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Nach Eklat auf dem Glastonbury-Festival: Antisemitismus-Beauftragter fordert Absage von Bob-Vylan-Konzerten in Deutschland
Auf dem Glastonbury-Festival hat die Band „Death, death to the IDF“ skandiert. Daraufhin sind bereits Auftritte von Bob Vylan abgesagt worden. Der Antisemitismus-Beauftragte Klein appelliert an andere Veranstalter.
Stand:
Der Antisemitismus-Beauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, hat Veranstalter in Deutschland aufgefordert, die Konzerte der britischen Musikband Bob Vylan hierzulande abzusagen.
„Ich finde es abstoßend und unwürdig, die Bühne eines Musikfestivals gezielt und öffentlich für Hass und Hetze zu missbrauchen und zum Tod von Menschen aufzurufen“, sagte Klein den Zeitungen der Funke Mediengruppe. „Konzertveranstalter sollten ein derart menschenverachtendes Verhalten nicht unterstützen.“
Bereits Konzertabsage in Köln
Hintergrund ist ein Auftritt des britischen Hip-Hop-Punk-Duos am 28. Juni beim Glastonbury-Festival in England. Der Sänger rief mit dem Slogan „Death, death to the IDF“ (Tod den israelischen Streitkräften) zu Sprechchören des Publikums auf. Sowohl der als antisemitisch eingestufte Auftritt als auch der Umgang der BBC mit der Live-Übertragung wurden massiv kritisiert – unter anderem vom britischen Premierminister Keir Starmer.
Die „vermeintlich politischen Statements der Band“ seien „nichts weiter als menschenverachtend und haben mit Musik oder Kunst nichts zu tun“, erklärte Klein. Sie seien „lediglich als ebenso durchschaubarer wie inakzeptabler Versuch zu betrachten, mittels Skandalen die eigene Popularität zu steigern“, sagte der Beauftragte der Bundesregierung für jüdisches Leben und den Kampf gegen Antisemitismus.
Ich finde es abstoßend und unwürdig, die Bühne eines Musikfestivals gezielt und öffentlich für Hass und Hetze zu missbrauchen.
Felix Klein, Antisemitismus-Beauftragter der Bundesregierung
Klein begrüßte die zahlreichen nationalen und internationalen kritischen Reaktionen auf die Äußerungen der Band, wie er Funke mitteilte. Zugleich appellierte er an die Verantwortung aller Veranstalter von Konzerten und Festivals in Deutschland, dem Beispiel der Live Music Hall in Köln und des Radar-Festivals in Großbritannien zu folgen und die Auftritte von Bob Vylan abzusagen.
BBC gibt Fehler zu – Bob Vylan verteidigt sich
Die öffentlich-rechtliche BBC gestand nach dem Eklat Fehler ein und kündigte Konsequenzen an. Auftritte, die vorab als besonders risikobehaftet eingestuft werden, werden ab sofort nicht mehr in Echtzeit übertragen. Zudem werden die Richtlinien zum Abbruch von Übertragungen überarbeitet.
Die BBC teilte vergangene Woche mit, sie bedauere zutiefst, „dass ein derart anstößiges und verwerfliches Verhalten“ zu sehen gewesen sei. Antisemitismus dürfe bei der BBC keinen Platz haben. Es seien vor und während der Übertragung eindeutig Fehler gemacht worden.
Der Auftritt von Bob Vylan war als besonders risikobehaftet eingestuft worden – wie sechs andere Auftritte bei dem Festival auch. „Sie galten jedoch alle als geeignet für einen Livestream“, wenn entsprechende Maßnahmen zur Risikominimierung getroffen würden, teilte die BBC mit. Während der Übertragung waren auf den Bildschirmen Warnungen zu Sprache und Inhalt zu sehen. Die Einschätzung, dass dies ausreiche, sei falsch gewesen. Ebenso wie die Entscheidung, die Übertragung nicht abzubrechen.
Die Band verteidigte sich. Sie habe mit dem Slogan nicht zur Tötung von Menschen aufgerufen. Es habe sich vielmehr um legitime Kritik an der israelischen Kriegsführung gehandelt, behaupten die Musiker in einem Post bei Instagram. (Tsp/dpa)
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