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Bundeskanzler Friedrich Merz empfängt Nato-Generalsekretär Mark Rutte in Berlin.

© REUTERS/ANNEGRET HILSE

Empfehlungen der Woche: Endlich wieder Außenpolitik für den Kanzler

Die geopolitische Bühne schätzt Friedrich Merz. Und sie steht in diesen Tagen in Berlin. Eine willkommene Chance für den Kanzler

Stand:

Für Friedrich Merz ist es das, was er am liebsten hat: die weltpolitische Bühne. Und in diesen Tagen ist sie in der deutschen Hauptstadt aufgestellt. Denn an diesem Sonntag und am Montag wird in Berlin über einen möglichen Friedensplan für die Ukraine verhandelt.

Die USA haben ihren Chefunterhändler Steve Witkoff sowie Trump-Schwiegersohn Jared Kushner geschickt, der ukrainische Präsident Selenskyj wird da sein, genauso der französische Staatspräsident Emmanuel Macron und der britische Premierminister Keir Starmer. Weitere Spitzenvertreterinnen und -vertreter der EU und der Nato werden erwartet.

Fehlen wird die russische Seite. Aber auch so dürfte es gerade mit den Amerikanern genug Diskussionspunkte geben, darüber, ob man ein gemeinsames Verständnis hat, wie weit man Russland entgegenkommen will. Kanzler Merz, auf dessen Einladung der Gipfel laut Regierungsangaben stattfindet, hat am Wochenende noch einmal davor gewarnt, dass Putin nicht aufhören werde, wenn die Ukraine falle.

Viel steht auf dem Spiel in diesen Tagen. Selbst wenn es eine Einigung zwischen der Ukraine und Russland geben sollte, bleiben viele Fragen offen: Wie lange würde eine Waffenruhe halten? Wie ernsthaft wären Sicherheitsgarantien für die Ukraine? Und würde sich Putin wirklich damit zufriedengeben? Zweifel sind angebracht.

Und dennoch ist es ein gutes Zeichen, dass überhaupt verhandelt wird. Allein das erhöht minimale Aussichten auf etwas Frieden, und das ist kurz vor Weihnachten immer ein gutes Zeichen.

Und für den Kanzler ist es eine willkommene Chance, auf dem Parkett zu glänzen. Hier hat er einige Erfolge vorzuweisen: Deutschland ist als ernsthafter Player im europäischen Verbund zurück. Nach allem, was man hört, hat er einen Draht zum US-Präsidenten Donald Trump aufgebaut und auch die Ukraine sieht in ihm einen wichtigen Partner. Damit kann er von den innenpolitischen Unzulänglichkeiten ablenken. Dauerhaft wird ihm dieses Spielfeld aber nicht helfen. Denn sein Ansehen und sein Erfolg als Kanzler werden eher im Inneren vermessen. Und dort muss er im kommenden Jahr dringend Boden gutmachen.

Wir werden die Verhandlungen in Berlin für Sie eng begleiten. Ebenso sind meine Kolleginnen und Kollegen im Newsroom an diesem Sonntag dabei, den schrecklichen Anschlag auf eine jüdische Feier in Australien für Sie nachrichtlich zu begleiten und einzuordnen.

Jetzt wünsche ich Ihnen trotz der Nachrichten aus Australien einen hoffentlich besinnlichen dritten Advent und viel Lesevergnügen mit meinen Empfehlungen der Woche.

Dieser Text stammt aus dem Newsletter „Empfehlungen der Woche“, den Tagesspiegel-Chefredakteur Christian Tretbar jeden Sonntag an die Leserinnen und Leser des Tagesspiegels versendet. Hier können Sie sich dafür anmelden:

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