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Nach Offerte von Klingbeil: Volker Wissing will „derzeit“ nicht in die SPD eintreten
Für SPD-Chef Klingbeil ist der scheidende Verkehrsminister „ein klassischer Sozialliberaler“, für den immer eine Tür offen sei. Doch Wissing lehnt ab – vorerst.
Stand:
Verkehrsminister Volker Wissing möchte „derzeit“ nicht in die SPD eintreten. Das teilte eine Sprecherin des 55-Jährigen dem Tagesspiegel mit.
Damit schlägt Wissing, der im vergangenen November aus der FDP ausgetreten war, eine Offerte von SPD-Chef Lars Klingbeil aus. Wenn Wissing „irgendwann ein Interesse hat, zur SPD zu kommen, für den ist immer eine Tür offen“, hatte Klingbeil den Zeitungen der Funke Mediengruppe gesagt.
Doch Klingbeils Werben scheint vorerst ohne Erfolg zu bleiben. „Herr Wissing hat sich über die wertschätzenden Worte von Lars Klingbeil gefreut und teilt diese umgekehrt auch“, sagte Wissings Sprecherin dem Tagesspiegel. Sie fügte hinzu: „Er plant derzeit allerdings nicht, in eine politische Partei einzutreten.“
Wissing kritisiert damalige FDP-Spitze um Lindner
Vorausgegangen war ein ungewöhnlicher Moment im politischen Berlin: Nach dem Buch der Ampel-Koalition hatte Verkehrsminister Wissing die FDP verlassen – um in der Regierung von Kanzler Olaf Scholz (SPD) zu bleiben. Seitdem ist Wissing parteilos.
Und so warb Klingbeil um den scheidenden Minister: Wissing habe immer gezeigt, dass er „ein klassischer Sozialliberaler“ sei, führte Klingbeil aus. Als Landesminister in Rheinland-Pfalz habe er sehr gut mit der damaligen Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) zusammengearbeitet, die „in den höchsten Tönen von ihm redet und sagt, er war wirklich ein Stabilitätsgarant“.
Er hoffe, dass es „noch genug Möglichkeiten gibt, auch mit Volker Wissing irgendwie gemeinsam in diesem Land was zu gestalten“, bekräftigte Klingbeil. „Mal gucken, was aus ihm wird. Aber auf Volker Wissing setze ich wirklich große Stücke.“
Wissing wirft Lindner vor, Aus der Ampel gezielt herbeigeführt zu haben
Wissing warf der damaligen FDP-Führung um Parteichef Christian Lindner in der aktuellen Folge des Funke-Podcasts „Meine schwerste Entscheidung“ vor, das Aus der Koalition aus SPD, Grünen und Liberalen gezielt herbeigeführt zu haben. Er sei „davon überzeugt, dass diese Koalition hätte weiterbestehen können, wenn man sie gewollt hätte“, sagte der 54-Jährige.
„Man wollte nicht diese Konflikte nach außen, diese Streitereien beenden.“ Dies sei „nicht gewollt“ gewesen. „Für mich war immer klar, dass es so enden kann und dass die Wahrscheinlichkeit groß ist, dass es so enden wird“, sagte er weiter. „Aber es war, man redet wie an eine Wand, da war nichts zu machen, auch die Fraktion war total begeistert von diesem Wir-kritisieren-die-Grünen und was weiß ich, das war ja ein Hype geradezu.“
Wissing führte diese destruktive Haltung auf Ex-Finanzminister Lindner zurück. „Also, ich glaube, Lindner hatte immer die Angst, dass wenn wir zu konstruktiv sind, dass die FDP dann als nicht mehr existent oder vergrünt oder jetzt auch links oder sowas wahrgenommen wird.“ Er selbst sei da „etwas optimistischer“ gewesen.
In dem Podcast wurde Wissing auch gefragt, ob er sich vorstellen könne, in eine andere Partei einzutreten. Die Antwort des Ministers ließ eine Hintertür offen. „Ich habe solche Überlegungen nicht, ich bin jetzt völlig anders fokussiert, was Persönliches und Privates angeht und insofern habe ich solche Gedanken nicht und kann dazu nichts sagen, aber man sollte auch nie irgendwas ausschließen.“
Zwischen Wissing und Lindner herrscht Funkstille
Er habe sich nicht von den liberalen Grundwerten der Partei entfernt, machte Wissing deutlich. „Ich war nur unzufrieden mit dieser Art, wie man diese Regierung beendet hat.“
Seit seinem Austritt aus der FDP herrscht zwischen Lindner und Wissing Funkstille. Nach seinem Entschluss, in der Regierung zu bleiben und die FDP zu verlassen, habe er Lindner „eine schriftliche Nachricht zukommen lassen, in der ich meine Entscheidung begründet habe“, sagte Wissing in dem Podcast. „Aber es gab darüber dann kein Gespräch mehr, das war auch nicht zielführend, (…) und seitdem hatten wir keinen Austausch.“
Lindner habe auf die Nachricht auch nicht geantwortet, sagte Wissing. Seither hätten sie sich „wohl im Plenum mal gesehen und freundlich gegrüßt“, fügte er hinzu.
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