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Das Bundesfinanzministerium in Berlin

© Tsp/Mike Wolff

Exklusiv

Bundesregierung: Deutschland-Chef von Goldman Sachs wird Staatssekretär

Wichtige Personalentscheidung von Olaf Scholz: Jörg Kukies, Ko-Chef der Investmentbank Goldman Sachs in Deutschland, wechselt ins Finanzministerium.

Der Deutschland-Chef der Investmentbank Goldman Sachs, Jörg Kukies, wechselt als beamteter Staatssekretär ins Bundesfinanzministerium. Das erfuhr der Tagesspiegel von informierter Seite. Die Berufung von Kukies gilt als wichtigste Personalentscheidung des neuen Finanzministers Olaf Scholz (SPD).

Das Wirtschaftsforum der SPD zeigte sich auf seiner Webseite erfreut über die Entscheidung. „Jörg Kukies ist uns als Referent und durch die Teilnahme an zahlreichen Veranstaltungen des Wirtschaftsforums gut bekannt“, wird dort Harald Christ, Schatzmeister des Wirtschaftsforums, zitiert. Jörg Kukies sei ein ausgewiesener internationaler Fachmann. Kukies ist SPD-Mitglied und war als Juso-Chef in Rheinland-Pfalz Vorgänger von Andrea Nahles.

Der 50-Jährige ist beruflich ein Goldman-Sachs-Mann durch und durch. Schon bald nach seinem mit dem McCloy-Edelstipendium finanzierten Master-Studium in Harvard und seiner Promotion an der Universität Chicago heuerte er bei der so einflussreichen wie berüchtigten Investmentbank an. Seit 2001 kümmerte er sich in den Niederlassungen London und Frankfurt nicht zuletzt um strukturierte Produkte, also jene Finanzinstrumente, die zum Auslöser der weltweiten Finanzkrise wurden. Auch Goldman-Sachs-Produkte waren darunter, wie die Schrottpapiere mit faulen Krediten, die kurz vor dem Platzen der US-Immobilienblase 2007 an die deutsche Mittelstandsbank IKB verlauft wurden. Goldman Sachs kam vergleichsweise glimpflich durch die Turbulenzen, die andere Banken - etwa Lehman Brothers - in die Pleite trieben. Freilich waren und sind die Methoden der Goldman-Banker umstritten.

Seit Ende 2014 ist Kukies Ko-Chef der deutschen Niederlassung der Bank. Das Vorantreiben der Digitalisierung auch im Bankgeschäft gehört zu seinen Aufgaben. Goldman-Sachs-Banker gelten als gut vernetzt, nicht wenige wechselten in die Politik oder in die Staatsverwaltung. In den USA hat die Bank daher auch den Beinahmen „Government Sachs“. Bill Clintons Finanzminister Robert Rubin kam von Goldman Sachs, ebenso George W. Bushs Finanzminister Henry Paulson (der Lehman abstürzen ließ, ohne sich um die Folgen zu scheren). Und nun auch Donald Trumps Finanzminister Steven Mnuchi, allerdings nicht direkt, Mnuchin war vor Amtsantritt Chef eigener Finanzfirmen.  Auch EZB-Chef Mario Draghi war mal führender GS-Manager. Als Partner von Goldman Sachs dürfte Kukies gute Kontakte in die Chefetagen der Bankenwelt und die amerikanische Politik haben.

Wie Kukies in seinem Eintrag auf der Website des McCloy-Stipendiums schreibt, engagiert er sich nebenbei auch für Projekte zur Verbesserung der Integration von Migranten und Flüchtlingen in Deutschland.

Die zweite personalpolitische Überraschung im Bundesfinanzministerium: Der langjährige Staatssekretär Werner Gatzer, unter den Ministern Peer Steinbrück (SPD) und Wolfgang Schäuble (CDU) für den Haushalt zuständig, kehrt auf seinen Posten zurück, kaum dass er ihn verlassen hat. SPD-Mann Gatzer hatte zum Jahreswechsel bei der Deutschen Bahn angeheuert und sollte sich dort als Vorstandsmitglied um den Servicebereich kümmern, wozu auch die Bahnhöfe gehören.

Nun kommt er auf Wunsch von Scholz zurück - was auch als haushaltspolitisches Signal gewertet werden kann, denn Gatzer stand für die Politik der schwarzen Null, die er in den Verhandlungen mit den Ressorts stets verfocht wie ein eigenes Anliegen.

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