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Opfer der Gewalt in Syrien: Bewaffnete haben UN-Soldaten entführt.

© AFP

Syrien im Bürgerkrieg: Golanhöhen: UN-Blauhelmsoldaten entführt

Seit Monaten versuchen syrische Rebelleneinheiten, Stellungen von Assads Truppen an der Grenze zu Israel unter ihre Kontrolle zu bringen. Jetzt haben Bewaffnete UN-Soldaten in ihre Gewalt gebracht.

Bewaffnete Gruppen haben an den Golanhöhen im Süden Syriens 43 UN-Blauhelmsoldaten in ihre Gewalt gebracht. Wie die Vereinten Nationen am Donnerstag in New York mitteilten, wurden weitere 81 Soldaten der sogenannten Undof-Mission an ihren Standorten eingekesselt. Hintergrund seien heftige Kämpfe zwischen der syrischen Armee und bewaffneten Extremisten. Die UN bemühten sich intensiv um eine Freilassung der Soldaten.

Wer hinter der Entführung steht, ist bislang noch unklar. Am Mittwoch hatte die in London ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mitgeteilt, dass die der Terrorgruppe Al Qaida nahe stehende Al-Nusra-Front und andere Rebellengruppen bei Gefechten mit syrischen Regierungstruppen den Übergang Kuneitra erobert hätten. Bei den Kämpfen am Grenzübergang zu Israel seien mindestens 20 Soldaten und vier Rebellenkämpfer getötet worden.

Derzeit gehören nach UN-Angaben 1223 Blauhelmsoldaten der Mission an. Sie stammen aus Indien, Irland, Nepal, den Niederlanden, den Fidschi-Inseln und von den Philippinen. Die Undof war 1974 ins Leben gerufen worden, um den Waffenstillstand zwischen dem jüdischen Staat und Syrien nach dem Jom-Kippur-Krieg zu überwachen. Israel hatte den Golan 1967 besetzt.

"Unmittelbare Gefahr für Soldaten"

Schon vor gut einem Jahr hatte es schwere Zwischenfälle im Grenzgebiet gegeben. Österreich kündigte daraufhin an, seine Blauhelm-Soldaten von den Golanhöhen abziehen zu wollen. Das Bundesheer könne "aus militärischen Gründen" nicht mehr an der UN-Mission teilnehmen, teilte damals die Regierung in Wien mit. "Eine unkontrollierte und unmittelbare Gefährdung der österreichischen Soldaten ist auf ein inakzeptables Maß angestiegen", hieß es.

Unmittelbar vor der Entscheidung hatten sich an der israelischen Grenze syrische Rebellen und Regierungstruppen heftige Gefechte geliefert. Zwei Blauhelmsoldaten wurden dabei leicht verletzt. Kämpfer der Aufständischen sollen eine Kreuzung in Kuneitra an der Waffenstillstandslinie zwischen Israel und Syrien besetzt haben. Dann aber gelang es Einheiten des Regimes von Baschar al Assad die Rebellengruppen wieder zurückzudrängen. Doch nun haben oppositionelle Kräfte offenbar wieder die Oberhand gewonnen.

Israel fürchtet Übergreifen der Kämpfe

In Jerusalem beobachtet man die Entwicklung in Syrien schon lange mit großer Sorge. Aus Sicht von israelischen Politikern und Militärs stellt der Bürgerkrieg im Nachbarland eine der größten Gefahren für die eigene Sicherheit dar – neben der Bedrohung durch die im Gazastreifen herrschende Hamas. Vor allem wird befürchtet, dass die Gefechte zwischen den Rebellen und dem Assad-Regime auf israelisches Territorium übergreifen könnten. Das ist auch der Grund dafür, dass die Präsenz der israelischen Armee auf den Golanhöhen deutlich ausgeweitet wurde. Dennoch ist es in den vergangenen Monaten immer wieder zu Übergriffen gekommen, auf die Israel meist mit eigenen Angriffen reagierte.

Vor der jetzt ausgehandelten Gaza-Waffenruhe bestand zudem die Gefahr, dass der jüdische Staat womöglich an drei Fronten kämpfen muss: Syrien, Gaza und Libanon. Dort lassen die Hisbollah und andere Extremisten kaum eine Gelegenheit aus, um die „Zionisten“ zu provozieren. Und noch etwas treibt die Verantwortlichen in Israel um. Die staatlichen Strukturen in Nachbarländern drohen völlig zusammenbrechen. Das könnte zur Folge haben, dass Islamisten zumindest teilweise die Macht übernehmen. Taliban-Gebilde an den Grenzen, mehrere Somalias vor der Haustür? Für Israel wäre das der Ernstfall.

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