zum Hauptinhalt
Prof. Karl Lauterbach, Bundesminister fuer Gesundheit.

© imago images/Jens Schicke

Bund will mehr als 90 Millionen Biontech-Dosen nachkaufen: Das ist Lauterbachs Plan gegen den Impfstoffmangel

Die Ärzte, die jetzt mehr Corona-Impfstoff bestellen, die könne man nicht bedienen, sagt Gesundheitsminister Lauterbach. Das sei kein Vorwurf an Spahn.

Bei der Impfkampagne gegen das Coronavirus ist nach Angaben von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) der Biontech-Impfstoff bereits derzeit knapp bemessen.

„Wir können in der nächsten Woche 1,2 Millionen Dosen Biontech für ganz Deutschland ausliefern, in der Woche darauf 800.000 Dosen und dann noch einmal 1,2 Millionen Dosen“, sagte Lauterbach am Mittwochabend in der ZDF-Sendung „Markus Lanz - Das Jahr 2021“. „Das ist aber viel weniger als das, was die Ärztinnen und Ärzte jede Woche abrufen.“

[Wenn Sie alle aktuellen Nachrichten live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]

Lauterbach erläuterte: „Das sind schon Reserven, wir schütten hier alles aus. Denn die Kampagne muss ja laufen so gut, wie sie kann.“ Am Dienstagabend hatte Lauterbach in der ARD bereits von einem „Impfstoffmangel“ fürs erste Quartal 2022 gesprochen. Als Reaktion will die neue Bundesregierung für 2,2 Milliarden nun mehr als 90 Millionen Biontech-Impfstoff nachkaufen. Aus der CDU kam der Vorwurf, Lauterbach rufe „Feuer“, um dann Feuerwehr zu spielen.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Nun erläuterte der SPD-Politiker zu den rund drei Millionen Biontech-Dosen in den kommenden drei Wochen, er habe die verfügbare Menge gestückelt. Der Gedanke dabei sei, dass in der kommenden Woche viel, in der Weihnachtswoche etwas weniger und dann wieder mehr geimpft werde. „Mehr ist schlicht nicht da“, sagte Lauterbach. „Die Ärzte, die jetzt mehr bestellen, die können wir nicht bedienen.“

Der Gesundheitsminister sagte weiter: „Ich versuche jetzt, notfallmäßig Impfstoff aus osteuropäischen Ländern zurückzukaufen.“ Das dorthin gelieferte Serum könne zum Teil nicht verimpft werden. Beim Impfstoff von Moderna seien derzeit noch ausreichende Mengen vorhanden. Hier sei das Problem, dass die Mengen ab Januar sehr stark absänken. „Was wir jetzt noch gesichert haben, das sind 1,5 Millionen Dosen pro Woche. Und somit muss ich etwas tun.“

Der SPD-Politiker betonte, die Mitteilung über Impfstoffknappheit sei kein Vorwurf gegen Vorgänger Jens Spahn (CDU). Über das ganze Jahr hinweg sei auch genug Impfstoff vorhanden gewesen - aber nicht für eine sehr schnelle Boosterkampagne.

Ließ Spahn eine Bestelloption verstreichen?

Nach einem Bericht der „Bild“-Zeitung ist Grund für den Mangel, dass Deutschland und die EU im Frühherbst eine Bestelloption über mehrere Millionen zusätzliche Dosen Biontech verstreichen ließen. Mögliches Lieferdatum wäre der Januar 2022 gewesen, so das Blatt. Weder der damalige Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) noch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hätten auf zusätzlichen Impfstoff gedrängt.

[Lesen Sie auch: Gesundheitsminister Lauterbach warnt: Warum es schon wieder an Corona-Impfstoff mangelt (T+)]

Aus der CDU kam der Vorwurf, Lauterbach rufe „Feuer“, um dann Feuerwehr zu spielen. Der SPD-Politiker betonte, die Mitteilung über Impfstoffknappheit sei kein Vorwurf gegen Vorgänger Jens Spahn (CDU). Über das ganze Jahr hinweg sei auch genug Impfstoff vorhanden gewesen - aber nicht für eine sehr schnelle Boosterkampagne. „Ich versuche jetzt, notfallmäßig Impfstoff aus osteuropäischen Ländern zurückzukaufen.“ Das dorthin gelieferte Serum könne zum Teil nicht verimpft werden.

Der Vorsitzende des Deutschen Hausärzteverbands, Ulrich Weigeldt, kritisierte Lauterbachs Öffentlichkeitsarbeit. „Die einen bekommen Angst, dass sie nicht mehr geboostert werden können“, sagte Weigeldt der Funke-Mediengruppe. „Die anderen nehmen Abstand von der Impfung, weil sie das Gefühl haben, es bringt nichts, sich darum zu bemühen.“ Das helfe nicht.

Der Sozialverband VdK forderte, bei einem absehbaren Mangel an Impfstoffen jetzt schon Risikogruppen bei der Booster-Impfung vorzuziehen.

Ärztepräsident Klaus Reinhardt schlug vor, die Beschaffung und Verteilung von Impfstoffen auf den neuen Krisenstab im Kanzleramt zu übertragen. „Entscheidend ist nicht, was in den Bestellbüchern steht, sondern was am Ende bei den Ärztinnen und Ärzten vor Ort ankommt“, sagte Reinhardt dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).

Aus Sicht der Caritas hat die Corona-Pandemie lange angelegte Armutsrisiken sichtbar gemacht. „Einmal arm, immer arm - das ist für immer mehr Menschen eine reale Bedrohung“, sagte Caritas-Präsidentin Eva Maria Welskop-Deffaa der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. An diesem Donnerstag will der Paritätische Wohlfahrtsverband einen Bericht zur Armutsentwicklung in der Pandemie veröffentlichen.

Lauterbach informiert ab 15 Uhr mit RKI-Chef Wieler

Lauterbach will sich am Donnerstag um 15 Uhr nochmals ausführlich zu den Bemühungen für mehr Corona-Impfstoff zum Start ins neue Jahr äußern. Weiteres Thema in der Bundespressekonferenz sollen Kinderimpfungen sein.

Es ist der erste gemeinsame Auftritt des neuen Ministers mit dem Präsidenten des Robert Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler. Lauterbachs Vorgänger Jens Spahn (CDU) hatte regelmäßig gemeinsam mit Wieler über die Entwicklung der Pandemie informiert. (dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false