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Ein Patriot-Luftabwehrsystem der Bundeswehr steht auf dem Flughafen in Rzeszow in Polen.

© dpa/Michael Fischer

Provokation durch Russland : Unions-Verteidigungsexperte fordert Abschuss von Drohnen durch Nato über der Ukraine

Nach dem Eindringen von mindestens 19 russischen Flugobjekten in Polens Luftraum sucht der Westen nach Antworten. Der Vorsitzende des Verteidigungsausschusses verlangt entschiedene Reaktionen.

Stand:

Nach der massiven Provokation Russlands mit Drohnen über Nato- und EU-Gebiet ringt der Westen weiter um eine Antwort. In der Nacht zum Mittwoch waren mindestens 19 Drohnen der Armee des russischen Machthabers Wladimir Putin teils Hunderte Kilometer weit in den Luftraum Polens eingedrungen, mindestens drei wurden zerstört.

Der Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Bundestag, Thomas Röwekamp, fordert nun klare Gegenmaßnahmen bei weiteren Vorfällen dieser Art. Der CDU-Politiker sprach sich dafür aus, feindliche Drohnen auch außerhalb von Staaten des Militärbündnisses zu bekämpfen. „Wir brauchen eine Abstimmung innerhalb der Nato, wann und über wessen Hoheitsgebiet die Voraussetzungen für die militärische Bekämpfung eines Drohnenangriffes vorliegen“, sagte Röwekamp dem „Spiegel“.

Thomas Röwekamp (CDU) spricht bei einer Veranstaltung.

© dpa/Sina Schuldt/Archiv

„Es muss möglich sein, mit der Zustimmung des betroffenen Landes wie der Ukraine auch schon in deren Luftraum Drohnen unschädlich zu machen, die Nato-Gebiet gefährden“, fügte der Außenpolitiker hinzu. 

Es geht daher auch darum, die Ukraine schnell seitens der Nato-Partner so auszurüsten, dass sie auch gegen diese Ziele auf russischem Boden wirken kann.

Thomas Röwekamp, Verteidigungspolitiker (CDU)

Der CDU-Politiker sprach sich zudem dafür aus, der Ukraine weitreichende Waffen zur Verfügung zustellen und dürfte damit die Debatte um die Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern der Bundeswehr für die Truppen Kiews wieder befeuern. „In einem bestehenden Krieg ist die beste Möglichkeit zum Kampf gegen Drohnen die Zerstörung der Produktionsstätten und der Abschussvorrichtungen. Es geht daher auch darum, die Ukraine schnell seitens der Nato-Partner so auszurüsten, dass sie auch gegen diese Ziele auf russischem Boden wirken kann“, sagte Röwekamp.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die Bundesregierung wiederholt vergeblich um das als überaus effektiv geltende Waffensystem gebeten, das eine Reichweite von rund 500 Kilometern hat. Am Donnerstag bat er US-Präsident Donald Trump um die Lieferung von Langstreckenwaffen, sollte Russland einen Waffenstillstand weiter ablehnen. Dies sagte er bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem finnischen Präsidenten Alexander Stubb in Kiew.

Nach dem Eindringen russischer Drohnen in den polnischen Luftraum forderte Röwekamp zudem eine bessere Luftabwehr. Die Nato habe zwar bewiesen, dass sie eine solche Bedrohung abwehren könne, sagte er. „Wir stehen bei Luftverteidigung jedoch noch vor sehr großen Herausforderungen, insbesondere zur Abwehr eines massenhaften Drohnenangriffs. Hier müssen wir die militärischen Fähigkeiten ausbauen und auch die deutschen Beiträge erhöhen.“

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Seit Kriegsbeginn haben Polen und die Nato-Staaten im Baltikum immer wieder Verletzungen ihres Luftraums durch russische Drohnen gemeldet. Bislang waren aber nie derart viele Drohnen in den Luftraum eines Nato-Mitglieds eingedrungen, zum ersten Mal wurden zudem russische Drohnen abgeschossen. 

Die Bundesregierung hatte am Donnerstag angekündigt, ihre Hilfe für die Luftraumüberwachung über dem östlichen Nato- und EU-Partner auszuweiten. Das kündigte Regierungssprecher Stefan Kornelius an.

„Neben den bereits bestehenden Verpflichtungen im Baltikum und in Polen wird die Bundesregierung das Air Policing über Polen verlängern und ausweiten.“ Bisher leistet die Bundeswehr etwa mit einem Patriot-Luftabwehrsystem sowie der Beteiligung an Patrouillenflügen einen Beitrag auch für die drei baltischen EU- und Nato-Staaten.

Konkret wird nach Angaben des Verteidigungsministeriums die am Luftwaffenstützpunkt Laage bereitstehende Alarmrotte bis zum 31. Dezember 2025 verlängert. Ursprünglich sei das Ende des Einsatzes für den 30. September 2025 geplant gewesen.

Zudem werde die Zahl der eingesetzten Eurofighter auf vier verdoppelt. Dies entspreche zwei sogenannten Quick Reaction Alert-Rotten (QRA) gemäß Nato-Anforderung. Die Luftwaffe werde die Einsatzbereitschaft umgehend herstellen, hieß es weiter.

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