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Rechtsextremismus: Neonazis greifen ihre Gegner an

Berliner und Brandenburger Neonazis sind in diesem Sommer offenbar aktiver gewesen als bislang bekannt.

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Berlin -  Mehrere Aktion rechnen Kenner der Szene einem Kreis von jungen Rechtsextremen zu, die seit einigen Jahren vor allem im Süden Berlins und dem südlichen Umland aktiv sind. Sie sollen zu einem Netzwerk um die einschlägig bekannte Internetseite „Nationaler Widerstand Berlin“ gehören, auf der Neonazis eine regelmäßig aktualisierte Liste mit ihren „Feinden“ mit den Namen von Politikern, Antifa-Aktivisten, von linken Einrichtungen, aber auch Journalisten veröffentlichen. Möglicherweise nutzen Brandenburger Neonazis das Signum dieser Internetseite für ihre Aktionen, um der repressiven Verbotspraxis in Brandenburg zu entgehen.

Wie berichtet hatten Unbekannte in der Nacht zum Mittwoch auf das Treptower Wohnhaus des Berliner Juso-Vizechefs Nico Schmolke einen Anschlag verübt: Sie warfen eine Scheibe ein und sprengten den Briefkasten. Nun wurde bekannt, dass Neonazis vor zwei Wochen in Britz nachts die Scheiben eines Einfamilienhauses eingeworfen hatten. Zwei Monate zuvor war am selben Haus der Briefkasten mit Böllern gesprengt worden. Dort lebt laut Opferinitiativen ein junge Familie, die mit Anhängern der rechtsextremen NPD aneinandergeraten war, die vergangenen Herbst Wahlkampfwerbung in ihrer Straße verteilt hatten. Zuletzt tauchten in Süd-Neukölln vermehrt Schmierereien mit Nazi-Symbolen auf. 2011war in Britz ein Brandanschlag auf das Anton-Schmaus- Haus der sozialistischen Jugendorganisation „Falken“ verübt worden.

Wegen der „Feindesliste“ auf der rechten Internetseite hatte es kürzlich bei Sebastian Schmidtke, dem 26-jährigen und aus Strausberg stammenden Berliner NPD-Landeschef, eine Razzia gegeben. Bei ihm gefundene Computerdaten wertet die Polizei derzeit aus. Die Betreiber der Internetseite seien nur schwer zu identifizieren, hieß es, da der dazugehörige Server in den USA stehe. Mehrfach waren Berliner, die auf dieser Liste stehen, Opfer rechtsextremer Schläger geworden. „Trotz der endlich gestarteten Verfolgung durch die Behörden“, sagte Bianca Klose von der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus, „machen die Neonazis rund um die Seite weiter.“ Offenbar seien diese nicht ausreichend unter Druck gesetzt worden.

Auch im Teltow-Fläming-Landkreis häufen sich Aktionen von Neonazis, nachdem es nach dem Verbot einer militanten Kameradschaft „Freien Kräfte Teltow-Fläming“ durch das Brandenburger Innenministerium 2011 etwas ruhiger geworden war. So ist kürzlich das Mahnmal für die Opfer des Faschismus im Stadtpark in Zossen mit Hakenkreuzen beschmiert worden – außerdem wurde die Internetadresse jener Neonazi-Seite hinterlassen. Zudem wird ein nächtlicher und unangemeldeter Fackelmarsch von maskierten Neonazis in Hennigsdorf am vergangenen Freitag der rechten Truppe zugeschrieben. 30 bis 50 schwarz gekleidete und maskierte Neonazis aus Berlin und Oberhavel waren mit Fackeln durch die Stadt gezogen, Anlass war der 99. Geburtstag des SS-Kriegsverbrechers Erich Priebke. Die Polizei konnte nur von einigen Neonazis die Personalien feststellen. Die Ermittler fahnden noch nach Organisatoren und weiteren Teilnehmern. Die Staatsanwaltschaft Neuruppin hat eine Belohnung von 1000 Euro für Hinweise ausgesetzt. In Storkow (Oder- Spree) wurden vor dem Haus eines linken Jugendlichen Name, Wohnadresse, Keltenkreuze und die Losung „Game Over“ auf den Beton gesprüht. Auch in alternativen Jugendklubs in Beeskow und Fürstenwalde wurden Keltenkreuze und das Label der Neonazi- Seite an Wände gesprüht, Scheiben gingen zu Bruch, ein Schuppen in Flammen auf. Alexander Fröhlich/Hannes Heine

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