Entdecker, Wiederentdecker, Anwalt des Vernachlässigten und Ungewöhnlichen - das ist Gerd Albrecht geblieben, seit er 1962 zum ersten Mal bei "RIAS stellt vor" das damalige "Radio-Sinfonie-Orchester Berlin" dirigierte. Auch zum vierzigjährigen Dirigierjubiläum, das ihn ans Pult des heutigen "Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin" zurück brachte, machte Albrecht diesem Ruf alle Ehre.
Klassik
Claudio Abbado verabschiedet sich von Berlin mit drei Konzerten. Zu seinem letzten Auftritt als Chefdirigent der Berliner Philharmoniker spricht er über sein wahres Zuhause, die Stille und warum er nicht wirklich Abschied von Berlin nimmt
Zum Abschied Abbados bringt die Deutsche Grammophon (DG), bei der der Maestro seit 1967 aufnimmt, noch einmal Einspielungen mit den Philharmonikern auf den Markt. Ab Herbst muss sich die DG das Orchester mit Simon Rattles Exklusiv-Schallplattenfirma EMI teilen.
Halt! Stehenbleiben!
Sie holen auf, und zwar mit einem Atem beraubendem Tempo: In kaum ein Land Europas sind in den letzten Jahren so viele Klassik-Ensembles und Orchester gegründet worden wie in Spanien. Klar, dass man die neue Klassik-Kultur auch nach außen hin präsentieren möchte, und zwar, als kulturelles Rahmenprogramm der spanischen EU-Ratspräsidentschaft und unter tatkräftiger Unterstützung des Finanzministeriums am besten mit der anspruchsvollsten, intellektuellsten aller Gattungen: Dem Streichquartett.
Das silbrige Licht des Sonntagnachmittags verlässt die Konzertgänger nicht, als sie den Kammermusiksaal betreten. Es durchflutet das Foyer.
An der Deutschen Oper Berlin grassiert das Fieber. Das Premierenfieber: Der Trompeter, der sein Solo in der Ouvertüre total versemmelt, die Hornisten, die bei Leonores Arie daneben liegen, sind die auffälligsten Exponenten der Anspannung, die an der Bismarckstraße herrscht.
Es ist fast wie im richtigen Leben, in "Hide & Seek" geht es um einen Dialog zwischen Mann und Frau, der ins Absurde läuft. Am klarsten sind die beiden noch an folgender Stelle, er: "A blue of blues", sie: "Yes.
Man soll im Leben nicht immer alles so ernst nehmen. Mit einer gewissen Heiterkeit kommt man bekanntlich selbst über die schlimmsten Dinge hinweg.
Zu Beginn steht ein Trommelschlag. Keine halbe Sekunde lang, und doch verheerend: Glas birst, Scherben durchtrennen die Zeit, jede Bewegung gefriert.
Konrad Beikircher hat einen komischen Konzertführer geschrieben und moderiert den längsten Philharmoniker-Abend der SaisonWenn das kein nachgerade preußisches Arbeitsethos ist: Während seine KarnevalsKumpanen noch den Aschermittwochs-Blues singen, macht sich Konrad Beikircher aus dem Rheinland auf, um in Berlin ein Mega-Konzert zu moderieren. Was den Kunstfreunden ihre "Lange Nacht der Museen", ist den Klassikfans ihr alljährlicher Musik-Marathon im Kammermusiksaal.
Drei Musiker in zerknitterten Anzügen sitzen mit entrückter Miene auf der Bühne, wie fremdgesteuert bedienen sie ihre Instrumente. In ihrer Mitte ein zierliches Mädchen in Glitzerkleid und Riemchenschuhen.
Joachim-Felix Leonhard (55) ist seit 1. Oktober 2001 Generalsekretär des Goethe-Instituts Inter Nationes.
Am Anfang waren die Skrupel. Früh habe Händel im Zentrum seines Musikerlebens gestanden, schreibt Marc Minkowski, nur um den "Messias" habe er einen weiten Bogen gemacht: "Überall und immer wieder gab es Aufführungen des Messias - prunkvolle, intime, leichte, ernste, persönliche , volkstümliche, kurz: von jeder Art.
