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Seit 2022 mindestens neun Mal in Moskau: Die rätselhaften Reisen von Matthias Platzeck nach Russland
Wegen Geheimtreffen mit russischen Vertretern in Baku steht der frühere brandenburgische Ministerpräsident Platzeck in der Kritik. Recherchen zeigen: Er reiste während des Krieges auch immer wieder nach Moskau.
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Seit Russland die Ukraine im Februar 2022 überfallen hat und einen Krieg mit schätzungsweise hunderttausenden Toten entfachte, ist der frühere SPD-Vorsitzende und brandenburgische Ministerpräsident Matthias Platzeck Recherchen zufolge insgesamt neunmal nach Moskau gereist.
Wie die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“, der „Spiegel“ und die russische Oppositionsplattform „The Insider“ berichten, sei Platzeck von Augenzeugen auf mehreren Flügen erkannt worden. Zudem hätten zwei europäische Nachrichtendienste die Reisen bestätigt. Auch liegen den drei Redaktionen offenbar Einträge aus dem russischen Ein- und Ausreiseregister, sowie Flugbuchungsdaten vor, die Platzecks Reisen bestätigen. Die letzte dieser Reisen fand demnach im März dieses Jahres statt.
Bei einigen der Flüge wurde Platzeck demnach laut Flugdaten durch den geschäftsführenden Vorstand des deutsch-russischen Forums, Martin Hoffmann, sowie durch den früheren Kanzleramtschef Ronald Pofalla (CDU) begleitet.
Platzeck zeigte sich reumütig
Nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine hatte Platzeck reumütig eingeräumt: „Ich habe mich getäuscht“. Platzeck galt als ein Kreml-Versteher innerhalb der SPD. Getäuscht habe er sich, „weil ich das, was jetzt passiert ist, bis vor Kurzem noch für undenkbar gehalten habe.“ Dass er seither mindestens neunmal nach Moskau reiste, erscheint vor diesem Hintergrund erstaunlich.
Zu den Kontaktpersonen Platzecks gehörten in Moskau Vertreter der Akademie der Wissenschaften, hieß es in der „FAS“ unter Berufung auf nicht genannte Quellen. Ein Nachrichtendienst habe in diesem Zusammenhang Alexej Gromyko erwähnt, den Leiter der Europaabteilung der Akademie, der demnach in Kontakt mit Russlands Präsident Wladimir Putin steht.
Platzeck habe eine inhaltliche Stellungnahme ebenso abgelehnt wie Pofalla. Hoffmann schrieb demnach lediglich, seine Arbeit gelte dem zivilgesellschaftlichen Austausch.
Platzeck reiste auch nach Baku
Platzeck und Pofalla hatten schon im Mai öffentlich bestätigt, dass sie sich außerdem in den letzten Jahren dreimal mit russischen Gesprächspartnern in der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku zu vertraulichen Gesprächen getroffen haben.
Unter den Teilnehmenden in Baku war auch der SPD-Bundestagsabgeordnete Ralf Stegner. Nach dessen Angaben war beim bislang letzten dieser Treffen im April auch der Aufsichtsratsvorsitzende des russischen Staatskonzerns Gazprom, Viktor Zubkov, anwesend.
Zwischen 2014 und 2022 stand Platzeck an der Spitze des Deutsch-Russischen Forums – einem Verein, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, den Austausch zwischen Deutschland und Russland zu fördern und für ein friedliches Zusammenleben im europäischen Raum zu werben.
Platzeck setzte sich als einst zentrale Figur innerhalb der SPD über lange Zeit für ein stärkeres Verständnis Russlands ein. Dabei äußerte er sich wiederholt kritisch gegenüber der Osterweiterung der Nato. (mit Agenturen)
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