
© dpa/Christophe Gateau
Habeck wehrt sich gegen Scholz-Vorwurf: „Irritierend, wenn andere Auffassungen als Lüge diffamiert werden“
Über weitere Hilfen für die Ukraine sind sich viele einig. Der Weg der Finanzierung ist aber noch unklar. Der Grünen-Kanzlerkandidat wirft dem Kanzler eine Blockade vor.
Stand:
Der Grünen-Spitzenkandidat Robert Habeck hat sich verwundert über den jüngsten Vorwurf von Kanzler Olaf Scholz (SPD) im Streit über die Finanzierung neuer Ukraine-Hilfen gezeigt. „Ich finde es irritierend, wenn fachlich andere Auffassungen als Lüge diffamiert werden“, sagte Habeck der „Bild“.
Der Kanzlerkandidat betonte, es sei „bedenklich, der Ukraine die dringend notwendige Unterstützung zu verweigern, indem man sie gegen den sozialen Zusammenhalt ausspielt“. Zuvor hatten bereits mehrere Politiker von FDP und Union Kritik an Scholz geübt.
In der ARD-Sendung „Maischberger“ warf Habeck Scholz (SPD) indirekt vor, möglicherweise lebensrettende Ukraine-Hilfen zu blockieren. Union, FDP und Grüne wollen noch vor der Wahl am 23. Februar zusätzliche Waffenlieferungen in die Ukraine über eine außerplanmäßige Ausgabe im Haushalt finanzieren.
„Das wird wahrscheinlich nicht passieren, wenn Olaf Scholz das nicht will“, sagte Habeck. „Es ist eine politische Gewichtung.“
Der Grünen-Kanzlerkandidat sagte: „Umgekehrt hatte die SPD jetzt keine großen Probleme zu beantragen, mehr für E-Autos zu tun oder die Netzentgelte noch abzuschaffen.“ Für die Ukraine dürfe nichts mehr drauf kommen. Bei anderen Ausgaben sei man in der Kanzlerpartei nicht so zögerlich.
Dem setzte Habeck entgegen: „Oder man sagt: Ist egal, wir müssen helfen. Aus meiner Sicht - jetzt in der unmittelbaren Not - dann helfen wir, und dann lösen wir das Problem danach.“ Bekämen die Grünen bei der Wahl das entsprechende Mandat, die Sache auf diese Weise zu lösen, „das wäre meine Antwort“.
Habeck: Das ist ein SPD-interner Konflikt“
Habeck argumentierte, dass neben Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) auch Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) so ein Vorgehen begrüßen würde. Doch sie würden vom SPD-geführten Finanzministerium ausgebremst. „Das ist ein SPD-interner Konflikt.“
Hintergrund ist die Frage der Finanzierung von drei Milliarden Euro an zusätzlichen Hilfen für die von Russland angegriffene Ukraine. Scholz möchte die Schuldenbremse dafür aussetzen. Union, FDP und auch die Grünen, sein verbliebener Koalitionspartner, wollen noch vor der Bundestagswahl Ende Februar zusätzliche Waffenlieferungen über eine außerplanmäßige Ausgabe im Haushalt finanzieren.
Scholz hatte zuletzt auf einer Veranstaltung der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ seine Widersacher der Lüge bezichtigt. „Ich habe das Gefühl, ich sage das hier so offen: Im Augenblick wird mit größter Intensität, großer Umsicht das deutsche Volk belogen.“ Auf die Nachfrage, von wem das Volk belogen werde, fügte der SPD-Kanzlerkandidat hinzu: „Von allen, die sich darum bemühen, eine Frage auszuklammern: Wie bezahlen wir es.“ Scholz nannte keine Namen oder Parteien. Er streitet aber seit Tagen mit der CDU/CSU, der FDP und den Grünen über die Finanzierung der Ukraine Hilfe.
In der „Rheinischen Post“ beharrte Scholz auf seiner Position, verzichtete aber auf den Lügen-Vorwurf. Der 66-Jährige verwies in der Zeitung auf das milliardenschwere Loch im Haushalt 2025. „Wo soll das Geld herkommen für die Unterstützung der Ukraine?“, fragte Scholz darin. „Um diese Frage drücken sich meine Mitbewerber leider herum - und machen munter unseriöse Steuerversprechen.“ (dpa/AFP)
- Annalena Baerbock
- ARD
- Boris Pistorius
- Bundestagswahl
- Christian Lindner
- Die Grünen
- FDP
- Friedrich Merz
- Olaf Scholz
- Robert Habeck
- SPD
- Ukraine
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: