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Im Mai wurden 27 Prozent der insgesamt in der EU sowie in Norwegen und der Schweiz abgegebenen Asylgesuche in Deutschland gestellt.

© dpa/Uli Deck

Zahlen der EU-Asylagentur: Deutschland ist wichtigstes Zielland für Asylbewerber

Mehr als die Hälfte der in europäischen Ländern abgegebenen Asylanträge von Syrern, Afghanen und Türken wurden im Mai in Deutschland gestellt. Das geht aus den jüngsten Zahlen der EU-Asylagentur hervor.

Die Zahl der Asylbewerber steigt weiter an. Insgesamt wurden im Mai in den 27 EU-Staaten sowie in Norwegen und der Schweiz 87.000 Asylanträge gestellt – 16 Prozent mehr als im April. Mehr als die Hälfte der in Europa abgegebenen Asylanträge von Menschen aus Syrien, Afghanistan und der Türkei wurden im vergangenen Mai in Deutschland gestellt. Das geht aus den jüngsten Zahlen der EU-Asylagentur (EUAA) hervor.

Nach den Angaben der EU-Asylagentur war die Zahl der registrierten Asylbewerber im vergangenen Mai um 24 Prozent höher als im Vorjahresmonat. Die meisten Asylanträge kamen von Menschen aus Syrien (12.000), Afghanistan (8.100) und der Türkei (5.400).

Deutschland ist von dieser Krise am stärksten betroffen.

Alexander Throm (CDU), innenpolitischer Sprecher der Unionsfraktion

Bei den Anträgen aus Syrien verzeichnete die EUAA einen Anstieg um 48 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, während bei Afghanen ein Rückgang um acht Prozent verzeichnet wurde. Einen erheblichen Anstieg gab es hingegen bei den Asylanträgen von Menschen aus der Türkei. Hier wuchs im Mai die Zahl der Asylbewerber im Vergleich zum Vorjahr um fast zwei Drittel.

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Auch Spanien und Frankreich wichtige Zielländer

Wie die EU-Asylagentur weiter mitteilte, wurden im Mai bei den Bürgerkriegsflüchtlingen aus Syrien insgesamt 9700 Asylentscheidungen in erster Instanz verzeichnet. In 95 Prozent der Fälle wurde dabei Schutz gewährt. Die Anerkennungsquote bei Flüchtlingen aus Syrien ist damit seit Mitte 2021 leicht gestiegen. Damals lag die Quote noch unter 90 Prozent. Zunehmend werde den betroffenen Menschen aus Syrien aber nicht der Flüchtlingsstatus verliehen, teilte die EU-Asylagentur mit. Stattdessen erhielten sie nach Angaben des EUAA häufig lediglich subsidiären Schutz. Dieser Status wird verliehen, wenn den Flüchtlingen im Herkunftsland ernsthafter Schaden durch schwere Menschenrechtsverletzungen droht.

Mit Blick auf die Gesamtzahl der Asylbewerber liegt Deutschland bei den Anträgen ebenfalls vorn. Im Mai wurden hierzulande 27 Prozent der Anträge gestellt, gefolgt von Spanien (20 Prozent), Frankreich (15 Prozent) und Italien (13 Prozent). Dabei gibt es Unterschiede bei den Nationalitäten der Antragsteller: Menschen aus spanischsprachigen Ländern wie Venezuela, Kolumbien und Peru, die in der Europäischen Union Asyl beantragen, stellten ihre Anträge vor allem in Spanien.

Bei den Asylbewerbern von der Elfenbeinküste war Frankreich das wichtigste Zielland, zunehmend werden Anträge in diesen Fällen auch in Italien gestellt. In diesem Jahr wurden bislang erheblich mehr Asylanträge von Menschen von der Elfenbeinküste gestellt. Im Mai wurden in diesen Fällen insgesamt 1800 Asylanträge registriert – ein Plus von 155 Prozent gegenüber dem Mai 2022.

Flüchtlinge aus anderen afrikanischen Staaten kampieren in der tunesischen Stadt Sfax.
Flüchtlinge aus anderen afrikanischen Staaten kampieren in der tunesischen Stadt Sfax.

© Reuters/Jihed Abidellaoui

Die EU-Asylbehörde spricht angesichts der weiter steigenden Asylbewerberzahlen von einem „anhaltenden Druck auf die Behörden in den Nationalstaaten“. Ende Mai stand bei insgesamt 667.000 Asylverfahren eine erstinstanzliche Entscheidung aus. Damit stieg die Zahl nicht abgearbeiteter Fälle im Vergleich zum Vorjahresmonat um 32 Prozent.

„Europa befindet sich seit Monaten in einer schweren Migrationskrise, und es gibt keine Anzeichen, dass der Druck nachlassen wird“, sagte der innenpolitische Sprecher der CDU/CSU-Fraktion, Alexander Throm, dem Tagesspiegel. „Deutschland ist von dieser Krise am stärksten betroffen“, sagte der CDU-Politiker weiter.

„Laissez-faire-Migrationspolitik endlich beenden“

Innenministerin Nancy Faeser (SPD) müsse „ihre Laissez-faire-Migrationspolitik endlich beenden und den Ernst der Lage erkennen“, forderte Throm. „Der Schutz der deutschen Grenzen hätte längst zur Priorität gemacht werden müssen, allein in diesem Jahr haben schon über 160.000 Personen einen Asylantrag in Deutschland gestellt“, sagte er weiter. Das entspreche fast der Größenordnung von zwei Großstädten. „Die Ampel muss endlich auch auf eine Rückkehr zu rechtsstaatlichen Verfahren drängen: Für einen Großteil der Migranten sind nicht wir zuständig, sondern die EU-Staaten, in denen die Personen zuvor waren“, sagte er weiter. „Es kann nicht sein, dass die EU uns einfach auf diesen Personen sitzen lässt.“

Im vergangenen Monat hatten sich die EU-Innenminister auf eine Reform des europäischen Asylsystems geeinigt. Demnach sollen künftig Schnellverfahren an den EU-Außengrenzen für Asylbewerber mit einer geringen Bleibeperspektive möglich sein. Über den endgültigen Gesetzestext stehen nun Verhandlungen zwischen den EU-Mitgliedstaaten, dem Europaparlament und der EU-Kommission an.

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