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Eine Grippeschutzimpfung wird verabreicht. (Archivbild)

© dpa/Markus Scholz

Kassenärzte in Sorge: Weniger Brandenburger lassen sich impfen

Zuletzt waren in Brandenburg nur noch rund 52,2 Prozent der Über-60-Jährigen gegen Grippe geimpft. Ärztinnen und Politik haben Vorschläge, wie sich die Quote erhöhen lässt.

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Brandenburgs Kassenärzte machen sich Sorgen wegen niedriger Impfquoten: In der abgelaufenen Grippesaison waren nur rund 52,2 Prozent der Über-60-Jährigen im Land gegen Gruppe geimpft. Damit liegt das Land zwar bundesweit auf Platz drei hinter Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt. In der Grippesaison 2020/2021 lag die Impfquote nach Angaben des Potsdamer Gesundheitsministeriums aber noch bei 65 Prozent.

„Wir sind gut, aber wir sind nicht gut genug“, sagte die Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Brandenburg, die Lübbenauer Urologin Catrin Steiniger, bei einem „Runden Tisch Impfen“ im Haus der Brandenburger Ärzteschaft in Potsdam.

Unterstützung erhielt sie von Gesundheitsministerin Britta Müller (parteilos, für BSW): „Die sinkende Impfbereitschaft ist ein Problem.“ Standardschutzimpfungen seien für den Bevölkerungsschutz von großer Bedeutung. „Die zweifache Masernimpfung verhindert zum Beispiel bei über 96 Prozent der Geimpften den Ausbruch einer Erkrankung“, sagte Müller. „Masern sind keine harmlose Kinderkrankheit, sondern zählen zu den ansteckendsten Infektionskrankheiten, die auch zu schweren Verläufen führen können.“ Ihre Verbreitung könne verhindert werden, wenn mehr als 95 Prozent der Bevölkerung geschützt seien.

„Gleichzeitig nehmen wir die Sorgen in der Bevölkerung zum Thema Impfen sehr ernst: Die öffentliche Debatte um neu entwickelte mRNA-Impfstoffe hat in Teilen der Bevölkerung zu Verunsicherung geführt, die sich auch auf gut erforschte Standardimpfungen negativ ausgewirkt hat“, sagte Müller. „Hier braucht es verlässliche Informationen, niederschwellig erreichbare Impfangebote und den direkten Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern.“

Die Potsdamer Amtsärztin Katharina Böhm sprach sich dafür aus, an Brandenburger Schulen ein Unterrichtsfach „Gesundheit und Lebenskompetenz“ zu verankern. Dort sollten Kinder und Jugendliche sowohl Informationen über Impfungen als auch über Erste Hilfe oder zum Beispiel Sexualaufklärung erhalten.

Steiniger wiederum kritisierte Regressforderungen der Krankenkassen für nicht verbrauchte Impfdosen. „Die Ärztinnen und Ärzte, die da sind, sind impfbereit – aber ich muss schon im Frühjahr die Impfdosen für die Influenza-Impfungen im Herbst bestellen“, erläuterte sie. Zu diesem Zeitpunkt könne sie aber noch nicht ahnen, wie viele Patienten sich im Herbst impfen lassen wollen. Wenn Impfstoff nicht verimpft werde, drohten aber Regressforderungen der Krankenkassen.

„Dafür müssen wir eine Lösung finden“, sagte Steiniger. „Denn wenn ich nicht weiß, ob ich alle Impfdosen verimpfe, bestelle ich natürlich weniger Impfdosen – aber wenn es dann einen höheren Bedarf gibt, habe ich nichts mehr da.“

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