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Angela Merkel (CDU), ehemalige Bundeskanzlerin, kommt zu einer Veranstaltung.

© dpa/Christoph Soeder

Merkel kritisiert Macron-Auftritt bei Einheitsfeier: „Man hätte jemanden aus Osteuropa oder Ostdeutschland als Gastredner nehmen können“

Zum 35. Jahrestag der Vereinigung 1990 richtet das Saarland einen Festakt aus. Die Altkanzlerin hat Anmerkungen zur Gästeliste. Die Wiedervereinigung nennt sie einen „einen großen Glücksfall“.

Stand:

Die Bedeutung der deutsch-französischen Partnerschaft wird von beiden Seiten stets betont. Zu den Feiern des 35. Jahrestags der Deutschen Einheit ist nun Frankreichs Präsident Emmanuel Macron als Gastredner bei der zentralen Veranstaltung in Saarbrücken eingeladen – ein klares Signal der Bundesregierung. Die ehemalige Kanzlerin ist damit nicht wirklich glücklich.

Mit Blick auf die geplanten Redner sagte Angela Merkel im Interview des ZDF, es sei klar, dass Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) und Bundesratspräsidentin Anke Rehlinger (SPD) sprächen. Sie selbst schätze. „Aber vielleicht hätte man auch jemanden aus Osteuropa oder aus Ostdeutschland als Gastredner nehmen können, anlässlich von 35 Jahren Deutscher Einheit“, sagte die CDU-Politikerin.

Man muss beweisen, dass man die vermeintlich von allen im Westen inkarnierten Werte wirklich verstanden hat.

Angela Merkel, Altkanzlerin (CDU), über ihre Erfahrungen als Ostdeutsche

Merkel nimmt wie der frühere Bundestagspräsident Joachim Gauck nicht an den Feierlichkeiten in Saarbrücken teil. Dies war dem Tagesspiegel bestätigt worden. Auch Ex-Bundestagspräsident Wolfgang Thierse und Altbundeskanzler Olaf Scholz (beide SPD) sind nicht dabei.

Merkel betonte, sie halte die Wiedervereinigung trotz aller Probleme für „einen großen Glücksfall“. In ihrem Büro, in dem sie als Altkanzlerin arbeite, habe einst Margot Honecker gesessen. Die Ehefrau des damaligen DDR-Staats- und Parteichefs Erich Honecker und DDR-Bildungsministerin hatte Unter den Linden residiert.

„Ich kann von mir sagen, Margot Honecker hat es nicht verhindert, dass ich meinen Weg in der Freiheit gefunden habe“, sagte Merkel. 

Merkel, in Brandenburg aufgewachsen, sagte über ihre eigenen Erfahrungen als Ostdeutsche: „Man muss beweisen, dass man die vermeintlich von allen im Westen inkarnierten Werte wirklich verstanden hat.“

Dies könne man auch andersherum sehen. „Also einfach sagen, hier haben Menschen 40 Jahre oder länger als 40 Jahre eine andere Lebensgeschichte gehabt. Das ist genauso eine individuelle Lebensleistung, wie die von jedem Einzelnen, der in der alten Bundesrepublik groß geworden ist.“ In der Gesamtheit könne man mehr daraus machen.

Am 3. Oktober 1990 hatten sich die beiden deutschen Staaten nach mehr als 40 Jahren Teilung nach Regeln des westdeutschen Grundgesetzes vereinigt, rund ein Jahr nach der friedlichen Revolution in der DDR und der Öffnung der deutsch-deutschen Grenze.

Obwohl sich die Lebensverhältnisse nach und nach angeglichen haben, herrscht Umfragen zufolge bei vielen Menschen heute Ernüchterung.

Im neuen Politbarometer von ZDF und Tagesspiegel gaben zwar neun von zehn Befragten an, sie fänden die deutsche Vereinigung grundsätzlich richtig. Zugleich sagten aber 47 Prozent im Westen und 57 Prozent im Osten, die Probleme der Wiedervereinigung seien zu einem großen Teil noch ungelöst.

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