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Thema

Berlinale

Die Frage musste ja kommen: Wer ist der wahre Bond? Wahrscheinlich wurde keine Frage Sean Connery so häufig gestellt wie diese: obligatorisch bei jeder Pressekonferenz, zu ausgeleiert, um sie noch als running gag hinzunehmen.

Von Andreas Conrad

Ab Mai hat er - als Boss der Berlinale - den prominentesten Job, den die deutsche Film-Welt zu vergeben hat. Bisher gehörte dem umtriebigen Leiter der Filmstiftung Nordrhein-Westfalen immerhin der wohl zweitbeste.

Knapp 22 Jahre lang hat er die Berlinale als ihr Chef geprägt, streitbar, temperamentvoll, durchsetzungsfähig. Moritz de Hadeln ist gleichzeitig durch und durch Europäer: 1940 im britischen Exeter geboren, wuchs er als Sohn eines britischen Offiziers und einer rumänischen Malerin in Italien, Frankreich und der Schweiz auf und wurde zunächst Fotograf und Dokumentarfilmer.

Die Berlinale-Eröffnung fiel ins Wasser: Der Film "Duell - Enemy at the Gates" wurde von der Kritik verrissen. Für die Kinoauswertung des Monumentalfilms von Jean-Jacques Annaud bahnt sich in Deutschland Ungemach an - auch für Bernd Eichingers Verleih Constantin, der das künstlerisch misslungene Stalingrad-Epos am 15.

Wer würde als erster das P-Wort verwenden? Es ist dann die "Frankfurter Allgemeine" gewesen, gestern, die den Film "Intimacy" in ihrer Kritik unter "Pornographie" einsortierte.

Den professionellen Star erkennt man daran, dass er auch peinliche Momente seines ruhmvollen Lebens souverän zu meistern weiß. Wenn in einer Pressekonferenz plötzlich die Fragen ausbleiben, man sich nur noch anschweigt und alle ratlos in die Runde blicken, ist solch ein Moment erreicht.

Von Andreas Conrad

Entwaffnende Antwort des ungarischen Regisseurs Béla Tarr ("Werckmeister Harmoniak") auf die Frage, ob er nicht jedesmal denselben Film drehe: "Das stimmt. Ich werde ihn solange drehen, bis er mir einmal ohne Fehler gelungen ist.

Brechen wir zwei Tabus. Zitieren wir erstens das meistzitierte Filmzitat der Zitatengeschichte und zweitens aus der Konkurrenz.

Von Harald Martenstein

Eines kann man diesem Berlinale-Wettbewerb, dem letzten unter der Ägide von Moritz de Hadeln, ganz gewiss nicht vorwerfen: dass er lau ist. So ungewöhnlich lau gar wie diesmal das Februarwetter.

Bevor die Wettbewerbsfilme auf der Berlinale anlaufen, hat Bodo Müller sie alle schon gesehen. Bodo Müller arbeitet im Filmdepot und jede einzelne Rolle Film muss durch seine Hände.

Von Stephan Haselberger

Sich ohne Ziel durchs Berlinale-Programm treiben zu lassen, führt manchmal zu den überraschendsten filmhistorischen Verknüpfungen. Zum Beispiel am Montagabend: Recht spät "Thirteen Days", der sich dokumentarisch gebende Spielfilm über die Kuba-Krise, mit zwei edlen Kennedy-Brüdern und einem besonnenen, von Kevin Costner gespielten Ratgeber auf der einen, verschwörerischen Pentagon-Intriganten auf der anderen Seite.

Das war noch nie da: ein Kulturstaatsminister im Delphi. Gestern gesichtet.

Von Christiane Peitz

Die Berliner Journalistin Georgia Tornow ist Generalsekretärin einer neu gegründeten Interessengemeinschaft deutscher Film- und Fernsehproduzenten mit dem Namen "Film 20", die sich am Sonntag am Rande der Berlinale der Öffentlichkeit vorstellte. Die Mitglieder von "Film 20" produzierten im Jahr 2000 mehr als 70 Prozent des gesamten fiktionalen Programms für TV und Film; darunter sind die Produzenten Bernd Eichinger (Constantin), Thilo Kleine (Bavaria), Claus Boje (Boje-Buck), Hanno Huth (Senator) Stefan Arndt (X Filme) und Regina Ziegler.

Nach der Absage von Michael Douglas und auch "James Bond"-Held Pierce Brosnan, der in der Agenten-Geschichte "Der Schneider von Panama" einen selbstironischen Auftritt neben dem abermals brillanten Geoffrey Rush hat, wartet die Berlinale-Gemeinde auf den Besuch von Alt-Bond-Star Sean Connery. Dessen neuer Film "Forrester - Gefunden" wird am kommenden Freitag im Wettbewerb gezeigt.

Zur Berlinale-Zeit versinkt Berlin im Party-Rausch. Am Freitagabend gab es gleich zwei "öffentlich-rechtliche Parties": Die "Nordmedia"-Party im Opernpalais, die vor allem vom NDR initiiert wurde, und die ARD-Blue-Lounge-Party.

Von Tanja Buntrock

Festivalchefs schwören zwar gern Stein und Bein, dass sie ihre Filme stets wegen deren innewohnender Bedeutsamkeit und nicht wegen der Stars auswählen (oder nur zwei mal in 22 Jahren, wie der Berlinale-Boss unlängst einem Fachblatt gestand). So genau aber muss man es damit wohl nicht nehmen.

Sie ist ein Star und weiß es noch nicht: Das ist der schönste Augenblick. Lone Scherfig heißt sie, und bis gestern früh noch hat sie kaum einer gekannt.

Von Jan Schulz-Ojala
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