
© Imago/Bernd Elmenthaler
„Klinikreform kostet kurzfristig etwas“: Lauterbach erwartet für 2026 stabile Krankenkassenbeiträge
Ein Grund für den Zuschlag im Jahr 2025 sei die Krankenhausreform, die sich aber mittelfristig auszahle, so der Gesundheitsminister. Er geht davon aus, dass Hunderte Kliniken schließen.
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Für das nächste Jahr droht den gesetzlich Versicherten in Deutschland eine deutliche Erhöhung der Krankenkassenbeiträge. Der Bundesgesundheitsminister hatte die von Experten prognostizierte Erhöhung in dieser Woche historisch genannt. Zumindest für das Jahr darauf rechnet Karl Lauterbach aber mit stabilen Sätzen.
„Ich glaube nicht, dass für 2026 wir noch mal die Krankenkassenbeiträge erhöhen müssen“, sagte der SPD-Politiker der „Bild am Sonntag“ mit Blick auf die finanzielle Schieflage der Kassen.
„Mit den Reformen, die wir jetzt schon gemacht haben, die jetzt anfangen zu wirken, und den Reformen, die wir gerade machen, kommt tatsächlich auch dieser Beitragssatzanstieg zu einem Stopp.“ Wenn die Ampel-Regierung alle Reformen, an denen derzeit noch gearbeitet werde, umsetzen könne, „dann bleibt auch der Beitragssatz stabil“, fügte der Minister hinzu.
Wir können uns ein paar Dutzend Krankenkassen weniger gut vorstellen.
Karl Lauterbach, Bundesgesundheitsminister (SPD)
Für die hohen Ausgaben im Gesundheitswesen und die vergleichsweise niedrige Lebenserwartung in Deutschland gibt Lauterbach indirekt den Krankenkassen die Schuld. „Wir haben so ein ineffizientes System, die Lebenserwartung in Westeuropa ist in keinem Land niedriger als bei uns.“ Mit dieser schlechten Lebenserwartung müsse man sich, so der Minister, auch die Frage gefallen lassen: „Was ist der Beitrag der Krankenkassen gewesen?“
Lauterbach hält auch eine Reduzierung der Anzahl der Krankenkassen für sinnvoll. „Wir können uns ein paar Dutzend Krankenkassen weniger gut vorstellen. Es muss aber über die Qualität kommen und daher machen wir jetzt per Gesetz die Qualität der Krankenkassen vergleichbar. Das gefällt übrigens auch nicht jedem Krankenkassen-Manager.“
Ohne die Klinikreform wäre der Beitragssatz nicht so stark gestiegen, wie es jetzt erwartet werde, sagte Lauterbach weiter. „Die Krankenhausreform kostet jetzt kurzfristig etwas, macht Druck auf den Beitragssatz.“
Es sei klar, dass es spätestens in zehn Jahren etliche Krankenhäuser weniger geben werde. „Ein paar Hundert Häuser werden sterben. Viele davon in westdeutschen Großstädten“, sagte Lauterbach weiter. „Das ist auch richtig so. Für diese Krankenhäuser haben wir nicht den medizinischen Bedarf“, erklärte er. Schon jetzt stehe jedes dritte Bett leer, außerdem gebe es zu wenig Personal.
„Es ist auch ein Gewinn der Qualität, wenn wir wie in anderen Ländern auch die Versorgung mit komplizierteren Eingriffen zentralisieren“, betonte der Gesundheitsminister. Zugleich betonte er, dass dringend benötigte Krankenhäuser auf dem Land Zuschläge bekämen, um zu überleben.
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Der Bundestag hatte am Donnerstag die heftig umstrittene Krankenhausreform mit der Mehrheit der Ampel-Koalition beschlossen. Sie soll die Finanzierung der Kliniken auf eine neue Grundlage stellen und zu einer stärkeren Spezialisierung führen. Vor allem die kleineren Krankenhäuser sollen künftig weniger Leistungen anbieten und sich auf jene Eingriffe beschränken, die sie gut beherrschen.
Patientinnen und Patienten werden künftig also bisweilen längere Wege bis zum nächsten zuständigen Krankenhaus in Kauf nehmen müssen – sollen dafür aber eine bessere Behandlung bekommen.
Vorgesehen ist, die bisherige Vergütung mit Pauschalen für Behandlungsfälle in Kliniken zu ändern. Künftig sollen sie 60 Prozent der Vergütung schon für das Vorhalten bestimmter Angebote bekommen. Das soll den Druck senken, möglichst viele Fälle zu behandeln
Deutschland hat nach Angaben des Gesundheitsministeriums mit rund 1.700 Krankenhäusern die höchste Krankenhaus- und Bettendichte in Europa. Viele Kliniken schreiben rote Zahlen. Lauterbach (SPD) spricht von der größten Gesundheitsreform seit 20 Jahren. (lem)
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