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Schlimmer als Corona?: Sportvereine kämpfen mit hohen Energiepreisen
Für manche Klubs sind die Gas- und Stromkosten existenzbedrohend. Der „Bewegungsgipfel“ der Bundesregierung soll sich des Themas annehmen.
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Die Energiekrise könnte Deutschlands Breitensport härter treffen als die Corona-Pandemie. Was die hohen Gas- und Strompreise bedeuten, hat man im bayerischen Mittenwald bereits zu spüren bekommen – das dortige Eisstadion stand zwischenzeitlich vor der endgültigen Schließung.
Schon vor dem Beginn der Wintersaison ging im Oktober aus einer Umfrage des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) hervor, dass mehr als 40 Prozent der Sportvereine hierzulande starke Auswirkungen durch die Energiekrise erwarten. Zum Vergleich: Die Pandemie hatten nur 26 Prozent der Vereine als starke Belastung wahrgenommen.
Dabei hat schon die Corona-Krise die Sportvereine, die eine wesentliche Rolle für den gesellschaftlichen Zusammenhalt in Deutschland spielen, schwer getroffen. Rund 800.000 Mitgliedschaften gingen während der Pandemie verloren. Inzwischen kehren die Menschen zwar wieder in die Vereine zurück. Doch nun könnten die hohen Gas- und Stromtarife in einen „Energie-Lockdown“ führen: Falls Schwimmbäder nicht mehr beheizt und Flutlichtanlagen auf den Plätzen nicht mehr betrieben werden können, würde das vielerorts das Aus für den Breitensport bedeuten.
Ein Unions-Antrag, den Linke und AfD unterstützten
Am 13. Dezember will sich die Bundesregierung bei einem „Bewegungsgipfel“, an dem unter anderem Gesundheitsminister Karl Lauterbach und Innenministerin Nancy Faeser (beide SPD) teilnehmen werden, mit der Frage beschäftigen, wie der Breitensport nach fast drei schwierigen Pandemie-Jahren wieder in Gang gebracht werden kann. Nach Auffassung des DOSB ist es aber notwendig, bei dem Treffen auch die Energiekrise anzusprechen.
Dass die Lage brenzlig ist, zeigt die Tatsache, dass in der vergangenen Woche im Sportausschuss des Bundestags ein Antrag der Union, in dem die Bundesregierung zum Handeln aufgefordert wurde, sowohl von der Linkspartei als auch von der AfD unterstützt wurde. Der Antrag wurde nur knapp mit den Stimmen der Ampel abgelehnt.
Die Bundesländer müssen auch in die Pflicht genommen werden.
Grünen-Politiker Marcel Emmerich
Dabei räumte der Grünen-Abgeordnete Marcel Emmerich ein, dass die Situation angesichts der hohen Energiepreise für die Sportvereine „dramatisch“ sei. Nach seinen Worten müssten die Bundesländer in die Pflicht genommen werden.
Die Hilfen, mit denen die Länder den Vereinen und Sportverbänden in der Energiekrise helfen, fallen unterschiedlich hoch aus. In Niedersachsen sollen mehr als 36 Millionen Euro gewährt werden, in Mecklenburg-Vorpommern sind es hingegen nur 2,5 Millionen.
CSU kritisiert Bundesregierung
In Bayern, der Heimat des CSU-Bundestagsabgeordneten Stephan Mayer, fließen nach dessen Angaben in diesem und im kommenden Jahr Hilfsgelder in Höhe von 40 Millionen Euro. Im Bund wiederum sind im „ReStart“-Programm der Bundesregierung zur Wiederbelebung der Vereine nach der Pandemie 25 Millionen Euro vorgesehen.
Wenn man bedenke, dass es 87.000 Sportvereine in Deutschland gebe, handele es sich bei den 25 Millionen Euro vom Bund keineswegs um eine große Summe, sagte Mayer dem Tagesspiegel. Mit Blick auf das Spitzentreffen am 13. Dezember sagte er: „Es wäre für die Verbesserung der Situation des Sports in Deutschland sehr wichtig, dass der ‚Bewegungsgipfel' ein klares Zeichen des Neustarts im Sport nach der Pandemie setzt.“
Der CSU-Politiker monierte aber, dass das Parlament beim politischen Teil des Gipfels lediglich durch den Vorsitzenden des Sportausschusses, Frank Ullrich (SPD), vertreten sei.
Der Staat kann nicht jede Preissteigerung vermeiden.
Ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums
„Immerhin scheint die Bundesregierung verstanden zu haben, dass Sport ein klassisches Querschnitt-Thema ist, auch wenn die federführende Zuständigkeit für die Hilfen in der Energiekrise beim Wirtschaftsministerium liegt“, sagte der sportpolitische Sprecher der Unionsfraktion weiter.
Im Ministerium von Robert Habeck (Grüne) geht man derweil davon aus, dass die Sportvereine von der geplanten Strom- und Gaspreisbremse genauso profitieren werden wie die Wirtschaft. „Der Staat kann nicht jede Preissteigerung vermeiden, aber er geht entschlossen vor und wendet große Kraft auf, um in der Breite Druck von privaten Haushalten, sozialen Einrichtungen, Kulturbetrieben und der Wirtschaft zu nehmen“, sagte ein Ministeriumssprecher.
Die Abgeordnete Sabine Poschmann (SPD) weist derweil darauf hin, dass längst nicht alle Vereine um ihre Existenz bangen müssten. Einige Fachverbände hätten angegeben, dass sie die Hilfen des Bundes gar nicht benötigten, weil sie auf andere Finanztöpfe zugreifen könnten. Das sei eine „ehrliche Sichtweise“, sagte Poschmann.
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