
© dpa/Bernd Weißbrod
„Praktisch gesehen irreversibel“: Energiekonzern EnBW hält Wiederinbetriebnahme von Akw für ausgeschlossen
Die Diskussion darüber, ob in Deutschland nicht wieder Atomkraft genutzt werden könnte, geht weiter. Die Union möchte das bei einer Regierungsübernahme prüfen. Ein Experte der Branche wird deutlich.
Stand:
Für die Befürworter gilt die Atomkraft als günstigere und zuverlässige Art, Strom zu produzieren. Zudem sei dies klimafreundlicher. Politiker von CDU und CSU hatten gerade in dem Positionspapier „Neue Energie-Agenda für Deutschland“ gefordert, nach einer möglichen Regierungsübernahme bei der Neuwahl des Bundestages Ende Februar zu prüfen, ob und wie die vom Netz gegangenen Atomkraftwerke in Deutschland wieder in Betrieb genommen werden können.
Einer der Betreiber von den Meilern in Deutschland, der Energiekonzern EnBW, macht der Union hier einen Strich durch die Rechnung: Der Konzern hält die Wiederinbetriebnahme seiner stillgelegten Atomkraftwerke für technisch ausgeschlossen. „Der Rückbau-Status unserer fünf Kernkraftwerke ist praktisch gesehen irreversibel“, sagte EnBW-Kernkraftchef Jörg Michels der „Augsburger Allgemeinen“ von Dienstag.
Wir glauben nicht, dass der Neubau von Kernkraftwerken in Deutschland eine Lösung der Fragen zu heutigen Problemstellungen der Energieversorgung wäre.

Jörg Michels, EnBW-Kernkraftchef
„Eine Diskussion über die weitere Nutzung der Kernkraft hat sich für uns vor diesem Hintergrund erledigt.“ Das deutsche Atomgesetz sehe eindeutig vor, dass in den Reaktoren kein Strom mehr produziert werden dürfe, betonte Michels.
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Für unrealistisch hält Michels auch einen Wiedereinstieg in die Atomkraft mit neuen Kraftwerken. „Wir glauben nicht, dass der Neubau von Kernkraftwerken in Deutschland eine Lösung der Fragen zu heutigen Problemstellungen der Energieversorgung wäre“, sagte Michels. Selbst bei optimaler Zusammenarbeit mit Politik und Behörden würde der Bau mehr als zehn Jahre dauern, erklärte er.
Nach einer Laufzeitverlängerung um wenige Monate wegen der Energiekrise als Folge des Ukraine-Krieges waren die verbliebenen deutschen drei Akw im Frühjahr vergangenen Jahres abgestellt worden, darunter auch das EnBW-Kraftwerk Neckarwestheim II (oben im Oktober 2022). Das Unternehmen hat dort nach eigenen Angaben mittlerweile wichtige Bauteile der Anlage demontiert.
Der Ausstieg aus der Atomkraft war in Deutschland 1998 von der rot-grünen Bundesregierung beschlossen worden. 2009 verlängerte die schwarz-gelbe Koalition unter Merkel dann die Laufzeiten der Kraftwerke deutlich. Als es 2011 zur Reaktorkatastrophe im japanischen Fukushima kam, folgte die Kehrtwende und der Ausstieg wurde deutlich beschleunigt.
Die letzten Kraftwerke wurden schließlich im Frühjahr 2023 abgeschaltet, nachdem die Ampel-Koalition ihre Laufzeiten nochmal um einen kurzen Zeitraum verlängert hatte.
In dem Papier der CDU-Abgeordneten Andreas Jung und Jens Spahn heißt es unter anderem, das Abschalten der letzten Kernkraftwerke zum 15. April 2023 mitten in der Energiekrise sei eine ideologisch motivierte Fehlentscheidung der Ampel gewesen.
„Wir streben schnellstmöglich eine fachliche Bestandsaufnahme an, ob angesichts des jeweiligen Rückbau-Stadiums eine Wiederaufnahme des Betriebs der zuletzt abgeschalteten Kernkraftwerke unter vertretbarem technischem und finanziellem Aufwand noch möglich ist.“
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