BER-Debakel: Flughafen-Eröffnung wackelt schon wieder
Die Brandschutzanlage am BER macht erneut Probleme, jetzt könnten aufwendige Umbaumaßnahmen am Flughafenterminal nötig werden. Auch der Eröffnungstermin im Oktober 2013 könnte wackeln.
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Schönefeld - Wegen neuer Probleme mit der Brandschutzanlage wachsen die Zweifel am Eröffnungstermin 27. Oktober 2013 für den Flughafen BER. „Es gibt einfach nach wie vor so viele Ungereimtheiten, dass es voreilig war, einen neuen Termin zu nennen“, sagte FDP-Verkehrsexperte Patrick Döring den PNN. Auch der Vorsitzende des Bundestags-Verkehrsausschusses, Anton Hofreiter (Grüne), sagte: „Niemand weiß, ob der Termin wirklich zu halten ist. Das wird sich zeigen, wenn die Baustelle mal wieder läuft.“ Der CDU-Fraktionschef im brandenburgischen Landtag, Dieter Dombrowski, warf der BER-Geschäftsführung und Ministerpräsident Matthias Platzeck vor, dem Landtag die erneuten Probleme verschwiegen und die Parlamentarier belogen zu haben.
Hintergrund ist ein neues Brandschutzgutachten. In diesem werden gravierende Abweichungen zwischen „Brandschutzkonzept, Baugenehmigung und baulicher Realisierung“, wie der Technik-Chef der Berliner Flughafengesellschaft, Horst Amann, sagte, aufgelistet. Selbst aufwendige Umbaumaßnahmen im Terminal könnten nötig werden, die den Zeitplan massiv gefährden würden. Die Einhaltung des Termins wird in dem Gutachten als kritisch bewertet. Amann berät nun mit Planern, Baufirmen und Brandschutzexperten mögliche Lösungen. Klarheit, ob der Termin zu halten ist, soll es in den nächsten Tagen geben.
Ob der Aufsichtsrat bereits zur Sitzung am 1. November über die neuen Risiken informiert war, blieb unklar. Das Gutachten lag der Flughafen-Geschäftsführung bereits seit dem 30. Oktober vor. BER-Sprecher Ralf Kunkel erklärte nur, dass die Gesellschafter unterrichtet worden seien. Aus Berlin hieß es, dass dies kein Thema der Aufsichtsratssitzung gewesen sei. Die Informationen seien den Gesellschaftern auf Arbeitsebene mitgeteilt worden. Senatssprecher Richard Meng sagte, dass man sich auf den „Problemlöser Amann“ verlasse. Er müsse klären, ob eine neue Lage vorliege. Bevor diese Klärung nicht erfolgt sei, könnten Außenstehende das Gutachten nicht bewerten. Brandenburgs Regierungssprecher Thomas Braune sagte, man vertraue in Amanns Problemlösungskompetenz. Der Bund, der dritte Gesellschafter, sah sich am Sonntag nicht in der Lage, Stellung zu beziehen.
Döring forderte eine schnelle Aufklärung. Es sei keine vertrauensbildende Maßnahme, dass der Verkehrsausschuss des Bundestages bei seiner Sitzung zum BER am vergangenen Mittwoch nicht über das Gutachten informiert worden sei, obwohl dieses Geschäftsführung und Gesellschaftern seit Tagen bekannt war. „Es drängt sich der Eindruck auf, dass etwas vertuscht werden sollte“, sagte der FDP-Generalsekretär. Brandenburgs CDU-Fraktionschef Dombrowski sagte: „Der Ministerpräsident und die Geschäftsführung hätten gut daran getan, den Landtag zu informieren.“ Tatsächlich war am vergangenen Mittwoch, eine Woche nachdem Amann die Gesellschafter informierte, keine Rede von neuen Schwierigkeiten beim Brandschutz. Das Projekt bewege sich „insgesamt im Terminplan“, um den Flughafen am 27. Oktober 2013 zu eröffnen, hatte Amman gesagt.
Carl-Heinz Klinkmüller (CDU), Vize-Landrat im Landkreis Dahme-Spreewald, dem die zuständige Baubehörde untersteht, sagte, nun werde die Lage auf der BER-Baustelle ungeschminkt deutlich und nicht mehr beschwichtigt. „Endlich ist das auch beim Flughafen angekommen. Das hat lange gedauert.“
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