenwarte USGS hatte das erste Beben eine Stärke von 6,0. Demnach ereignete es sich gegen Mitternacht an der Grenze zu Pakistan in einer Tiefe von acht Kilometern. Es folgten mehrere Nachbeben. Die Erschütterungen waren auch in der pakistanischen Hauptstadt Islamabad zu spüren.

Von Erdbeben in Afghanistan könnten „hunderttausende“ Menschen betroffen sein

Nach Einschätzungen der UN könnten „hunderttausende“ Menschen von dem Erdbeben betroffen sein. „Wir gehen davon aus, dass die Zahl der betroffenen Menschen möglicherweise fast Hunderttausende erreichen könnte“, sagte die UN-Koordinatorin für humanitäre Hilfe in Afghanistan, Indrika Ratwatte, am Dienstag in Genf. Sie erwarte einen „exponentiellen“ Anstieg der Toten- und Verletztenzahlen.

Die Einsätze der Rettungskräfte gestalten sich schwierig. Nach Angaben der UNO waren einige der am schlimmsten betroffenen Bergdörfer in Kunar wegen verschütteter Straßen zunächst nicht zu erreichen. Hinzu kommt, dass die humanitäre Lage in Afghanistan infolge der Machtübernahme der radikalislamischen Taliban im August 2021 ohnehin katastrophal ist. Der Westen hat seine Hilfen seitdem stark zurückgefahren. 

Krankenwagen vor einem Krankenhaus in der Provinz Kunar.

© dpa/XinHua/Qazafi

Afghanistan wird häufig von schweren Erdbeben erschüttert, insbesondere in der Hindukusch-Region, wo seit 1900 zwölf Erdbeben mit Magnituden von über sieben registriert wurden. „Die Kraft hinter diesem jüngsten Erdbeben ist dieselbe, die zur Bildung des Himalaya, des Karakorum und des Tibetischen Plateaus geführt hat – die Kollision der Indischen und Eurasischen Platte“, sagte der Seismologe Brian Baptie vom British Geological Survey.

Da sich Indien jedes Jahr etwa 45 Millimeter auf Eurasien zubewege, gehöre diese Kollisionszone zu den seismisch aktivsten Regionen der Erde. „Sie ist für rund 15 Prozent der weltweit freigesetzten seismischen Energie pro Jahr verantwortlich“, so der Experte.

Nach dem aktuellen Beben folgten mindestens fünf Nachbeben, darunter eins der Stärke 5,2. Es war das schwerste Beben in Afghanistan seit Juni 2022, als bei Erdstößen der Stärke 6,1 mindestens 1000 Menschen ums Leben kamen.

Nach Erdbeben: Gebirgsregion für Hilfskräfte nur schwer erreichbar

Drei Dörfer in der abgelegenen und mitunter schwer zu erreichenden Gebirgsregion wurden Bewohnern und Rettungskräften zufolge völlig zerstört, in mehreren anderen Orten sei erheblicher Schaden entstanden – vor allem die gebirgige Provinz Kunar sei davon betroffen. Viele Häuser, die oft nur aus Lehm und Steinen bestehen, stürzten ein.

Rettungseinheiten des Militärs suchten nach Überlebenden und flogen nach Angaben des Verteidigungsministeriums Hunderte Verletzte und Leichen aus. Ein Video des afghanischen Nachrichtensenders Tolonews zeigt Menschen, die in Trümmern weiterhin nach Überlebenden suchen.

Irans Regierung hat nach dem verheerenden Erdbeben schnelle Unterstützung für das Nachbarland in Aussicht gestellt. Teheran sei bereit, bei den Hilfs- und Rettungsmaßnahmen in den betroffenen Gebieten sofort beiseitezustehen, erklärte Außenamtssprecher Ismail Baghai laut einer Mitteilung seines Ministeriums. 

Mitarbeiter des Zivilschutzes, Einheimische und Armeesoldaten bereiten sich in Mazar Dara (Afghanistan) darauf vor, verletzte Opfer eines Erdbebens zu evakuieren.

© dpa/Hedayat Shah

Schon 2023 gab es eine Serie von vier starken Beben mit einer Magnitude von jeweils 6,3 in der Provinz Herat im Westen Afghanistans, bei denen rund 1.500 Menschen starben. „2005 gab es ein Erdbeben der Stärke 7,6 nahe Muzaffarabad in Kaschmir, bei dem mindestens 76.000 Menschenleben forderte“, sagt Baptie.

Angesichts des jahrzehntelangen Krieges und der oft schlechten Bausubstanz sind viele Häuser in Afghanistan nicht sonderlich stabil. Erdbeben richten daher oft große Schäden an. (fgh/dpa/AFP/Reuters)

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