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Mit der Billigung der Senderspitze durfte Carolin Kebekus am 18. August 2024 sogar den Münster-„Tatort“ um 15 Minuten verdrängen.

© WDR/Ben Knabe

ARD-Aktion #KINDERstören mit Carolin Kebekus: 15 Minuten Sendezeit für die Kinderrechte

Statt Münster-„Tatort“ gab es am Sonntagabend nach der „Tagesschau“ erst einmal ein anderes Programm. Carolin Kebekus durfte das Erste für die Aktion #KINDERstören kapern.

Stand:

Das einzig echte an diesem „Tatort“-Vorspann ist die Titelmelodie. Die verängstigten Kinderaugen oder die blinkenden Turnschuhe unterscheiden sich deutlich vom üblichen Krimi-Vorspann. „Hallo, ich bin Carolin Kebekus. Es gibt ein Thema, das unsere Aufmerksamkeit braucht. Für das ich meine Babypause unterbreche“, hieß es am Sonntagabend um 20.15 Uhr. 

Eigentlich stand um diese Uhrzeit der Münsteraner „Tatort“ mit dem Titel „Ein Freund, ein guter Freund“ auf dem Programm. Doch einen besseren und vor allem Quoten-reicheren Zeitpunkt für die Aktion #KINDERstören konnte die ARD nicht finden.

15 Minuten lang durfte Comedienne Carolin Kebekus den Sendeplatz kapern, um auf das Thema Kinderrechte aufmerksam zu machen (hier zu sehen in der ARD-Mediathek). Der „Tatort“ und die folgenden Sendungen verschoben sich um diese Viertelstunde. Auch auf anderen Kanälen – den Social-Media-Accounts von „Sportschau“ und „Tatort“ lief das #KINDERstören am Sonntag.

Die Aktion ähnelt einem Vorbild des Privatsenders ProSieben unter dem Titel „Joko & Klaas gegen ProSieben“. Die beiden Star-Moderatoren Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf treten dabei in einer Spielshow gegen den eigenen Sender an und dürfen bei einem Sieg eine bestimmte Sendezeit für ein Thema ihrer Wahl nutzen. Als Joko & Klaas bei der 50. Ausgabe der Sendung gegen ProSieben gewannen, erhielten sie so am 21. April 2024 sogar einen ganzen Sendetag.

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Carolin Kebekus hingegen wurde die Sendezeit für den guten Zweck ohne vorherige Spielshow überlassen. Mit der Aktion #KINDERstören und einer umfangreichen Sammlung von ARD-Dokumentationen und -Reportagen soll auf Missstände bei den Kinderrechten aufmerksam gemacht werden – sie stehen übrigens nicht explizit im Grundgesetz.

So leben rund 25 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Deutschland in Armut, zugleich fehlen hierzulande rund 430.000 Kita-Plätze. „Klar, einfache Lösung gibt es nicht. Aber die Politik kann sich nicht einmal auf die Kindergrundsicherung einigen. Wo ist bitte die landesweite Empörung, wo sind die Großdemos für Kinderrechte“, fragte Kebekus und machte durch mehrere Beiträge mit Kinderdarstellern in abgewandelten Ausgaben von „Sportschau“, „Tagesschau“ oder „Gefragt – Gejagt“ deutlich, wo es in Sachen Kinderrechte Nachholbedarf gibt.

Wenn Kinder schon überall stören, dann doch bitte richtig. Zur besten Sendezeit in den bekanntesten Sendungen des Ersten Deutschen Fernsehens.

Carlin Kebekus, Comedienne.

„Ohne Stärkung der Kinderrechte ist unser gesamtes System in Gefahr“, warnt Carolin Kebekus, die im Januar erstmals Mutter wurde. „Kinder brauchen unsere besondere Fürsorge, denn sie sind unsere Zukunft. Wir müssen sie schützen und dafür sorgen, dass sie sich gesehen, gehört und geliebt fühlen. Und stören dürfen sie verdammt noch mal auch. Selbst um 20.15 Uhr im Ersten!“

Die Idee für die Aktion von und mit Carolin Kebekus wurde im WDR geboren. Produziert wurde sie von der bildundtonfabrik und der Unterhaltungsflotte TV GmbH. „Es ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die Rechte von Kindern stärker in den Fokus zu nehmen, dazu wollen wir mit unseren Möglichkeiten und zahlreichen Angeboten im öffentlich-rechtlichen Rundfunk beitragen“, sagte dazu WDR-Programmchef Jörg Schönenborn.

Fast sechs Millionen Zuschauer sahen den Aufruf von Carolin Kebekus

Möglich wurde die Umsetzung indes nur durch die Unterstützung der ARD-Programmplanung für das Erste. „Große Themen brauchen große Aufmerksamkeit – und dafür müssen wir manchmal unübliche Wege gehen“, betonte ARD-Programmdirektorin Christine Strobl. Dass sich die ARD just in der Zeit, in der die Erhöhung des Rundfunkbeitrages wegen fehlender politischer Unterstützung auf die Kippe steht, von ihrer kämpferischen Seite für die Schwächsten der Gesellschaft präsentieren kann, dürfte den ARD-Granden ebenfalls zupass kommen.

Prominente Reaktion gab es auf X. Bodo Ramelow, wahlkämpfender Ministerpräsident von Thüringen schreibt: „Ich bin begeistert was bei ARD gerade läuft! Kinderrechte in die Verfassung und eine ordentliche Kindergrundsicherung. Man wartet auf Tatort und bekommt eine grossartige Performance für Kinderrechte! Danke, dafür zahle ich gerne ÖRR Beiträge.“

Die Aktion wurde auf X erwartbar kontrovers diskutiert, wobei die positiven Reaktionen zu überwiegen scheinen. Auf der einen Seite Kommentare wie „So etwas wie #kinderstören ist längst überfällig gewesen“ oder „Ich bin echt positiv überrascht. So etwas darf es ruhig öfters geben“, auf der anderen Seite Reaktionen wie „@carolinkebekus Ihre Heuchelei ist schlicht und ergreifend widerlich“ oder „Ich habe selbst zwei Kinder. Ich brauche diese Belehrung der Gutmenschen nicht“. 

In Sachen Reichweite ging die Strategie der Programmplaner auf: 5,97 Millionen Zuschauer schalteten nicht ab, obwohl nach der „Tagesschau“ nicht wie erwartet direkt der Münster-„Tatort“ folgte, sondern Carolin Kebekus’ Aufruf für mehr Aufmerksamkeit für das Thema Kinderrechte. Der „Tatort“ mit Jan Josel Liefers und Axel Prahl hatte danach 6,48 Millionen Zuschauer - was zugleich den Tagessieg bedeutete.

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