
© dpa/Fabian Sommer
„Der Döner gehört zu Deutschland“: Özdemir verteidigt Traditionsgericht gegen türkische Vorgaben
Ein türkischer Verband will von der EU vorgeben lassen, welche Zutaten in einen echten Döner gehören. Bei Cem Özdemir und anderen deutschen Politikern löst das Widerspruch aus.
Stand:
Darf der Döner demnächst nicht mehr Döner heißen? Die Frage stellt sich, nachdem die türkische „International Doner Federation“ (Udofed) mit Sitz in Istanbul bei der EU-Kommission den Antrag gestellt hat, den Döner als „traditionelle Spezialität“ zu schützen. Die Initiative aus der Türkei zielt darauf ab, dass nur noch bestimmte Fleischsorten und Rezepte in einem echten Döner verwendet werden dürfen.
Nach Angaben des Onlinemagazins „Politico“ hat die Bundesregierung inzwischen Berufung gegen die türkische Initiative eingelegt. Demnach hieß es aus dem von Cem Özdemir (Grüne) geleiteten Landwirtschaftsministerium, dass die von dem türkischen Verband angestrebten Vorgaben sich „deutlich“ von den in Deutschland geläufigen Leitlinien unterschieden. Es drohe ein „Eingriff in den deutschen Markt mit spürbaren wirtschaftlichen Auswirkungen“. Der Döner könnte also ein weiteres Mal teurer werden.
Özdemir schreibt auf X:
Empfohlener redaktioneller Inhalt
An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.
Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.
Auch unter deutschen Europaabgeordneten gibt es Widerspruch angesichts des Vorstoßes des türkischen Erzeugerverbandes. „Geschützte, garantierte traditionelle Spezialitäten oder auch geschützte Herkunftsbezeichnungen sollen die regionale Produktion gegenüber großen Anbietern aus dem In- und Ausland schützen“, sagte der SPD-Europaabgeordnete Bernd Lange dem Tagesspiegel.
Allerdings müssten dann auch die Spezifika eindeutig sein, wie zum Beispiel beim Lübecker Marzipan, gab der Handelsexperte zu bedenken. „Das sehe ich beim Döner überhaupt nicht“, so Lange.

© IMAGO/Martin Moeller
Steinmeiers Visite löste Kritik in sozialen Medien aus
„Es ist völlig unklar, wo der Ursprung liegt und wer überhaupt die Rechte auf ein bestimmtes Herstellungsverfahren hat“, sagte der SPD-Abgeordnete weiter. Die Döner-Herstellung habe sich „in unterschiedlichster Art in unterschiedlichen Ländern etabliert, genauso wie die Bratwurst“. In ihrem Antrag weist die „International Doner Federation“ darauf hin, dass der „Döner“ seit Beginn der 1800er-Jahre von Istanbul aus bis in verschiedene Städte des Osmanischen Reiches verbreitet worden sei.
Daniel Caspary, der Vorsitzende der CDU/CSU-Gruppe im Europaparlament, meinte, dass die Ursache für die Initiative aus Istanbul „offensichtlich das nicht ganz durchdachte Gastgeschenk unseres Bundespräsidenten bei seiner letzten Türkeireise“ sei.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hatte bei seiner Visite im April einen 60 Kilogramm schweren, tiefgefrorenen Dönerspieß dabei, den er vor Ort vom Berliner Imbissbudenbesitzer Arif Keles zubereiten und servieren ließ.
Die Geste des Bundespräsidenten hatte seinerzeit in den sozialen Medien Kritik ausgelöst. So hatte der Journalist und Autor Hasnain Kazim erklärt, er setze darauf, dass andere Länder sich ein Beispiel am Bundespräsidenten nehmen. „Ich hoffe doch sehr, dass King Charles demnächst eine Packung tiefgefrorenes Chicken Tikka Masala als Gastgeschenk nach Indien und Pakistan mitnimmt und es dort bei einem Empfang für die Gäste in der Mikrowelle aufwärmt“, hatte Kazim auf X erklärt.

© dpa/Bernd von Jutrczenka
Mit Blick auf den Einspruch der Bundesregierung gegen den Antrag der „International Doner Federation“ in Brüssel meinte der CDU-Europaabgeordnete Caspary,es „wäre das erste Mal in dieser Legislaturperiode, dass sich die Bundesregierung um die für die Menschen wirklich relevanten Themen kümmert“.
Nach einem Bericht der „Tagesschau“ würde der Döner künftig in einer Reihe etwa mit dem von Spanien patentierten Serrano-Schinken stehen, falls der Antrag des türkischen Unternehmerverbandes Erfolg haben sollte. Bislang genießen rund 90 Produkte den EU-Status der „garantiert traditionellen Lebensmittel“. Diese Produkte dürfen überall unter dem Namen hergestellt und verkauft werden, allerdings nur nach den Kriterien der Antragsteller.
Nach dem Ablaufen der Einspruchsfrist startet die EU-Kommission nun ein maximal sechsmonatiges Konsultationsverfahren. Bevor die Brüsseler Behörde eine Entscheidung trifft, will sie im Döner-Fall eine Empfehlung des Amts der EU für geistiges Eigentum abwarten.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: