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Zehntausende Menschen erwartet: Leichnam von Papst Franziskus liegt nun bis Freitag im Petersdom
Am Vormittag wurde die Leiche von Franziskus in den Petersdom gebracht und dort öffentlich aufgebahrt. Vorbereitungen für die große Trauerfeier und das Konklave laufen.
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Zwei Tage nach dem Tod von Papst Franziskus können Gläubige ab heute persönlich Abschied nehmen vom Oberhaupt der katholischen Kirche. Der Leichnam des verstorbenen Papstes Franziskus ist im Vatikan in den Petersdom überführt worden.
Der tote Pontifex wurde im offenen Sarg aus der Residenz Casa Santa Marta, wo Franziskus am Montag im Alter von 88 Jahren gestorben war, in die Kirche getragen. Begleitet wurde er von acht Wachmännern der Schweizer Garde. An der Prozession nahmen auch mehrere Dutzend Kardinäle teil. Dazu ertönte von der größten Glocke des Petersdoms das Trauergeläut.
Bis Freitagabend wird der tote Papst nun in der größten Kirche der Christenheit aufgebahrt sein. Dazu werden mehrere Zehntausend Menschen erwartet. Die ersten Gläubigen stellten sich bereits morgens an, um in den Dom zu kommen. Als der Sarg auf den Platz getragen wurde, brandete Applaus auf.
Am Ostersonntag hatte sich Franziskus nach dem Segen Urbi et Orbi noch im Papamobil über den Platz fahren lassen. Das war das letzte Mal, dass die Öffentlichkeit ihn lebend zu sehen bekam. Dabei wirkte der gebürtige Argentinier – mit 88 Jahren der zweitälteste Papst der Geschichte – bereits sehr geschwächt. Am Morgen danach starb er.
Am Samstag steht die Trauerfeier auf dem Petersplatz an. Viele internationale Spitzenpolitiker wie US-Präsident Donald Trump, EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen, der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj, UN-Generalsekretär António Guterres und der geschäftsführende Bundeskanzler Olaf Scholz haben ihr Kommen angekündigt. Im Anschluss steht die Beisetzung des Papstes in der Basilika Santa Maria Maggiore außerhalb des Vatikans an. Die Sicherheitsvorkehrungen werden dann enorm sein. Jetzt schon ist Rom im Ausnahmezustand.
Der Papst aus Argentinien wird seine letzte Ruhe nicht im Petersdom finden, sondern in der Marienkirche Santa Maria Maggiore in der Nähe des Hauptbahnhofs von Rom. So hatte er es in seinem Testament verfügt. Auf der Grabplatte soll nur sein Name in lateinischer Sprache stehen: Franciscus. Nicht einmal einen Hinweis darauf, dass er Papst war, soll es geben. Am Grab wird derzeit noch gearbeitet. Der Zugang ist mit einer Holzplatte versperrt.
Beisetzungen nun weniger pompös
Der gebürtige Argentinier wird – anders als etwa der emeritierte Papst Benedikt XVI. im Januar 2023 - nicht auf einem Katafalk, also einer hohen Bahre zu sehen sein, sondern in einem einfachen Holzsarg. Außerdem wird neben dem Sarg nicht der päpstliche Bischofsstab als Herrschaftssymbol liegen.
Bislang konnten nur wenige Menschen - darunter Kurienmitglieder, Kardinäle und am Dienstagabend auch Italiens Staatspräsident Sergio Mattarella - persönlich von Franziskus im Gästehaus Santa Marta Abschied nehmen.
Was macht US-Präsident Trump rund um Trauerfeier?
Mit Spannung wird erwartet, ob die Trauerfeier am Samstag von den Staatsgästen auch für weltpolitische Treffen genutzt wird. Begegnungen bei solchen Anlässen werden „Beerdigungsdiplomatie“ genannt. Für Donald Trump ist es die erste Auslandsreise nach der Wahl. Zuletzt sorgte er mit seinen Zoll-Vorhaben weltweit für Aufruhr. Der US-Präsident werde nur für einen Tag nach Rom kommen, kündigte Karoline Leavitt, die Sprecherin des Weißen Hauses, an. Zu weiteren Programmpunkten in Italien sagte sie nichts.
Aus Deutschland kündigte sich neben Scholz (SPD) auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier an - der designierte Kanzler Friedrich Merz (CDU) kommt nicht. In der von Steinmeier geleiteten Delegation werden nach Angaben des Bundespräsidialamts die Spitzen aller fünf Verfassungsorgane sein.
Neben Kanzler und Bundespräsident sind das die Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU), Bundesratspräsidentin Anke Rehlinger (SPD) und der Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Stephan Harbarth. Ob alle mit demselben Flugzeug fliegen, ist nicht klar. Bei einem gemeinsamen Flug der gesamten Staatsspitze könnte es Sicherheitsbedenken geben.
Auch ohne Putin: Rom vor Ausnahmezustand
Russlands Präsident Wladimir Putin kündigte bereits an, dass er nicht in den Vatikan reisen werde. Gegen ihn gibt es seit 2023 einen Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshofs. Bei der Landung in Italien müsste Putin also mit der Festnahme rechnen. Putin wird wegen der Deportation ukrainischer Kinder gesucht. Hintergrund ist die von ihm befohlene Invasion des Nachbarlands.
Die Stadt Rom und Italiens Ordnungs- sowie Sicherheitsbehörden stehen angesichts des erwarteten Ansturms von Gläubigen und den vielen Staatsgästen vor einer logistischen Mammutaufgabe. Wegen des Heiligen Jahrs 2025 ist Rom in der Osterwoche noch voller als sonst. Nach Schätzungen halten sich etwa eine Million Touristen in der italienischen Hauptstadt auf.
Konklave mit zwei Kardinälen weniger als geplant
Nach den Trauerfeiern rückt das Konklave in den Fokus, das Anfang Mai beginnen dürfte. Eigentlich sind 135 Kardinäle unter 80 Jahren zur Wahl des neuen Papstes berechtigt. Allerdings sagten zwei Kardinäle - der emeritierte Erzbischof von Valencia, Antonio Cañizares (79), und der emeritierte Erzbischof von Sarajevo, Vinko Puljić (79) - aus gesundheitlichen Gründen bereits ab.
Die Wahlgänge sind geheim. Das Konklave kann nach wenigen Stunden vorbei sein, aber auch Tage dauern. Ein Zeitlimit gibt es nicht. Zur Wahl benötigt der neue Pontifex eine Zweidrittelmehrheit. Wenn er gewählt ist, steigt aus einem Schornstein weißer Rauch auf. Bis dahin ist der Rauch schwarz. (dpa)
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