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Im Aufstieg. Axel J. Arendt, hier auf einem Archivfoto, war schon Manager bei Daimler, EADS/DASA und Rolls-Royce. 2004 führte er Queen Elizabeth durch die Rolls-Royce-Niederlassung in Dahlewitz (Teltow-Fläming).

©  dpa

Brandenburg: Ein Mann für schwierige Fälle

Für den Neuen im BER-Aufsichtsrat gibt es viel Lob. Die Debatte um Mehdorns Nachfolge irritiert dagegen

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Potsdam - Dieser Mann könnte, wenn Berlin und der Bund ihr Okay geben, der neue Aufsichtsratsvorsitzende des Pannen-Airports BER in Schönefeld werden: Brandenburgs Landesregierung hat Axel J. Arendt, 65 Jahre, früher Top-Manager unter anderem bei Daimler und RollsRoyce, am gestrigen Dienstag offiziell für den Aufsichtsrat der Flughafengesellschaft nominiert, aus dessen Mitte der Nachfolger für den scheidenden Berliner Regierenden Klaus Wowereit (SPD) gefunden werden muss. An der Sitzung am Freitag in Motzen wird demnach Arendt bereits teilnehmen. Eine Vorentscheidung für den Vorsitz gebe es aber noch nicht, sie werde „in den nächsten Wochen und Monaten“ in Abstimmung mit Berlin und dem Bund getroffen, betonte Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD), als er am Dienstag in der Staatskanzlei die Personalie und Brandenburgs strategische Neuaufstellung zum BER-Flughafen verkündete. Es ist eine Aufstellung, die auch Berlins künftigen Regierenden Michael Müller (SPD) in Zugzwang bringt. Woidke sagte: „Der designierte Regierende ist von mir umfassend informiert.“

Brandenburgs Regierungschef bleibt trotz des Unverständnisses im Berliner Senat dabei, anders als Michael Müller nicht selbst in das Gremium zu gehen, was er auf Nachfrage so begründete. „Der Ministerpräsident hat die Regierungsarbeit zu koordinieren. Und diese besteht, so sehr ich es bedaure, nicht nur aus dem BER.“ Der BER als wichtigstes Infrastrukturprojekt der Region sei dennoch Chefsache, „für meine Arbeit ein ganz, ganz wichtiger Punkt“, er habe dazu wöchentlich Beratungen, Termine, Abstimmungen.

Wenn man aber als Regierungschef in den Aufsichtsrat des Flughafens gehe, „dann ist das nicht nur eine Frage des Wollens, sondern auch eine Frage der Zeit“, erklärte Dietmar Woidke. „Kann man es leisten? Oder hat man nicht gerade als Regierungschef so viele Dinge zu tun, die es fast unmöglich machen, diese Aufgabe so wahrzunehmen, wie man sie wahrnehmen muss.“ Für Brandenburg entscheidend sei, mit „hoher Fachkompetenz im Aufsichtsrat vertreten“ zu sein, um das Projekt voranzubringen. Man folge mit dem Mix aus Staatssekretären und Wirtschaftsexperten auch Empfehlungen des Landesrechnungshofs.

Die Hoffnungen ruhen besonders auf dem neuen Hochkaräter Axel J. Arendt. Vor zwei Jahren war Arendt schon einmal gefragt worden, ob er in den Aufsichtsrat geht, es war die Zeit, ehe Mehdorn kam, als das BER-Chaos am größten war. Damals winkte Arendt noch ab. Woidke zeigte Genugtuung, dass er Arendt gewinnen konnte. „Die Leute stehen nicht unbedingt Schlange, um einen Sitz im Aufsichtsrat des BER zu besetzen.“ Der heute 65-Jährige, der seit Kurzem wieder in Berlin lebt, hatte Maschinenbau und Wirtschaftsingenieurwesen studiert, ehe er eine steile Karriere als Manager hinlegte. Eine mit gewissen Parallelen zu der des Hartmut Mehdorn. Arendt arbeitete elf Jahre in der Stuttgarter Konzernzentrale von Mercedes-Benz im „Controlling“, war dann ab 1990 für den Konzern im Ausland, ab 1998 Präsident der Landes-Geschäftsleitungen in Argentinien und der Türkei. Von 2000 bis 2002 war Arendt Finanzvorstand des Luftfahrt- und Rüstungsunternehmens EADS/DASA, bei dem ein Jahrzehnt vorher die Karriere Mehdorns begann. Nach dem Wechsel zu Rolls-Royce 2002 war er zunächst Deutschlandchef – in diese Zeit fielen auch die Großinvestitionen in das Werk in Dahlewitz (Teltow-Fläming) – , dann bis 2009 in der Konzernzentrale in London, zwischenzeitlich Chefmanager der Rüstungssparte. Mit der Haupstadtregion, mit dem neuen Flughafen ist Arendt vertraut. Er war offizieller Repräsentant Brandenburgs und Berlins, der für Ansiedlungen in der Flughafenregion die Werbetrommeln rührte, etwa auf Messen. „Er ist ein Experte in vielen Bereichen. Ich denke, er kann uns helfen, dass wir weiterkommen“, so Woidke. Man habe bewusst nicht einen reinen Bauexperten gewählt. „Denn am BER ist das Thema nicht nur Bauen. Es sind auch Finanzen, Koordination, Organisation und Brandschutz.“ 

Zu den jüngsten Irritationen und Turbulenzen um eine mögliche Nachfolge von Hartmut Mehdorn an der Spitze der Flughafengesellschaft und den publik gewordenen ersten Kandidatensondierungen hielt sich Woidke bedeckt. Auf Anfrage schloss Woidke aber eine vorzeitige Ablösung Mehdorns aus. „Sein Vertrag läuft bis 2016. Ich gehe davon aus, dass er ihn erfüllt.“ Über eine Verlängerung werde man Anfang 2015 im Kreise der Gesellschafter und „natürlich unter Einbeziehung von Herrn Mehdorn“ sprechen. Ein informelles Sondierungsgespräch, das Woidke, Müller, und Bundesverkehrsstaatssekretär Rainer Bomba (CDU) kommenden Montag mit dem derzeitigen Chef des Köln-Bonner Flughafens führen wollten, wurde abgesagt. In Aufsichtsratskreisen war am Dienstag von „unprofessionellem Vorgehen“ die Rede. „So geht man mit Mehdorn nicht um.“

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