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Die Zahl der Straftaten ist im vergangenen Jahr um insgesamt 1,7 Prozent auf 5,837 Millionen gesunken.

© Imago/Tim Oelbermann

Kriminalstatistik für 2024: Polizei meldet insgesamt weniger Straftaten, aber mehr Gewaltdelikte

Am Mittwoch soll die neue PKS vorgestellt werden. Medienberichten zufolge gibt es Rückgänge, aber auch auffällige Anstiege – vor allem bei minderjährigen und nicht-deutschen Tatverdächtigen.

Stand:

Neue Zahlen zur Sicherheitslage in Deutschland: Die Zahl der angezeigten Straftaten ist im vergangenen Jahr um insgesamt 1,7 Prozent auf 5,837 Millionen gesunken, wie die „Welt am Sonntag“ („WamS“) und der „Spiegel“ unter Berufung auf die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) für das Jahr 2024 berichten. Die Aufklärungsquote lag demnach bei 58,0 Prozent.

Die Gewaltkriminalität stieg dagegen um 1,5 Prozent auf 217.277 Fälle – ein neuer Rekordwert, bereits 2023 war der höchste Stand seit 15 Jahren erreicht worden. Unter anderem sei die Zahl der gefährlichen und schweren Körperverletzungen seit 2010 um fast elf Prozent gestiegen. Nach einem Rückgang während der Corona-Pandemie hätten entsprechende Delikte seit 2022 wieder kontinuierlich zugenommen.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) und der Chef des Bundeskriminalamtes (BKA), Holger Münch, wollen die PKS am Mittwoch in Berlin vorstellen.

Auch die Zahl der Tatverdächtigen nahm den Berichten zufolge um 2,8 Prozent auf 2,184 Millionen ab. Von diesen haben demnach 913.196 (minus 1,1 Prozent) keinen deutschen Pass. Darunter seien 383.844 Zuwanderer (minus 4,6 Prozent), etwa Asylbewerber, Flüchtlinge und illegal Eingereiste.

Legalisierung von Cannabis beeinflusst Statistik

Ein Grund für die sinkenden Fallzahlen insgesamt sei, dass die Bundesregierung Cannabis für den Eigenkonsum legalisiert hatte. Der Rückgang sei „deutlich von der Gesetzgebung beeinflusst“, heißt es demnach dazu in der PKS. So verringerte sich die Zahl der Rauschgiftdelikte um 34,2 Prozent auf 228.104 Fälle. Denn im Vergleich zum Jahr 2023 gab es nur noch gut halb so viele Cannabis-Straftaten (101.345, minus 53,1 Prozent). 

Wie der „Spiegel“ schreibt, sei der Anstieg bei der Gewaltkriminalität auch 2024 bei Minderjährigen besonders deutlich gewesen – mit einer Zunahme der Verdächtigen um 11,3 Prozent bei Kindern und 3,8 Prozent bei Jugendlichen. Ein Grund könnte demnach der Anstieg psychischer Belastungen sein, der es mit „anderen ungünstigen Faktoren“ wahrscheinlicher mache, dass jemand zum Täter werde.

9,3
Prozent beträgt der Anstieg sexualisierter Gewalt im Jahr 2024.

Auch die Zahl nicht-deutscher Verdächtiger bei Gewalttaten sei um 7,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr erneut gestiegen. Das sei teilweise damit zu erklären, dass der Anteil von Ausländern an der Bevölkerung 2024 weiter zugenommen habe. Zudem seien Geflüchtete oft von Gewalterfahrungen und psychischen Belastungen betroffen. Diese „Risikofaktoren“ erhöhten dem Bericht zufolge „die Wahrscheinlichkeit der Begehung von Straftaten“.

Die PKS schlüsselt die Gewalttaten den Berichten zufolge weiter auf:

  • Die in der Gewaltkriminalität enthaltenen Delikte Mord, Totschlag, Tötung auf Verlangen stiegen im Vergleich zum Vorjahr um 0,9 Prozent auf 2303 Fälle. 
  • Ein starkes Plus um 9,3 Prozent gab es beim Delikt „Vergewaltigung, sexuelle Nötigung und sexueller Übergriff im besonders schweren Fall einschließlich Todesfolge“ mit 13.320 Fällen. Eine Erklärung für den Anstieg könnte eine stärkere Sensibilisierung für das Thema durch die #MeToo-Bewegung sein sowie eine größere Bereitschaft der Opfer, Anzeige zu erstatten.
  • Auch die gefährliche und schwere Körperverletzung nahm um 2,4 Prozent auf 158.177 Fälle zu.
  • Raubdelikte gingen hingegen um 3,7 Prozent auf 43.194 Fälle zurück. 
  • Insgesamt gab es 29.014 Straftaten (meist Bedrohung) mit einem Messerangriff. Gezählt werden angedrohte und ausgeführte Angriffe. Weil die Daten bis einschließlich 2023 laut PKS nur „eingeschränkt valide“ waren, lasse sich ein Anstieg nur schwer genau beziffern. 

Hinweise auf positive Entwicklung

Die PKS liefere aber auch Hinweise auf positive Entwicklungen, heißt es in den Berichten weiter: So sei die Zahl der Diebstähle zumindest leicht um 1,6 Prozent gesunken auf 1,94 Millionen registrierte Taten. Dabei stieg der Wohnungseinbruchdiebstahl leicht um 0,8 Prozent auf 78.436 Fälle.

Während auch der Kfz-Diebstahl (30.373 Fälle, plus 1,3 Prozent) stieg, gingen der Fahrraddiebstahl (245.868, minus 6,9 Prozent), Ladendiebstahl (404.907, minus fünf Prozent) und Taschendiebstahl (107.720, minus 1,5 Prozent) zurück.

Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU) sagte der „Wams“: „Was an anderer Stelle nicht klappt, Erziehung, Schule, Integration, landet am Ende bei der Polizei. Heißt auch, die Statistik spuckt aus, wie es um unsere Gesellschaft – um uns – steht.“

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