Gerard Mortier, scheidender Chef der Salzburger Festspiele und soeben zum Direktor der Pariser Opéra National ab 2004 ernannt, hat am Mittwochabend im Berliner Wissenschaftskolleg mit der Ankündigung überrascht, dass er den Spielplan der Französischen Staatsoper "vier Saisons lang" durch Werke des 20. Jahrhunderts sowie Auftragsproduktionen und Uraufführungen zeitgenössischer Komponisten bestimmen werde.
Aki Takase ist wieder gelandet. Von der Villa Aurora war sie zusammen mit der in Hamburg lebenden Schriftstellerin Yoko Tawada nach Südkalifornien eingeladen worden.
Angenehm kontrolliert ist der Klang des Baltimore Symphony Orchestra, nicht ganz so auf Brillanz getrimmt wie man es von amerikanischen Orchestern gewohnt ist. Dunkel schimmernd die Streicher, mit präziser Attacke die Bläser.
Man vergisst ja gerne, was Kunst eigentlich ist. Der tägliche Kulturstress verbietet derlei Überlegungen.
Vielleicht liegt es ja auch an dem angenehm unaufdringlichen Titel der Veranstaltungsserie Debüt im DeutschlandRadio, dass die Konzerte dieser Reihe so selten enttäuschen: Der Kick, den Aufstieg eines "Stars von morgen" zu erleben, ist schon groß - noch besser aber ist die Aussicht, hier und jetzt intelligente junge Musiker intelligente Programme gestalten zu hören. Im voll und bunt besetzten Großen Saal des Konzerthauses am Gendarmenmarkt stand am Sonnabend zu diesem Zweck der erst 27-jährige Thomas Rösner vor dem Deutschen Symphonie Orchester.
Im Foyer des Kammermusiksaals versammeln sich nach Midoris Konzert die Fans um die zierliche Geigerin. Sie erläutert im Publikumsgespräch, wie sie und ihr Klavierpartner Robert McDonald das Programm des Abends um die selten zu hörende zweite Violinsonate von Erwin Schulhoff herum angelegt haben.
Das ist Joshua Bell auch noch nicht passiert: Wenn der 33-jährige amerikanische Stargeiger am Mittwoch mit dem Mahler Chamber Orchestra im Konzerthaus am Gendarmenmarkt auftritt, wird er der Älteste auf dem Podium sein. Der Dirigent des Abends, Mikko Franck, ist gerade einmal 21, das Durchschnittsalter der Instrumentalisten liegt bei 28.
Wenn Morgen Das 37. Berliner Jazzfest beginnt, versucht der Jazz, sich neu zu erfinden.
Alberto Vilar, der amerikanische Mäzen und Musikliebhaber, wird wieder in Berlin aktiv. Wie er gestern mittteilte, plant er in Zusammenarbeit mit der Philharmonie ein "Education Program", das Berliner Kindern einen Zugang zur Musik öffnen soll.
Nord-Süd? Ost-West?
Eine ungewöhnliche Optik im Kammermusiksaal der Philharmonie: Über schwarzer Kleidung tragen einige der 15 jungen Streichinstrumentalisten Wickelröcke oder Leibchen mit Trägern. Diese bunten Flecken in lila und rot wirken ebenso erfrischend wie ihre beschwingte Art - im Stehen - zu spielen.
Yael Lerer (33) gründete 2000 in Tel Aviv den Verlag "Andalus", der arabische Literatur auf Hebräisch veröffentlicht. Dieses einzigartige Projekt geriet ins Zentrum der Debatte um die Normalisierung der israelisch-arabischen Beziehungen, die die arabischen Intellektuellen seit der zweiten Intifada polarisiert.
Ein Gastspiel des Brandenburgischen Staatsorchesters Frankfurt/Oder in Berlin - das ist immer auch Werbung für eine als kulturlos verschriene Region. Dem offiziösen Charakter der Veranstaltung entsprachen die Reden der brandenburgischen Kulturministerin Johanna Wanka und des Geschäftsführers der "Märkischen Oderzeitung", einem Orchestersponsor.
