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Der russische Präsident Wladimir Putin besucht die „Uralwagonsawod“ Produktionsgesellschaft und Fabrik.

© IMAGO/APAimages/President Of Russia Office

„Wir sind Freunde, aber im Stillen“: Diese europäischen Unternehmen beliefern Russland weiterhin mit Ausrüstung

Eine Investigativ-Recherche zeigt, wie europäische Konzerne über Umwege die russische Rüstungsindustrie beliefern. Darunter auch Firmen aus Tschechien, Polen, Schweden und der Schweiz.

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Neun europäische Unternehmen sollen trotz bestehender Sanktionen weiterhin Industrieausrüstung nach Russland liefern. Das geht aus Recherchen des unabhängigen Medienunternehmens „The Insider“ und der tschechischen Investigativ-Nachrichtenseite „Investigace.cz“ hervor.

Demnach sollen Hersteller aus Ländern wie Tschechien, Polen, Schweden und der Schweiz die russische Rüstungsindustrie nach wie vor mit Materialien beliefern. Konkret sollen die Lieferung der Güter über russische Tochterunternehmen erfolgen.

Die Ausrüstung komme schließlich in der Verteidigungsindustrie zum Einsatz, berichtet „The Insider“ und will hinreichende Beweise dafür aufgedeckt haben – „und das, obwohl das staatliche Auftragsvergabeverfahren für Rüstungsunternehmen als geheim eingestuft wurde“.

Die in der Recherche untersuchten russischen Tochterunternehmen sollen im Jahr 2023 einen Gesamtumsatz von mehr als sechs Milliarden Rubel erwirtschaftet haben. Das entspricht etwa 62 Millionen Euro. Welche Güter nach Russland exportiert wurden und wie viel Umsatz mit diesen Waren gemacht wurde, zeigt die nachfolgende Auswahl.

„Seco/Warwick“ (Polen)

Das polnische Unternehmen „Seco/Warwick“ fertigt Industrieöfen, die bei Unternehmen in der Luftfahrt-, Maschinenbau- und Werkzeugindustrie zum Einsatz kommen. In Russland ist die Gruppe durch ihre Tochtergesellschaft „Seco/Warwick Rus LLC“ vertreten, die im Jahr 2023 ihren Umsatz auf 1,8 Millionen Euro (gegenüber 1,6 Millionen Euro im Vorjahr) steigern konnte.

„GCE-Gruppe“ (Schweden)

Die schwedische „GCE-Gruppe“ ist in verschiedenen Bereichen der Gasindustrie tätig, von Gasschweiß- und Gasschneideanlagen bis hin zu Gasversorgungssystemen, die im Gesundheitswesen zum Einsatz kommen.

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Dem Bericht zufolge soll die „GCE-Gruppe“ die russische Tochtergesellschaft „GCE Krass“ weiterhin mit Materialien für die Rüstungsindustrie beliefern. Dabei handele es sich vor allem um druckreduzierende Ventile sowie Komponenten für Schweiß- und Lötgeräte. Zwischen Februar 2022 und April 2024 soll die „GCE-Gruppe“ 655 Posten im Wert von mehr als fünf Millionen Euro ein.

„Meg Metal SA“ (Schweiz)

Das Schweizer Unternehmen „Meg Metal SA“ exportiere dem Bericht zufolge im Zeitraum von 2022 bis 2023 über seine Tochtergesellschaft „Eurosteel“ 149 Stahlprodukte im Wert von 13 Millionen Euro nach Russland. Zu den größten Abnehmern gehören demnach die russischen Unternehmen „Uralmaschsawod“ und „Prometey“, die unter anderem Ausrüstungen für die Bereiche Metallurgie, Bergbau und U-Boote herstellen.

„Tachtech“ (Tschechische Republik)

Das tschechische „Tachtech“ produziert und verkauft feuerfesten Materialien an die Metallindustrie. Über das gegründete Joint Venture „Tachtech Rus LLC“ unterhält der tschechische Konzern Geschäftsbeziehungen mit russischen Hüttenwerken, die unter anderem Metall an russische Militärunternehmen liefern. Zu den Kunden gehört auch das Omsker Werk für Transporttechnik, das unter anderem T-80-Panzer wartet.

Wir sind Freunde und arbeiten zusammen, aber im Stillen.

Wjatscheslaw Korobejnikow, „Tachtech Rus LLC“

Auch nach Beginn der russischen Invasion in die Ukraine im Februar 2022 setzte „Tachtech“ die tschechisch-russische Zusammenarbeit fort. „Wir sind ein Unternehmen mit tschechischen Wurzeln und haben gute Beziehungen zur Tschechischen Republik. „Wir sind Freunde und arbeiten zusammen, aber im Stillen“, berichtete der Chef der russischen Zweigstelle Wjatscheslaw Korobejnikow in einem 2023 geführten Interview

„TOS Varnsdorf“ (Tschechische Republik)

Dem Bericht zufolge hält das tschechische Unternehmen „TOS Varnsdorf“ eine Mehrheitsbeteiligung an dem Maschinenbauunternehmen „GRS Ural“, das im russischen Jekaterinburg Maschinen für die Metallbearbeitung herstellt. „GRS Ural“ importiert dafür Komponenten und Maschinenbauteile aus Tschechien. Allein im Jahr 2023 soll das Unternehmen sein Geschäftsvolumen um das 1,5-fache gesteigert haben.

„Alta Invest“ (Tschechische Republik)

Die tschechische Handels- und Industriegruppe „Alta Invest“ ist auf die Produktion von Werkzeugmaschinen und Industrieausrüstung spezialisiert, die unter anderem im Bergbau bei der Verarbeitung von Mineralien sowie für die metallurgische Industrie zum Einsatz kommen. Über die Tochtergesellschaft „A-R LLC“ ist „Alta“ auch in Russland tätig. 2006 startete der russische Ableger die Zusammenarbeit mit der Maschinenbaufirma „PJSC“ in Nischni Nowgorod, die unter anderem Komponenten für die russischen Flugabwehrsysteme S-300 und S-400 sowie Antennensysteme und nukleare Schiffsanlagen herstellt.

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