Mit seiner kleinen Abo-Reihe hat sich das Freiburger Barockorchester einen festen Platz in der hart umkämpften Berliner Konzertszene erobert. Das Rezept ist dabei ebenso einfach wie wirksam: Musik der großen Meister aus Barock und Klassik, gespielt in Spitzenqualität.
Das Korean Chamber Ensemble zwischen Tradition und Moderne"Ein Komponist ist nicht nur Künstler, sondern auch ein Mensch der Welt. Er kann seine Welt nicht gleichgültig betrachten.
Ein kulinarisches Fest sollte es werden. Einer der zauberhaftesten Kino-Klassiker, "Die Kinder des Olymp" von Marcel Carné und Jacques Prévert (Frankreich 1943 - 45), wollte der neue Oberspielleiter des Thalia verwandeln in Theater pur.
Die Hong Kong Academy for Performing Arts versteht sich als Mittler zwischen traditionell-chinesischen und modernen westlichen Formen in Tanz, Theater und Musik. Diesen Spagat kann man beim Gastspiel im Rahmen des China-Festes miterleben.
Sichtlich erschüttert trat Franz Xaver Ohnesorg vor dem Konzert auf das Podium und bat das Publikum, nicht zu applaudieren. Das hat nicht vollkommen funktioniert, zu stark ist offenbar auch in Ausnahmesituationen das Ritual des Konzertabends.
Was für eine diplomatische Geste: Die Singakademie zu Berlin hat am Mittwoch erstmalig ein Werk aus ihrem in Kiew wieder aufgetauchten Archiv in "ihrer" Stadt vorgestellt - bei einem Festakt zum 10. Unabhängigkeits-Jubiläum der Ukraine in der Komischen Oper.
Wohl niemand wird angesichts der jäh auffahrenden Chorstellen des "Confutatis" in Mozarts Requiem den Gedanken an die Opfer der Terroranschläge in den USA abschütteln können. Jeder Aufführung geistlicher Musik kommt in diesen Tagen eine bestürzend aktuelle Rolle zu: beim Spenden von Trost ebenso wie bei der Besinnung auf die kulturellen Werte, die allein gegen die Resignation helfen können.
"Du, Willi, da war eben ein Anruf aus dem Chorprobensaal", ruft der Pförtner in sein Telefon, "die Sänger können nicht arbeiten, weil einer direkt im Nebenzimmer bohrt. Da musst du was unternehmen.
Fast scheint es so, als seien die Musiker von Depeche Mode erst jetzt, nach über zwanzig Jahren Bandgeschichte, etwas beweglicher geworden. "It was like Rod Stewart fronting Kraftwerk" - so hatte das englische Musikmagazin "Q" seinen Unmut über die Präsenz von Depeche Mode auf deren "Violator"-Tournee von 1990 formuliert: ein gutaussehender Possenreißer als Blickfang, die Begleitmusiker im Hintergrund, versteckt hinter ihren Keyboards.
Die Wunde ist wohl noch zu frisch. Obwohl das Debütkonzert der "Kammerakademie Potsdam" offiziell ausverkauft war, blieben viele Sessel im Nikolai-Saal leer: Ein Großteil der lokalen Prominenz, die von der Kultur-Beigeordneten Tickets für das freudige Ereignis zugeschickt bekommen hatte, machte durch demonstratives Fernbleiben deutlich, dass viele Potsdamer ihr neues Klassik-Ensemble nicht als das ihre ansehen.
Vor dem fahlen Licht des Morgenhimmels hebt sich der Stahlrahmen wie eine Festung ab. Auf einem der Eisenträger des alten Gasometers, hoch oben über der Schöneberger Linse, stehen ein paar Gestalten und blicken nach Osten.
Wenn selbst den Kindern im Publikum ein Stück mit Neuer Musik am besten gefällt, dann muss das Konzert gelungen sein. Was gibt es aber auch nicht alles zu hören, wenn Dorothee Oberlinger "Black Intention" von Maki Ishii auf ihren Blockflöten interpretiert!
Dietrich Fischer-Dieskau gehört zu den bedeutendsten Sängern des 20. Jahrhunderts.